In Wort und Bild machen gleich mehrere flämische Zeitungen mit dem schweren LKW-Unfall wenige Kilometer vor Brüssel auf der Autobahn E40 zwischen Ostende und Brüssel auf. Drei LKWs waren ausgebrannt, ein Fahrer kam dabei ums Leben, Autos standen kilometerlang im Stau.
"Alles lief schief", fasst es Het Nieuwsblad zusammen. "Inferno sorgt für stundenlangen Stau", so Gazet Van Antwerpen. "Ein ganzer Arbeitstag im Stau", titelt Het Laatste Nieuws.
De Morgen kommentiert: Ein schwerer Unfall hat genügt und tausende Pendler zwischen Affligem und Diegem konnten nicht zur Arbeit fahren. Unfälle wird man nie ganz vermeiden können. Aber man kann dafür sorgen, dass der Verkehrsfluss sinnvoll organisiert wird. Das gilt nach der Erfahrung von gestern ganz besonders für die Neugestaltung des Brüsseler Rings. Zurzeit sieht es so aus, als ob die gleichen Fehler wie in Antwerpen gemacht werden. Man will den Ring um eine Spur erweitern. Aber mehr Spuren locken auch mehr Verkehr an.
Besser wäre es, dem Beispiel der Ringland-Bewegung in Antwerpen zu folgen. Ein sinnvolles, modernes Verkehrskonzept muss her, eine Verzahnung von öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln, von PKW, Bus und Bahn, Tram und Metro. Fahrradwege nicht zu vergessen. Und bei allem muss natürlich berücksichtigt werden, dass am Heysel-Gelände bald ein riesiges Einkaufszentrum entsteht, das eine vernünftige Verkehrsplanung fordert, so De Morgen.
Reiche werden durch Staatsgelder noch reicher
De Standaard schreibt zu einer Studie über das Vermögen der Belgier: Man weiß nicht genau, wie das Vermögen in Belgien verteilt ist, aber laut der Studie ist die Kluft zwischen den Reichsten und den Ärmsten beim Vermögen 45 Mal größer als beim Einkommen. Vermögen, das ist in Belgien zu allererst der Besitz von Immobilien. Er wird durch den Wohnbonus staatlich gefördert. Das bedeutet: Wer sowieso schon reich ist und sich Immobilien leisten kann, der wird durch Staatsgelder noch reicher. Geld, das oftmals für die ärmsten unter uns fehlt. Es ist an der Zeit, diesen Wohnbonus zu reformieren. Doch leider sieht es so aus, als ob in Flandern das keiner ernsthaft in Angriff nehmen will, bedauert De Standaard.
L'Avenir macht sich Gedanken zu der steigenden Zahl der Nicht-Wähler: Was wäre wohl, wenn es in Belgien keine Wahlpflicht geben würde? Hätten wir dann auch Wahlbeteiligungen nur um die 40 Prozent, wie andere europäische Länder beklagen? Das ist zu befürchten. Denn auch bei uns gehen trotz Wahlpflicht mehr als zehn Prozent der Bürger nicht mehr zu den Urnen. Was geht in ihren Köpfen vor? Ist ihnen Demokratie nicht mehr wichtig? Nach den Wahlen am 25. Mai muss man sich auch mit den neuesten Zahlen der Nicht-Wähler beschäftigen, fordert L'Avenir.
Warum war der Dollar in der Finanzkrise nie bedroht?
In Belgien sind Unternehmen wieder von der Pflicht befreit, alle drei Monate Unternehmensbilanzen vorzulegen. Dazu schreibt die Wirtschaftszeitung L'Echo: Anfang 2008 wurde diese drei Monatsbilanz-Pflicht eingeführt, weil man damals bei der EU-Kommission noch glaubte, dass durch Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit Anleger ihr Geld besser investieren könnten. Trotzdem kam die Krise und man erkannte, dass auch die drei-Monats-Bilanzen Katastrophen nicht vermeiden. Die Aufhebung der Pflicht ist daher nur konsequent, findet L'Echo.
Mit dem Ende der Euro-Krise allgemein beschäftigt sich La Libre Belgique: Die Euro-Zone sieht Licht am Ende des Tunnels. Nach Irland hat jetzt auch Portugal angekündigt, künftig ohne internationale Hilfe auszukommen. Eines Tages muss man Bilanz ziehen über diese Euro-Krise. Wie konnte es sein, dass die Finanzkrise, die ihren Ursprung in den USA hatte, zwar die Existenz des Euro bedroht hat, aber niemals die des Dollars? Zuvor jedoch muss sich Europa um ein weiteres dringendes Problem kümmern, nämlich um die Reform des Arbeitsmarktes. Lösungen müssen gefunden werden, vor allem für die Schwächsten, die jungen Menschen und alleinerziehende Mutter, so La Libre Belgique.
Versagen ist in Frankreich nicht vorprogrammiert
Als "bittere Enttäuschung" wertet Le Soir die ersten zwei Jahre der Präsidentschaft von François Hollande in Frankreich. Die Zeitung sieht aber Hoffnung für die Zukunft: Mit Manuel Valls als neuer Regierungschef beginnt eine neue Phase. Versagen ist nicht vorprogrammiert. Wachstum wird es wieder geben. Es ist die Aufgabe von François Hollande, das Umfeld dafür zu schaffen. Das liegt nicht nur im Interesse von Frankreich sondern auch im Interesse von Europa, meint Le Soir.
Bild: Benoit Doppagne/BELGA