"PS und MR werden sich am 1. Mai keine Blumen zuwerfen", davon ist Le Soir überzeugt. Die Parteiveranstaltungen am morgigen Feiertag werden beide Formationen nutzen, um wieder Stimmung gegen den jeweils anderen zu machen. Die noch verbleibenden 25 Tage bis zur Wahl versprechen turbulent zu werden.
Eine Aussage beherrscht seit Dienstag den Wahlkampf und die Schlagzeilen. Es ist der Vorstoß der französischsprachigen Liberalen, nicht mit der N-VA von Bart De Wever regieren zu wollen. Le Soir findet: Das Problem mit solchen Versprechungen ist, dass man sie auch hinterher einhalten sollte, wenn man glaubhaft sein will. Doch was, wenn die Nationalisten unumgänglich werden? Steuern wir dann auf eine neue Krise zu?, fragt die Zeitung.
Alles nur Taktik?
Het Laatste Nieuws ist überzeugt davon, dass Didier Reynders die Anti-N- VA-Haltung nur aus rein strategischen Gründen angenommen hat. De Wever wird er wohl längst zugeflüstert haben, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, und dass der Vorstoß nur dem Zweck dient, im französischsprachigen Landesteil Wählerstimmen zu gewinnen und die PS zu schwächen. Ein riskantes und dazu noch äußerst dämliches Wagnis, urteilt das Blatt. De Morgen sieht das ähnlich. Zwischen den Zeilen sagt die MR Folgendes: Auch wenn Sie uns nicht mögen und eigentlich nicht für uns wählen würden, geben Sie uns trotzdem Ihre Stimme. Denn wenn wir besonders stark werden, können wir ein Krisenszenario verhindern. Dabei sollten die Parteien doch wissen, dass die Anzahl Wähler, die aus strategischen Überlegungen ihr Kreuzchen plötzlich an einer anderen Stelle machen, eher gering ist. Damit wird man das vorausgesagte Wahlergebnis kaum ändern können.
Gazet Van Antwerpen meint: Das Wahlfieber muss noch abklingen. Erst am Morgen des 26. Mai wird man sehen, was von den Vetos, mit denen einige Parteien derzeit wild um sich werfen, übrig bleibt.
Was passiert nach dem 25. Mai?
La Libre Belgique blickt mit einem Politikwissenschaftler auf eben diesen Tag nach der Wahl. Wie sehen die möglichen Koalitionen aus? Und unter welchen Umständen steht uns eine neue politische Krise ins Haus? Der Experte listet alle Szenarien auf. Het Belang Van Limburg notiert: Alles ist möglich. Wenn Bart De Wever auf seinem Konföderalismus besteht, dann stellt er sich wieder ins Abseits, weil derzeit keine andere Partei eine weitere Staatsreform wünscht. Ist er dagegen bereit, in eine Koalition mit sozialwirtschaftlichem Schwerpunkt einzutreten und die Überlegungen zur weiteren Umstrukturierung Belgiens an den neuen Senat zu überlassen, dann ist eine Föderalregierung mit N- VA-Beteiligung sehr wohl denkbar. Het Nieuwsblad schreibt: Wann hört die Klüngelei endlich auf und wann geht es in diesem Wahlkampf endlich mal um Inhalt? Sinngemäß drückt sich L'Echo ebenfalls so aus.
Berlusconi und Van Rompuy
"Werft Berlusconi aus der Europäischen Volkspartei raus". So wird die belgische EU-Abgeordnete Marianne Thyssen von der CD&V auf der Titelseite von De Morgen zitiert. Nach seinen neuen, beleidigenden Aussagen zur deutschen Nazi-Vergangenheit sei Berlusconi eine tickende Zeitbombe für die EVP. Thyssen fordert Berlusconis Partei Forza Italia und ihre europäische Fraktion auf, sich ein für alle Mal von ihm zu distanzieren.
De Standaard bringt ein ausführliches Interview mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Anlass ist sein neues Buch über Europa in unruhigen Zeiten. Darin verteidigt er die Krisenpolitik der Europäischen Union. Die Vereinigten Staaten von Europa sollten wir lieber vergessen. Ähnlich wie Belgien sei die EU ständig im Wandel. Sie ist unterwegs, es geht voran, aber das Heilige Land wird sie nie erreichen, sagt Van Rompuy.
Lichtblick für Fortis-Anleger und Stammspieler für die WM
Laut L'Echo wird die Justiz eine Klage von Tausenden Kleinaktionären gegen die ehemalige Fortis-Bank zulassen. Das Brüsseler Handelsgericht hat dem Antrag der Vereinigung Deminor stattgegeben. Über 5.000 Anleger werfen der ehemaligen Fortis-Leitung vor, sie bei der Übernahme der niederländischen ABN Amro getäuscht zu haben und fordern Schadensersatz für die erlittenen Verluste. Wie sich später herausstellte, hatte sich die Fortis mit dem Kauf 2007 finanziell übernommen. Die Bank musste kurzerhand mit Steuergeldern gerettet werden.
Het Laatste Nieuws hat sich mit Marc Wilmots, dem Trainer der Roten Teufel unterhalten. 43 Tage vor dem Start der Fußball-WM gab er die Namen von fünf Spielern bekannt, die bei jeder Partie der belgischen Nationalmannschaft auf dem Platz stehen werden. Zur Stammelf gehören Vincent Kompany, Thibaut Courtois, Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Axel Witsel. Die Spielerfrauen sind bei der WM nicht zugelassen. Außer, fügt Wilmots lächelnd hinzu, außer die Roten Teufel schaffen es ins Halbfinale.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)