Deutliche Worte von Didier Reynders auf der Titelseite von Le Soir: "Die MR will nicht mit der N-VA regieren". De Standaard fasst es so zusammen: "Die MR schlägt der N-VA die Tür ins Gesicht".
Mit einer ungewöhnlich klaren Ansage erteilt der liberale Außenminister den Nationalisten eine Abfuhr. Weder in Brüssel noch auf föderaler Ebene strebe er eine Koalition mit der N-VA an. Den französischsprachigen Liberalen und ganz besonders Reynders war vermehrt vorgeworfen worden, mit verdeckten Karten zu spielen und mit den Nationalisten zu flirten. Dem ist nicht so: Reynders spricht sich in den beiden Zeitungsinterviews klar für eine Regierung ohne Beteiligung der N-VA aus. "Wir haben kein Vertrauen in die Partei von Bart De Wever. Null. Zéro.", wird MR-Präsident Charles Michel in De Standaard zitiert. Außerdem wirft er den französischsprachigen Sozialisten von der PS vor, durch ihre starre und konservative Haltung die Nationalisten in Flandern zu stärken.
MR vs. N-VA: pro und contra
Le Soir begrüßt die Haltung von Außenminister Reynders. Mit seinem Nein zur N-VA schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Er stärkt dadurch die Position seiner eigenen Partei und schwächt zugleich die PS, die sich damit nicht mehr allein als letzte Bastion gegen die flämischen Nationalisten präsentieren kann.
De Standaard dagegen hält den Vorstoß von Reynders für egoistisch und brandgefährlich. Egoistisch, weil er sehr kurzsichtig vorgeht und nur an sich denkt. Die MR will um jeden Preis die Oppositionsränge in Brüssel und der Wallonie verlassen und Regierungsverantwortung übernehmen. Und brandgefährlich, weil die N-VA nach der Wahl die stärkste Kraft des Landes werden könnte. Was dann?, fragt die Zeitung. Einen großen Bogen werden die Französischsprachigen nicht mehr um sie machen können. Die klare Ansage von Reynders zwingt PS und CDH jetzt fast nachzuziehen und sich ebenfalls gegen die N-VA zu positionieren. Die frankophonen Parteien beteuern ständig, dass sie Belgien retten wollen, aber jetzt pokern sie ziemlich hoch. Ein riskantes Spiel, urteilt De Standaard.
Lütticher MCC will das Parteibuch wechseln
La Libre Belgique berichtet über einen anderen politischen Paukenschlag. Die Lütticher Abteilungen der zur MR gehörenden Splitterpartei MCC stehen vor dem Wechsel zu den Zentrumshumanisten von der CDH. Sie würden bei den Liberalen nicht ernst genommen und wären auf den Listen unterrepräsentiert. Insgesamt wollen 160 Anhänger ihr Parteibuch wechseln. MCC-Gründer Gérard Deprez ist davon angewidert und spricht von einem erbärmlichen Vorgang. Weil die Christdemokraten sich zu nah an den Sozialisten orientierten, hatte Deprez 1998 die Mouvement des Citoyens pour le Changement, MCC, gegründet.
Von Funkloch, Schmiergeld und Verschwendung
La Dernière Heure berichtet, dass die kleine Kommune Vresse-sur-Semois in der Provinz Luxemburg den Aufstand probt. Der Gemeinderat des 2.700-Einwohner-Ortes droht damit, die Wahlen vom 25. Mai zu boykottieren und die Wahlbüros im Notfall nicht zu öffnen. Der Grund: Vresse liegt in einem Funk- und Internetloch, das trotz zahlreicher Beschwerden bei den Netzanbietern noch immer nicht geschlossen wurde.
Ist bei der Modernisierung der Mirage-Kampfflugzeuge vor knapp 30 Jahren Schmiergeld an die PS von Guy Spitaels geflossen? Die Frage wirft Le Soir auf. Ein französischer Mittelsmann behauptet, dass er damals im Auftrag französischer Firmen umgerechnet vier Millionen Euro in bar an diverse Funktionsträger der belgischen Sozialisten übergeben habe. Die Justiz hatte zwar bereits ermittelt, den Fall 2008 aber ergebnislos und wegen Verjährung zu den Akten gelegt.
In L'Echo warnen die Rektoren der katholischen Universitäten von Löwen und Neu-Löwen vor Geldverschwendung durch die PS. KUL und UCL wollen gemeinsam ein Protonentherapiezentrum bauen, um Krebspatienten besser behandeln zu können. Diese Kooperation passe PS-Präsident Paul Magnette aber nicht. Die wallonische Regierung macht jetzt 47 Millionen Euro für ein eigenes Protonentherapiezentrum in Charleroi frei. Nach Ansicht der Unirektoren ist das eine sinnlose Verschwendung von Steuergeldern. Der Bedarf für ein zweites Zentrum sei nicht gegeben.
Doping, heimische und exotische Früchte
Laut De Morgen und La Dernière Heure kommt Doping immer häufiger bei Freizeitsportlern vor. Vor allem Amateur-Radrennfahrer über 50 würden sich illegale Aufputschmittel spritzen. Davor warnt die föderale Polizei in einem neuen Bericht.
Gute Nachricht für unsere Brieftasche bei Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg: Wegen des milden Frühjahrs ist heimisches Obst und Gemüse früher verfügbar und damit bis zu 40 Prozent günstiger.
Eine Banane sorgt bei Het Laatste Nieuws für Schlagzeilen. Fußballspieler aus aller Welt, darunter auch Rote Teufel, zeigen Fotos von sich beim Essen einer Banane. Der Hintergrund: Der Brasilianer Dani Alves vom FC Barcelona war während eines Spiels von rassistischen Fans mit einer Banane beworfen worden. Seine Reaktion: Gelassen aß er die Banane vor laufenden Kameras auf.
Bild: Julien Warnand (belga)