"Di Rupo nennt N- VA 'kastrierte Männer' in Harem", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Das hat es so noch nicht gegeben", schreibt die Zeitung weiter. Premierminister Elio Di Rupo ist am Mittwoch in einem Ausschuss der Kammer die Hutschnur geplatzt. Der Grund: Nationalistische Abgeordnete hatten die Koalition kritisiert, weil sie Artikel 195 der Verfassung, sozusagen der Generalschlüssel für eine weitere große Staatsreform, nicht freigibt.
Ben Weyts von der N- VA bezeichnete das Kabinett zum wiederholten Mal als "französischsprachige Steuerregierung". Das wollte Di Rupo nicht auf sich sitzen lassen und blies zum Gegenangriff. Die N- VA würde nur nörgeln, ohne aber Verantwortung zu übernehmen. Statt nach einem Kompromiss zu suchen, habe sie das Land 2010 in eine tiefe Krise gestürzt. Wörtlich sagte Di Rupo: "Die N- VA benimmt sich wie ein Eunuche in einem Harem. Der weiß, wie es geht, wo es gemacht wird, aber er kann es einfach nicht".
"Wer kann die N-VA noch aufhalten?"
Der Schuss des Premierministers könnte nach hinten losgehen, glaubt Gazet Van Antwerpen. Mit diesen Äußerungen wird Di Rupo die N- VA sicher nicht kleinkriegen. Im Gegenteil: Noch so ein paar verbale Ausrutscher und die Partei von Bart De Wever landet am Ende bei 35 Prozent, orakelt das Blatt.
Stichwort Prozent: De Morgen veröffentlicht heute - einen Monat und einen Tag vor der Wahl - neue Umfrageergebnisse. "Wer kann die N- VA noch aufhalten?", fragt die Zeitung auf Seite eins. Die flämischen Nationalisten landen laut der Befragung bei knapp 33 Prozentpunkten. Weit dahinter folgen alle anderen Parteien. Zum ersten Mal schließt De Wever jetzt das Amt des Premierministers nicht mehr kategorisch aus, bemerkt das Blatt.
Het Nieuwsblad schreibt: Obwohl De Wever stets betont hatte, dass es ihn stört, dass andere Parteien bereits über die Postenverteilung nachdenken, bevor die Wahl überhaupt gelaufen ist, mischt auch er jetzt kräftig mit und hebt Ansprüche auf Pöstchen. Falls die N- VA am 25. Mai die stärkste Kraft werde, müsse seine Partei in Flandern das Unterrichtsressort erhalten und den Ministerpräsidenten stellen. Auf föderaler Ebene wird De Wever nicht so weit gehen, glaubt Het Laatste Nieuws zu wissen. Denn um eine Mitte-Rechts-Regierung auf die Beine zu stellen, muss er die Französischsprachigen mit ins Boot holen. Und da kommt die MR ins Spiel. Der Premierminister-Traum von Didier Reynders ist also noch nicht ausgeträumt, meint die Zeitung.
Kleine Parteien in der Wallonie auf den Vormarsch
Le Soir beleuchtet die aktuellen Umfrage-Ergebnisse im Süden des Landes. "Die kleinen Parteien am linken und rechten Rand legen zu", titelt die Zeitung. Die linksextreme PTB-GO schafft es auf über neun Prozentpunkte und die rechtspopulistische Parti Populaire landet bei sieben Prozent. Das ist ein völlig neues Phänomen in der Wallonie, bemerkt Le Soir und spricht von Protestwählern. Immer mehr Menschen wollen ihrem Ärger offenbar Luft machen und verpassen den traditionellen Parteien einen Denkzettel. Im Norden des Landes hat das Ganze einen bitteren Beigeschmack: Je mehr Wallonen sich für eine linke Partei entscheiden, umso mehr flämische Wähler treibt das in die Arme der rechten N- VA.
Leitende Unternehmerin und Gewalt in Favelas
Ganz anderes Thema auf der Titelseite von La Libre Belgique: Mit Michèle Sioen steht ab heute erstmals eine Frau an der Spitze des belgischen Unternehmerverbands. Eine symbolische und zugleich längst überfällige Personalentscheidung, findet die Zeitung. Die Wirtschaft anno 2014 ist längst keine reine Männerdomäne mehr. Die 49-Jährige gilt als dynamische Unternehmerin und steht an der Spitze eines flämischen Textilkonzerns.
"Gewalt in Brasilien", titelt De Standaard. Bei schweren Ausschreitungen in einem Armenviertel von Rio, einer so genannten Favela, ist ein junger Mann ums Leben gekommen. Nur einige wenige Hundert Meter von der Copacabana entfernt liefern sich Demonstranten und Polizei Straßenschlachten. Es wurden Sprengsätze gezündet, außerdem flogen Flaschen und Steine. Die Angst wächst, dass die Befriedungspolitik in den brasilianischen Vorstädten gescheitert und dass die Sicherheit zwei Monate vor dem Beginn der Fußballweltmeisterschaft nicht gewährleistet ist.
König will in Brasilien mitfiebern
Laut Le Soir will König Philippe die Roten Teufel während der WM unterstützen und für das zweite Vorrundenspiel am 22. Juni nach Brasilien reisen. Dann trifft die belgische Nationalmannschaft auf Russland. Allerdings könnte der geplante Kurztrip zur WM noch platzen, meint die Zeitung. Sollte es nach der Wahl zu einer politischen Krise kommen, ist der König in Brüssel gefragt und muss vom Sofa aus zuhause mitfiebern.
Archivbild: Nicolas Lambert (belga)