"Wer sind die populärsten Politiker?", fragt sich La Libre Belgique auf Seite eins. Das Blatt veröffentlicht schon seit einigen Tagen die Ergebnisse seines neuesten Politbarometers. Und heute sind eben die beliebtesten Politiker an der Reihe.
Deren gibt es im Grunde nur zwei: In der Wallonie und Brüssel steht der scheidende Premier Elio Di Rupo unangefochten auf Platz eins - mit 47 beziehungsweise 35 Prozent. In Flandern steht nach wie vor N-VA-Chef Bart De Wever mit 37 Prozent auf dem Siegerpodest.
Di Rupo und De Wever stehen damit stellvertretend für den Zweikampf, den sich ihre jeweiligen Parteien liefern: Im frankophonen Landesteil steht die PS an der Spitze, in Flandern ist es die N-VA. Beide sind für die Bildung einer Regierung quasi unumgänglich. Mit genau dieser Feststellung beschäftigen sich heute auch viele Leitartikler.
"Lieblingsfeinde"
PS und N-VA sind gewissermaßen "Lieblingsfeinde", analysiert etwa De Morgen. Beide brandmarken den jeweils anderen als Schreckgespenst, als die schlimmste mögliche Option, als Staatsfeind Nummer Eins. Damit bauen sie sich im Grunde nur gegenseitig auf.
Hier zeigt sich, wie nötig ein föderaler Wahlkreis wäre. Im Augenblick kann sich ja kein Flame über die PS und kein Wallone über die N-VA aussprechen. Das führt dazu, dass man alle Fehler und Ängste auf die andere Seite der Sprachgrenze projizieren kann. Fakt ist jedenfalls, dass beide Parteien fleißig dieses Spielchen spielen, ohne sich darum zu kümmern, wie man danach eine Regierung bilden kann, meint De Morgen.
Nach dem 25. Mai werden wir wohl ein kniffliges Puzzle bekommen, orakelt Gazet van Antwerpen. PS und N-VA werden nach den letzten Umfragen als die größten Parteien aus der Wahl hervorgehen. Das hatten wir schon mal 2010. Ergebnis: 541 Tage Krise. Eine Wiederholung der Geschichte ist nicht ausgeschlossen.
Dabei wird nach dem 25. Mai noch nicht mal eine neue Staatsreform im Mittelpunkt stehen, konstatiert Het Belang van Limburg. Für eine neuerliche Pattsituation reichen aber schon die sozial-wirtschaftlichen Programme. PS und N-VA verhalten sich auch hier wie Feuer und Wasser.
Die einzige Alternative könnte am Ende eine Regierung ohne die N-VA oder ohne die PS sein. Die flämischen Parteien CD&V und OpenVLD müssen sich dann zwischen Elio und Bart entscheiden - bestimmt eine interessante Frage, meint HBVL.
Paradoxe Demokratie
La Libre Belgique befasst sich ihrerseits mit dem Erfolg der kleineren Parteien. Allen voran die linksextreme PTB-GO kann mit bis zu acht Prozent der Stimmen rechnen. Demokratie kann schon mal paradox sein, meint La Libre. Auf der einen Seite ist es bestimmt ein gesundes Zeichen, wenn möglichst viele Parteien um die Gunst der Wähler buhlen.
Auf der anderen Seite ist diese Zersplitterung aber kontraproduktiv: Nach dem jüngsten Politbarometer sind PS und MR quasi dazu verurteilt, miteinander zu regieren. Eine Stimme für Extreme sorgt also für eine große Mitte.
De Standaard wundert sich seinerseits über die Umfrageergebnisse in der Wallonie. Die Resultate der Politik der letzten Jahre sprechen doch eigentlich für sich. Die Arbeitslosenrate in der stärksten wallonischen Provinz ist immer noch höher als die in der schwächsten flämischen Provinz. Und doch ist die PS nach wie vor stärkste Kraft. Besser noch: Jetzt ist sogar die PTB-GO im Aufwind. Die Botschaft der Wähler ist eigentlich beängstigend. Der Wallonie wird es damit jedenfalls nicht besser gehen.
"Blitzmarathon" und "Taxi-Krieg"
"Heute ist Blitzmarathon", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Viele Zeitungen befassen sich heute mit der angekündigten großangelegten Kontrollaktion der Polizei. "Heute blitzt es an allen Ecken und Kanten", warnt auch L'Avenir. Dazu passt die Schlagzeile von De Morgen: "Nur ein Drittel aller Verkehrsbußen fließt in die Sicherheit", schreibt das Blatt. Der Rest verschwindet in der Staatskasse.
Fast alle Zeitungen befassen sich heute auch mit dem Brüsseler "Taxi-Krieg", wie es La Libre Belgique auf ihrer Titelseite formuliert. Die amerikanische Gesellschaft Uber hat den Markt aufgemischt. Ihr Geschäftsmodell: Privatleute transportieren Privatleute. Der Kontakt wird über eine Smartphone-App hergestellt.
Die Brüsseler Taxi-Gesellschaften hatten gegen den neuen Mitbewerber geklagt und vor Gericht einen Erfolg erzielt. Uber will sich aber dem Urteil widersetzen und seinen Betrieb aufrechterhalten. Die niederländische EU-Kommissarin Neelie Kroes hatte die Haltung der Belgier scharf kritisiert. Zu Recht, findet Het Laatste Nieuws. Was neu und gut ist, das kann man nicht aufhalten. Stattdessen sollte man sich auf die neuen Zeiten einstellen und die Gesetze entsprechend anpassen.
Unerreichbares Ideal
"Eins von fünf Mädchen will Schönheitschirurgie", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Ein Viertel aller Mädchen würden sogar drei Jahre ihres Lebens eintauschen für einen perfekten Körper. Diese Feststellung ist beängstigend, findet die Zeitung in ihrem Leitartikel. Der Drang, sogar zu extremen Mitteln zu greifen, um den Körper zu korrigieren, war bei jungen Mädchen noch nie so groß.
Die Jugendlichen sind wohl ein Produkt unserer Zeit. Wir sollten uns vielleicht etwas mehr Mühe geben, die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass es das "Ideal" nicht gibt, so Het Nieuwsblad.
"Fluglärm - Milquet will Brüssel entlasten", schreibt Le Soir. Der neue Flugplan über Zaventem hat sich zu einem Wahlkampfthema entwickelt. Der Sündenbock ist Verkehrsstaatssekretär Melchior Wathelet, der umsetzen muss, was die anderen mit beschlossen haben.
Wathelet gehört bekanntlich zur cdH, und für die Partei entwickelt sich die Polemik zum wirklichen Problem? Jetzt also versucht die CDH-Vizepremierministerin, die Bombe zu entschärfen, indem sie der Regierung neue Maßnahmen vorschlagen will.
"Er bietet zwei Millionen für denjenigen, der ihn aus dem Knast holt", titelt La Dernière Heure. Die Rede ist von dem französischen Drogenbaron Mohammed Benabdelhak. Am Sonntag hatten schwer bewaffnete Männer versucht, ihn aus dem Gefängnis von Saint-Gilles zu befreien.
"Gute Gesellschaft"
Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen schließlich bringen auf ihrer Titelseite große Fotos von Vincent Kompany, dem Kapitän der Fußballnationalmannschaft. Der will jetzt offenbar auch unter die Café-Besitzer gehen. In Brüssel und auch in Antwerpen will er Ende Mai jeweils eine Sportbar eröffnen und zwar in beiden Städten in bester Lage. Name der Etablissements: "Good Kompany".
Bild: Virginie Lefour (belga)