"Flandern wählt rechts und die Wallonie links", titelt La Libre Belgique. Bei Het Laatste Nieuws heißt es: "N-VA und PS steuern auf selbe Pattsituation zu wie 2010".
40 Tage vor der Wahl veröffentlicht La Libre Belgique heute ihr traditionelles Politbarometer. Stärkste Partei ist demnach die N-VA. Die flämischen Nationalisten legen wieder etwas zu und landen bei knapp 33 Prozent der Wahlabsichten. Weit dahinter folgen die CD&V mit 17 Prozent sowie SP.A und OpenVLD mit jeweils 13 Prozent.
Ganz anderes Bild in der Wallonie: Die PS kommt laut Umfrage auf 29,3 Prozent. Dahinter folgen die MR mit 23 Prozent, die Grünen mit elf und die cdH zum ersten Mal unter der Zehn-Prozent-Marke. Deutlich zulegen kann dagegen die linksextreme PTB-GO: Sie liegt mit acht Prozent vier Mal höher in der Wählergunst als bei der letzten Wahl.
Heikle Regierungsverhandlungen in Sicht
La Libre Belgique schlussfolgert: Belgien ist unregierbarer denn je. Die Kluft zwischen Norden und Süden wird immer größer. Auch Het Laatste Nieuws befürchtet heikle Regierungsverhandlungen nach der Wahl. Wie es derzeit aussieht, wird Bart De Wever auf föderaler Ebene nicht ohne die Sozialisten regieren können.
Zwar wünscht sich auch die MR eine Koalition ohne PS und würde dafür auf französischsprachiger Seite einer Minderheitsregierung beitreten, aber mit nur 25 prognostizierten der 63 frankophonen Sitze im Parlament ist das derzeit keine realistische Option.
Von Geburt an Graf
Fast alle Zeitungen beschäftigen sich mit den neu vergebenen Adelstiteln. "König Philippe ernennt seine ersten Barone", titelt L'Echo. Dabei fällt ein Name immer wieder - der des Unternehmers George Forrest. Het Nieuwsblad äußert große Bedenken: Womit hat der Mann diesen Titel verdient?
Ähnlich sieht es De Morgen. Wenn der Name Forrest fällt, dann heißt es davor oder dahinter immer gleich: "umstritten", "kontrovers" oder "berüchtigt". Forrest steht an der Spitze eines Bergbauimperiums, das vor allem im Kongo aktiv ist. Selbst die Vereinten Nationen bezeichnen die Machenschaften des Unternehmers als fragwürdig.
Warum erhebt der König überhaupt noch Menschen in den Adelsstand?, fragt sich Gazet van Antwerpen. Het Belang van Limburg fügt hinzu: In Wirklichkeit ist es gar nicht der König, sondern das Außenministerium, das entscheidet. Das Staatsoberhaupt unterschreibt lediglich den Königlichen Erlass, wird aber Jahr für Jahr zur Zielscheibe der Kritiker.
Prinzipiell hat De Morgen nichts gegen Adelstitel, wenn jemand für seine großen Verdienste für die Gesellschaft oder das Land ausgezeichnet wird. Das ist der Fall beim Adelstitel "Baron", der nicht übertragbar ist. Anders verhält es sich mit dem Grafentitel, der sehr wohl vererbbar ist.
Philippes Mentor und langjähriger Weggefährte Paul Buysse wird Graf, seine Kinder damit ebenfalls. Das findet die Zeitung unmöglich. Solch eine Sonderstellung sollte man sich erarbeiten müssen, sie darf einem nicht in die Wiege gelegt werden.
"Europa besinnt sich wieder auf seine Grundwerte"
Le Soir begrüßt zwei Entscheidungen im Europa-Parlament. Nach dem "Ja" der Abgeordneten ist die europäische Bankenunion unter Dach und Fach. Endlich werden wir Steuerzahler wieder beschützt. Endlich handelt die EU wieder im Interesse ihrer Bürger und besinnt sich auf ihre Grundwerte. Schade nur, dass es einer solch heftigen Krise bedurfte, um die notwendige Bankenunion ins Leben zu rufen.
Zweite wichtige Entscheidung: eine Herkunftsbezeichnung für alle europäischen Produkte. Künftig müssen die Hersteller entweder "Made in Europe" oder das Mitgliedsland angeben. Deutschland stellt sich allerdings quer, da es die Bezeichnung "Made in Germany" gefährdet sieht. Denn künftig gilt: Für eine Herkunftsbezeichnung muss das Produkt zum Großteil tatsächlich in dem betreffenden Land hergestellt worden sein.
Der Audi A1 beispielsweise, der in Brüssel gebaut wird, aber in der Konzernzentrale in Ingolstadt entwickelt wurde, dürfte nicht mehr mit "Made in Germany" beworben werden, sondern müsste die Herkunftsbezeichnung "Made in Belgium" oder "Hergestellt in der EU" tragen.
Zu wenig Natur und viele Radarfallen
De Standaard berichtet, dass die Hälfte der Flamen nicht ausreichend Grünflächen in ihrer Nähe haben. Am schlimmsten ist die Lage in Ost- und Westflandern. Angestrebtes Ziel war es, dass jeder Einwohner Zugang zu einem mindestens 30 Hektar großen Wald- oder Naturgebiet in einem Umkreis von maximal zwei Kilometern hat. Schlusslicht ist die westflämische Kleinstadt Roeselare.
Viele Blätter blicken auf den für Donnerstag angekündigten Blitzmarathon in Belgien. Von sechs Uhr morgens an und für 24 Stunden wird die Polizei alle Radargeräte einsetzen. "Fuß vom Gas", warnt La Dernière Heure ihre Leser. Het Nieuwsblad meint: "Wer sich morgen blitzen lässt, ist selten dämlich".
akn - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)