"Kiew verliert die Kontrolle über den Osten der Ukraine", titelt Le Soir. Die Offensive der prorussischen Aktivisten wird immer intensiver. "Und Kiew ist machtlos", stellt auch De Standaard fest. Das zeigt sich vor allem in der Stadt Slowiansk, die offensichtlich schon die Seite gewechselt hat. "Jetzt muss man wirklich ein Auseinanderbrechen der Ukraine befürchten", schreibt Le Soir.
"Angesichts der Eskalation in der Ost-Ukraine erhebt die EU die Stimme", so die Schlagzeile von L'Echo auf Seite eins. Die EU macht Russland direkt für die Situation in der Ukraine verantwortlich. Deswegen haben gestern auch die EU-Außenminister beschlossen, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen. "Die EU verlängert die Schwarze Liste der Russen", schreibt De Morgen auf Seite eins. Inzwischen wurden 33 Russen und Ukrainer mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt.
Ukraine: Russland auf der Seite der Sieger?
Russland ist im Moment auf der Seite der Sieger, konstatiert Le Soir in seinem Leitartikel. Dabei lag auch der Westen bislang nicht völlig falsch. Es war richtig, die Ukraine zu einem Assoziierungsabkommen bewegen zu wollen. Es war richtig, die Demonstranten vom Maidan zu unterstützen. Und es ist auch richtig, wenn die EU der Übergangsregierung in Kiew zur Seite steht.
Russland hingegen verhält sich vordergründig auf der ganzen Linie falsch. Der Unterschied ist: Man kann im Hier und Jetzt recht haben, und auf lange Sicht trotzdem verlieren. Auf dem Terrain zeigt sich: Wer am meisten will, der bekommt auch am meisten.
L'Echo fragt sich in seinem Kommentar, ob sich die Ukraine nicht an Belgien orientieren könnte. Ein föderales oder gar konföderales Modell wäre möglicherweise die Lösung für das zerrüttete Land. Das würde es jedenfalls den Regionen im Osten erlauben, sich nach Gusto gen Russland auszurichten.
Das Problem ist, dass die Regierung in Kiew nicht bereit ist, die Macht zu teilen. Und je weniger Kompromissbereitschaft die Protagonisten an den Tag legen, desto größer die Gefahr, dass die Situation vollends außer Kontrolle gerät.
Filmreife Kommando-Aktion
Viele Zeitungen beschäftigen sich mit dem spektakulären Fluchtversuch aus dem Gefängnis von Saint-Gilles vom Sonntag. "Kommandoaktion um den größten Drogenbaron aus Nordeuropa zu befreien", fasst Het Nieuwsblad die Ereignisse zusammen. Mindestens vier schwer bewaffnete Täter hatten die Haftanstalt am Sonntag buchstäblich angegriffen. Sie rammten die Haupteingangstür und schossen mit Sturmgewehren um sich. Ziel war es, den französischen Drogenbaron Mohammed Benabdelhak zu befreien.
"Spektakulärer als der spannendste Gangsterfilm", urteilt Het Laatste Nieuws. Die Zeitung will übrigens erfahren haben, dass die Wärter gewarnt waren. Vor einigen Wochen hatte man in der Zelle von Benabdelhak den detaillierten Fluchtplan entdeckt.
De Gucht und das Berufsethos
Großes Thema ist auch die Affäre um angeblich versuchte Einflussnahme des amtierenden EU-Kommissars Karel De Gucht. Der wurde beschuldigt, Druck auf den Direktor der Steuerfahndung ausgeübt zu haben. De Gucht hatte sich über den Leiter des für ihn zuständigen Steueramtes in Gent beschwert.
Daraufhin bekam er Zugang zu internem Schriftverkehr. Eine Untersuchung hat jetzt ergeben, dass das legal war und dass demnach der Direktor der Steuerfahndung nicht gegen seinen Berufsgeheimnis verstoßen hat.
Und doch hat die Affäre einen bitteren Nachgeschmack, findet Het Belang Van Limburg in seinem Leitartikel. Ob nun legal oder illegal, man wird den Eindruck nicht los, dass Karel De Gucht seine Beziehungen hat spielen lassen. Dieser Eindruck ist desaströs; schließlich sollte doch jeder vor dem Fiskus gleich sein.
De Gucht vs. Crombez
Ähnlich sieht das Gazet Van Antwerpen: De Gucht hat vielleicht nichts Ungesetzliches getan. Jeder darf sich schließlich beim Fiskus beschweren. Muss er dafür aber gleich mit "Staatsminister" unterschreiben? Mit Berufsethos hat das jedenfalls nichts zu tun.
"Crombez hätte die Klappe halten müssen", wettert derweil Karel De Gucht auf Seite eins von De Standaard. Gemeint ist der Staatssekretär für Betrugsbekämpfung, der Sozialist John Crombez. Crombez hatte in der vergangenen Woche De Gucht wegen seines Vorgehens kritisiert. Jetzt, da er reingewaschen wurde, schlägt de Gucht also zurück, und wirft dem Staatssekretär vor, er habe versucht, die Affäre politisch auszuschlachten.
Crombez hatte Recht, glaubt aber De Standaard in seinem Leitartikel. Es war Aufgabe des Staatssekretärs, auf mögliche politische Einflussnahme zu reagieren. Schließlich hatte De Gucht die Integrität des Fiskus infrage gestellt. Dass aus einem Steuerdossier ein solches politisches Schmierentheater geworden ist, ist jedenfalls nicht nur unglücklich, sondern im Ansatz auch gefährlich.
Von Gemeindefusionen und Restaurantpreisen
In Flandern wird derweil über eine mögliche neue Gemeindefusion diskutiert. Durch die Zusammenlegung von Kommunen sollen Kosten gespart werden. Viele Bürgermeister sind aber wenig begeistert von den Plänen der flämischen Regierung.
Die Argumente sind aber fast ausschließlich emotionaler Natur, glauben Het Nieuwsblad und De Morgen gleichermaßen. Beide Blätter sind sich einig: Größere Gemeinden sind effizienter und würden zudem die Provinzen überflüssig machen.
"Drei von vier Hausärzten waren schon mit Gewalt konfrontiert", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. In einem von drei Fällen war körperliche Gewalt im Spiel. Das geht aus einer Umfrage bei den Ärzten hervor; der Punkt ist nämlich: die wenigsten erstatten Anzeige.
Unschöne Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Restaurantbesuch 2016 doppelt so teuer", schreibt das Blatt. Das ist jedenfalls die Befürchtung des Hotel- und Gaststättengewerbes. Hintergrund: bis dahin sind die so genannten "weißen Kassen" eingeführt; die sollen verhindern, dass im Horeca-Sektor Gelder schwarz verrechnet werden, also an der Steuer vorbei.
Schwimmunterricht
L'Avenir schließlich beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit einer Entscheidung der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Demnach soll der Schwimmunterricht ab dem kommenden Schuljahr kostenlos sein. "Ist das ein Wahlkampfgeschenk?", fragt sich das Blatt. So sollte man das nicht sehen. Die DG legt hier vielmehr den Finger in die Wunde. Die Schule soll doch kostenlos sein. Und dazu gehört eben auch der Schwimmunterricht. Insofern ist man in Eupen einfach nur kohärent.
Und dann heißt es übrigens auch noch: "Happy Birthday": König Philippe wird 54. "Herzlichen Glückwunsch, Sire", schreibt La Dernière Heure.
Foto: Eric Piermont (afp, hier BRF-Archiv)