"Zwei Jahre auf die Zähne beißen, dann haben wir das Schlimmste überstanden", wird N-VA-Chef Bart De Wever auf der Titelseite von Het Nieuwsblad zitiert. Le Soir schreibt: "N-VA legt drastischen Sparplan vor. Und De Standaard meint: "Die Nationalisten gehen aufs Ganze".
Die N-VA hat gestern in Brüssel weitere Teile ihres Wahlprogramms vorgestellt, nämlich die Bereiche Soziales und Wirtschaft. 17 Milliarden Euro will die Partei in den nächsten Jahren einsparen, um die Staatsfinanzen wieder ins Gleichgewicht zu bringen und für neues Wachstum zu sorgen. Die Ausgaben des Föderalstaats werden eingefroren, die N- VA plant einen Indexsprung, außerdem verschwindet die automatische Lohnindexbindung. Arbeitslose haben nur noch höchstens zwei Jahre Anrecht auf Unterstützung. Im Gegenzug werden die Lohnkosten für die Unternehmen gesenkt, auch die Einkommenssteuer soll sinken.
"Schocktherapie"
Mit dieser Schocktherapie will die N-VA das Land wieder auf Kurs bringen, ist Gazet Van Antwerpen überzeugt. Die Partei verlangt von uns allen Anstrengungen: Das Vorhaben ist zugleich mutig und genau berechnet, so die Zeitung.
De Morgen ist davon nicht überzeugt: Die N-VA bittet das arbeitende Volk und die Arbeitssuchenden zur Kasse. Eine Bevölkerungsgruppe verschont sie aber völlig - nämlich all diejenigen, deren Vermögen aus Kapitalerträgen stammt. Die Zeitung beschreibt diese Vorgehensweise als äußerst konservativ und nicht mehr zeitgemäß.
Ähnlich sieht es Het Nieuwsblad: Arbeitnehmer und Beamte zahlen die Zeche, Unternehmer profitieren von den N-VA-Plänen. Für die flämischen Zuständigkeiten wie Bildung machten die Nationalisten keinerlei Vorschläge, kritisiert das Blatt.
De Standaard bemerkt: Der N-VA geht es um jede einzelne Wählerstimme vom Zentrum bis ins rechte politische Lager. Der größte Alptraum von De Wever wäre es, in der Opposition zu landen. Jeder zusätzliche Prozentpunkt bei den Wahlen am 25. Mai ist für seine Partei vonnöten. Natürlich kann man das Programm der N-VA kritisieren, aber die Nationalisten machen deutlich, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen soll.
Het Nieuwsblad meint: Während das N-VA-Programm für die Parteien im linken Lager den Feind traumhaft darstellt, werden sich vor allem OpenVLD und CD&V warm anziehen müssen.
Het Belang Van Limburg findet es lobenswert, dass jetzt alle Parteien bezifferte Wahlprogramme vorgelegt und für Klarheit gesorgt haben. Damit können wir Wähler am 25. Mai unser Kreuzchen in Kenntnis der Lage machen. Liberale und Nationalisten wollen am stärksten sparen, die Grünen fordern eine Vermögenssteuer, die Sozialisten wollen Steuerhinterziehung hart anpacken und die Christdemokraten haben den Mittelweg eingeschlagen. Welche Partei die besten Vorschläge hat, das können wir an dieser Stelle nicht sagen, schreibt die Zeitung. Das müssen Sie am 25. Mai entscheiden.
CDH und der Fluglärm in Brüssel
La Libre Belgique veröffentlicht ein Interview mit Benoît Lutgen. Der CDH-Vorsitzende hofft auf Zugewinne für seine Partei und dass die CDH drittstärkste Kraft im Süden des Landes wird. Lutgen schließt eine föderale Minderheitsregierung auf französischsprachiger Seite und damit den Verweis der PS auf die Oppositionsbank nicht aus.
L'Echo greift das Problem des Fluglärms in und um Brüssel auf. Durch den neuen Überflugplan sind jetzt auch Kommunen in der Hauptstadt betroffen, die bislang keinen Fluglärm abbekommen hatten. Dort regt sich heftiger Widerstand in der Bevölkerung, aber auch bei einigen Politikern. Etterbeeks Bürgermeister Vincent De Wolff fordert ein Überflugverbot für seine Gemeinde.
Was für eine merkwürdige Auffassung des Gemeinwohls, kritisiert La Libre Belgique. Die Vorteile eines großen Flughafens in unmittelbarer Nähe: Ja. Aber Fluglärm: Nein danke. Irgendwann löst sich das Problem von allein, meint die Zeitung. In 50 bis 100 Jahren werden die Flugzeuge so leise sein, dass wir sie kaum noch hören. Doch bis dahin braucht es Alternativen. Verkehrsstaatssekretär Melchior Wathelet schlägt vor, das Nachtflugverbot bis 7 Uhr morgens auszudehnen und einen Großteil der Frachtflüge nach Lüttich auszulagern.
Babys auf Diät
Wie Het Laatste Nieuws auf Seite eins titelt, setzen 90 Kindertagesstätten in Brüssel ihre Babys auf Diät. Hintergrund ist eine besorgniserregende Statistik, demnach leidet jedes fünfte Kind in Belgien an Übergewicht. Das Problem beginnt oft schon im Kleinkindalter durch falsche Ernährung. Zu viele Kekse und Süßigkeiten. Ernährungswissenschaftler haben jetzt Esspläne erarbeitet. Außerdem müssen sich die Kleinkinder mehr bewegen. Das Blatt ruft die Eltern im Land auf: Tun Sie etwas! Räumen Sie alle Spielkonsolen und Laptops beiseite und sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Kinder draußen, an der frischen Luft bewegen. Auch der Körper muss manchmal "online" sein.