"Drama und Triumph bei der Flandern-Rundfahrt", titelt Het Belang Van Limburg. "Cancellara besiegt die Belgier in einer dramatischen Ronde", so die Schlagzeile von Gazet Van Antwerpen. "Cancellara gewinnt die Rundfahrt der Stürze", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Nach einem dramatischen Finale fuhr der Schweizer Fabian Cancellara als erster über die Ziellinie. Er setzte sich gegen drei Belgier durch: Van Avermaet, Vanmarcke und Vandenbergh. "Sorry, ihr Belgier", zitieren Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad den glücklichen Sieger nach dem Sprint. Cancellara weiß auch, dass gerade die flämischen Radprofis davon träumen, einmal die "Ronde" zu gewinnen.
"Rundfahrt der Stürze"
Geprägt war die Flandern-Rundfahrt aber auch von einer ganzen Reihe von spektakulären Stürzen: Het Laatste Nieuws hat 15 gezählt. Der wohl folgenschwerste ereignete sich in Wielsbeke. Dort kollidierte Johann Vansummeren mit einer Zuschauerin. Die 65-jährige Frau stand auf einer Verkehrsinsel. Vansummeren hatte sie übersehen und prallte voll mit ihr zusammen. Die Frau musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
"Die 65-jährige Zuschauerin schwebt in Lebensgefahr", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Vansummeren und die Organisatoren riskieren eine strafrechtliche Verfolgung", titelt Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad warnt in seinem Leitartikel aber vor voreiligen Schlüssen: Die Organisatoren investieren enorm viel Geld und Personal in die Sicherheit. Doch es bleibt letztlich eine Veranstaltung, die auf öffentlichen Straßen stattfindet. Und das ist eben nie ganz ohne Risiko. Was nicht heißt, dass sich nicht alle Beteiligten einmal in Frage stellen sollten. Die Zahl der Stürze innerhalb des Fahrerfelds ist so hoch, dass man nicht mehr von höherer Gewalt sprechen kann. Und auch allzu enthusiastische Fans vergessen manchmal, dass sie mit ihrem Verhalten die Sportler in Gefahr bringen.
Vor 20 Jahren: Ruanda
Zweites großes Thema heute ist der Völkermord von Ruanda. Die Tragödie begann vor exakt 20 Jahren am 7. April 1994. An diesem Tag wurden zehn belgische Fallschirmjäger von Aufständischen getötet. Die Blauhelme waren für die Bewachung der ruandischen Premierministerin abgestellt.
Nach dem Tod der belgischen Soldaten zog die UNO ihre Friedenstruppe ab. Damit nahm der Völkermord definitiv seinen Lauf. Nach Schätzungen kamen bis zu eine Million Menschen ums Leben, größtenteils Angehörige der Volksgruppe der Tutsi.
Eine belgische Delegation befindet sich schon in Ruanda, um dort der zentralen Gedenkfeier beizuwohnen. Die französische Regierung boykottiert die Veranstaltung. Der Grund steht auf Seite eins von Le Soir: "Ruandas Präsident Paul Kagame wirft einen Schatten auf den Jahrestag", so die Schlagzeile. Kagame hat Frankreich und Belgien vorgeworfen, aktiv an dem Völkermord beteiligt gewesen zu sein.
"Kagame hat das wieder getan"
"Hat Kagame das nötig?", fragt sich Le Soir. Warum schürt der ruandische Präsident aufs Neue den Hass? Zumal dieser 20. Jahrestag des Beginns des Völkermords ohnehin schon ein gefährliches Datum ist: Alte Wunden brechen wieder auf, die Erinnerung schürt alte Ressentiments. Und Kagame unterhält allenfalls die Paranoia der Vergangenheit.
"Er hat es wieder getan", stellt auch Het Belang Van Limburg fest. In regelmäßigen Abständen lanciert Paul Kagame Attacken auf Frankreich und Belgien. Und doch ist eine belgische Delegation nach Kigali gereist, angeführt von Außenminister Didier Reynders und dem föderalen Minister für Entwicklungszusammenarbeit, Jean-Pascal Labille. Das ist nicht ohne Risiko. Denkbar ist, dass Kagame bei der Gedenkveranstaltung seine Vorwürfe öffentlich wiederholt. Das wäre ein schwieriger Moment für die belgischen Regierungsvertreter.
"Reynders tappt in die Falle von Paul Kagame", warnt ebenfalls ein Experte in Het Belang Van Limburg. In De Standaard nennt ein früherer Verantwortlicher der UN-Mission in Ruanda die belgische Präsenz in Kigali sogar eine "Schande". Kagame lasse keine Gelegenheit aus und bombardiere Belgien mit den abenteuerlichsten Vorwürfen. Und doch schicke Belgien zwei Minister nach Kigali. Die Antwort der Regierung steht in Het Laatste Nieuws: "Wir sind für die Opfer in Ruanda, nicht für das Regime", zitiert das Blatt den Außenminister.
De Morgen unterstützt diese Haltung: Belgien trägt in der Tat eine erhebliche Mitschuld an der ruandischen Tragödie. Es waren die Belgier, die 1931 die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe in die Pässe eintragen ließ: T für Tutsi und H für Hutu. Außerdem hat Belgien Ruanda 1994 im Stich gelassen, als man die Blauhelme abzog. Belgien hat sich inzwischen für seine Fehler entschuldigt. Aus belgischer Sicht ist das Gedenken an die Opfer nötig und richtig.
Schöne Geschichten im Land des Schreckens
L'Avenir erinnert sich mit Schrecken an die Ereignisse in Ruanda: Bis heute sind wir fassungslos angesichts einer derartigen Explosion von Gewalt. Schlimmer ist wohl noch die Feststellung, dass die Menschheit nichts daraus gelernt hat: Srebrenica und auch Syrien kamen später.
La Libre Belgique hat sich in Ruanda umgeschaut und dabei "ein geplagtes Land im Aufwind" gesehen. Zwar sind die Wunden der Vergangenheit noch längst nicht verheilt, das zentralafrikanische Land produziert aber auch wieder schöne Geschichten, fasst das Blatt es zusammen. Und bei aller Kritik am Regime von Präsident Kagame: Seine Regierung hat bemerkenswerte Fortschritte erzielen können, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. 90 Prozent der Menschen kommen in den Genuss einer Sozialversicherung: Krankheiten sind auf dem Rückzug, viele Kinder gehen zur Schule. Manchmal muss man auch positive Entwicklungen zu würdigen wissen.
Bild: Thierry Roge (belga)