"König Philippe räumt auf", titelt La Dernière Heure. "Ohrfeige für Albert und Paola", meint Gazet Van Antwerpen. "Philippe zeigt, wer der Herr im Haus ist", schreibt La Libre Belgique.
Mit der fristlosen Kündigung des langjährigen Beraters seiner Eltern versucht König Philippe die Krise im Palast wieder in den Griff zu bekommen, bemerkt Le Soir. Hintergrund ist der Brief von Königin Paola, in dem sie ihre Sorgen um die Zukunft ihres jüngsten Sohnes Prinz Laurent äußert. Experten hatten den Alleingang der Königin heftig kritisiert.
Die Zeitungen erinnern daran, dass es nicht der erste Fehltritt des alten Königspaares ist. Albert und Paola hatten sich im Herbst bereits über die Kürzung ihrer Dotation beklagt. Auch damals hatte Vincent Pardoen, der jetzt entlassene Berater und langjährige Weggefährte von König Albert, die Öffentlichkeit informiert.
La Libre Belgique findet: Dem Ansehen der Monarchie hat er damit geschadet. König Philippe hat mit der fristlosen Kündigung Pardoens jetzt deutlich gemacht, dass er der Chef von Schloss Laeken ist und dass er nicht duldet, dass man ihm dazwischen funkt. Es kann nur einen König geben, und das ist auch gut so, meint die Zeitung.
Für ein anderes Europa
Het Laatste Nieuws befasst sich mit den Krawallen am Rande einer Gewerkschafts-Demonstration gegen die Sparpolitik der Europäischen Union, gestern in Brüssel. "27 Verletzte", titelt das Blatt. Wild gewordene Hafenarbeiter aus Antwerpen und Gent haben sich von den friedlichen Demonstranten losgelöst und sind mit unter anderem Pflastersteinen auf die Polizei losgegangen. Die Zeitung spricht von sinnloser Gewalt einiger Hooligans.
Dennoch ist das Blatt davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss in Europa. Die nächste EU-Kommission wird mit Sicherheit weniger liberal und sozialer sein als die heutige. Wer jedoch glaubt, dass die Kluft zwischen Stockholm und Lissabon, zwischen Berlin und Bukarest von heute auf morgen nur durch eine neue EU-Kommission kleiner wird, der macht sich etwas vor.
Auch wenn der Weg noch lang ist, Gazet Van Antwerpen sieht ebenfalls die Notwendigkeit eines sozialeren Europas, Stichwort Dumping. Die billige und unregulierte Konkurrenz aus dem Ausland ist nicht nur schlecht und gefährlich für Arbeitnehmer, sondern auch für die hiesigen Unternehmen. Europa muss wieder näher am Bürger sein und keine weltfremden Richtlinien mehr verabschieden.
Das GrenzEcho bemerkt: Uns muss klar sein, dass die EU mehr ist als Bestimmungen zum Krümmungsgrad von Gurken oder Verordnungen zum Fassungsvermögen von Kondomen. Ähnlich sieht es Le Soir: Die Europa-Wahl Ende Mai ist eine der interessantesten der letzten Jahrzehnte. Die Wähler können die aktuelle Politik gutheißen oder ablehnen. Außerdem haben die Wähler zum ersten Mal direkten Einfluss auf die Wahl des nächsten Kommissions-Chefs.
"Sieben Milliarden Euro für Energiewende"
Laut L'Echo wird die Energie-Wende in der Wallonie deutlich teurer als geplant. Bis 2020 wird sie die Steuerzahler sieben Milliarden Euro kosten. Jean-Pierre Hansen, der ehemalige Leiter von Energieversorger Electrabel, hat das ausgerechnet. Schon jetzt müssten die Stromanbieter den Kunden wegen des Kaufs von grünen Zertifikaten vor allem für Photovoltaik-Anlagen eine halbe Milliarde Euro pro Jahr in Rechnung stellen. Bis 2020 würden sich die Kosten mehr als verdoppeln. L'Echo findet: Natürlich müssen möglichst viele Energiequellen in Zukunft grün und nachhaltig sein. Aber wir dürfen die Augen vor den explodierenden Kosten nicht verschließen.
Wie De Standaard berichtet, wird zum ersten Mal ein Gefängnis in Belgien vor einer Privatfirma betrieben. Es handelt sich um die neue Forensisch-Psychiatrische Einrichtung in Gent. Den Zuschlag hat ein niederländisches Konsortium um den Dienstleister Sodexo erhalten. Die Firma ist in Belgien bislang nur bekannt wegen ihrer Mahlzeitschecks und Kantinen in Schulen und Unternehmen. Das Angebot von Sodexo fiel offenbar besonders günstig aus, weil es weniger Personal einsetzt als die Konkurrenz. Ob das einer Einrichtung wie einer forensischen Klinik zu Gute kommt, ist fraglich, meint die Zeitung.
Vor 20 Jahren: Völkermord in Ruanda
Viele Zeitungen blicken zurück auf den Völkermord in Ruanda, der sich in den nächsten Tagen zum 20. Mal jährt. "Zwei Jahrzehnte später leckt das Land noch immer seine Wunden", schreibt L'Avenir. Nach dem Attentat auf die ruandische Regierung und der Ermordung von zehn belgischen Blauhelm-Soldaten am 7. April 1994 nahm die Katastrophe mitten in Afrika ihren Lauf. Mindestens 800.000 Tutsis und gemäßigte Hutus wurden während weniger Monate in Ruanda umgebracht.
Archivbild: Benoit Doppagne (belga)