Im Einzelnen.
"Der unmögliche Dialog", titelt Le Soir. "Magnette und De Wever: der Riesenspagat", schreibt L'Echo. "Tiefer Graben zwischen PS und N- VA", so das GrenzEcho auf Seite eins. Das Rededuell von Donnerstag zwischen dem Chef der flämischen Nationalisten, Bart De Wever, und seinem Pendant der frankophonen Sozialisten, Paul Magnette, hat die Kommentatoren der Zeitungen fasziniert.
L'Echo sucht vergeblich nach einem Sieger: "Wer hat gewonnen?" Eine Antwort wäre zu einfach. Vielmehr waren beide Kontrahenten wie Billardkugeln. Sie berührten sich nur, um sich wieder abzustoßen, kreisten beide auf dem Tisch, ließen den anderen nicht an sich heran. Sogar am Ende der Debatte gaben sich Magnette und De Wever nicht die Hand. Fazit: Nach den Wahlen am 25. Mai wird einer von beiden in der Regierung sein, aber nicht beide zusammen, meint L'Echo.
"Wir verstehen uns nicht mehr"
Het Laatste Nieuws fragt sich verwundert - einmal auf Französisch und einmal auf Flämisch: "Wie ist das möglich?" Da treffen zwei Politiker aufeinander, die so viele Gemeinsamkeiten haben: Beide sind fast gleich alt, der eine ist Bürgermeister der größten flämischen, der andere Bürgermeister der größten wallonischen Stadt. Der eine ist Vorsitzender der größten flämischen, der andere Vorsitzender der größten frankophonen Partei. Aber es verbindet sie nicht das Geringste. Am Donnerstag haben sie das erste Mal miteinander gesprochen, voller Unverständnis füreinander. Magnette sah in De Wever einen halben Hitler, De Wever in Magnette einen neuen Sowjet. Wir fragen noch einmal: "Wie ist das möglich?" Es scheint nur eine Antwort zu geben: "Wir verstehen uns nicht mehr in Belgien, und das tut keinem gut. Keinem Wallonen, keinem Brüsseler und keinem Flamen", so Het Laatste Nieuws.
Le Soir kommentiert: Die Überraschung war, dass keiner der Kontrahenten den anderen dominiert hat. Magnette diskutierte auf Augenhöhe mit dem gefürchteten Rhetoriker De Wever. Es war ein knallhartes Duell zweier äußerst konzentrierter Politiker. "Was am Donnerstag vielleicht faszinierte, lässt einem aber einen Schauer über den Rücken laufen, wenn man an die Regierungsverhandlungen nach den Wahlen denkt", schreibt Le Soir.
Der Bärendienst von Königin Paola
Zu der nicht autorisierten Pressemitteilung von Königin Paola über den Gesundheitszustand von Prinz Laurent meint La Libre Belgique: Damit hat die Königin der Monarchie einen Bärendienst erwiesen. Prinz Laurent selbst, weil die Königin immer noch so tut, als ob er das verstoßene Mitglied der Königsfamilie sei. König Philippe, weil seine bislang tadellose Regierungszeit plötzlich in den Hintergrund tritt. Ihrem Mann, Albert II. schließlich, der ja doch mehr war, als ein Übergangskönig. Man kann nur hoffen, dass ein solcher Fehltritt sich nicht wiederholt, so La Libre Belgique.
L'Avenir schreibt zum gleichen Thema: Diese Affäre zeigt, dass auch die Königsfamilie nicht verschont bleibt von der immer größer werdenden Mediatisierung unserer Gesellschaft. Die Kultur der Transparenz und der Kommunikation macht auch vor dem Palast nicht halt. Ein Grund dafür ist auch, dass die Königsfamilie nicht mehr als sakrosankt angesehen wird. "Die Öffentlichkeit versucht nicht mehr, sich mit einer Modellfamilie im Palast zu identifizieren, so wie es in der Vergangenheit oft in übertriebenem Maße getan wurde", so L'Avenir.
Großer Steuerbetrug immer vor Gericht?
De Standaard kommentiert die Idee des Staatssekretärs für Steuerhinterziehung, John Crombez, außergerichtliche Einigungen bei großer Steuerkriminalität abzuschaffen: Der Gedanke spricht dem Volk aus der Seele. Großer Steuerbetrug gehört vor Gericht, ein Freikauf soll nicht möglich sein. Aber der Gedanke greift zu kurz: Jeder demokratische Staat kennt das Mittel der außergerichtlichen Einigungen. Warum? Weil Prozesse das Rechtssystem einfach überfordern würden. Zu kompliziert sind die Fälle, zu viel Zeit nehmen sie in Anspruch und bei Verjährung droht die völlige Straffreiheit für den Betrüger. Besser, als die Methode des außergerichtlichen Vergleichs abzuschaffen wäre es, diese Methode zu perfektionieren, findet De Standaard.
Vorbild Angelina Jolie
Het Nieuwsblad meldet, dass seit der Brustkrebsoperation der Schauspielerin Angelina Jolie im vergangenen Jahr die Zahl der Frauen, die sich in Flandern auf Brustkrebs haben untersuchen lassen, um 40 Prozent gestiegen ist. Das ist eine gute Nachricht, kommentiert die Zeitung, und ein mutiger Schritt all dieser Frauen. Die Politik muss diesen Mut unterstützen. So muss es zum Beispiel für junge Frauen möglich sein, eine Brustrekonstruktion zu erschwinglichem Preis machen zu lassen. Die eigentlich sehr hohen Kosten dafür sollen für Frauen kein Grund sein, vor einer vorsorglichen Brustamputation zurückzuschrecken, findet Het Nieuwsblad.
Archivbild: istockphoto