"Der ungewöhnliche Aufschrei von Paola", titelt La Libre Belgique. "Merkwürdiger Brief der Königin", schreibt Het Nieuwsblad. Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws: "Paolas Brief wirft viele Fragen auf".
Mit einer emotionalen Pressemitteilung hat sich Königin Paola am Mittwoch völlig überraschend an die Öffentlichkeit gewandt und sich besorgt über den Gesundheitszustand von Prinz Laurent geäußert. Laurent sei derzeit das verwundbarste ihrer Kinder, schreibt sie. Den ungewöhnlichen Brief hat die Königin alleine verfasst - ohne ihren Mann Albert und ohne Wissen des Palastes. Paola sorgt sich nach eigenen Angaben auch um die künftige Rolle von Laurent innerhalb der königlichen Familie. Besonders diese Aussage findet La Libre Belgique befremdlich. Während der Regentschaft seiner Eltern Albert und Paola hatte Prinz Laurent große Schwierigkeiten, sich zu behaupten. Erst jetzt, dank König Philippe, hat er wieder offizielle Aufgaben bekommen.
Warum?
Paolas Pressemitteilung ist ein großes Rätsel, meint Het Laatste Nieuws. Warum geht sie jetzt an die Öffentlichkeit, obwohl sie ihren Frankreichurlaub nicht abgebrochen und ihren Sohn erst nach zehn Tagen im Krankenhaus besucht hat? Warum bleibt sie in ihren Formulierungen so vage? Und warum dieser Alleingang?
Prinz Laurent wird seit Mitte März wegen einer akuten Lungenentzündung in einer Brüsseler Uniklinik behandelt - die Ärzte mussten ihn zeitweise sogar ins künstliche Koma versetzen.
Het Nieuwsblad findet: Die königliche Familie hat es mal wieder geschafft, aus ihrem Privatleben eine Schmierenkomödie zu machen. Dabei hatte König Philippe alles daran gesetzt, wieder Normalität in die angespannten Familienbeziehungen zu bringen. Doch in einem Land mit zwei Königen und drei Königinnen ist ein bisschen Normalität vielleicht schon zu hoch gegriffen. Zu ihren Lesern meint die Zeitung: Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die königliche Seifenoper einfach, schließlich haben Sie dafür bezahlt…
Wechselmehrheit und Fluglärm
Sieben Wochen vor den Wahlen nimmt die Nervosität bei den Politikern deutlich zu, bemerkt Gazet van Antwerpen. In den Parlamenten ist kaum noch normale Arbeit möglich. Die Koalitionspartner streiten sich und es kommt immer häufiger zu Abstimmungen per Wechselmehrheit. Beispiel: Sterbehilfe für Minderjährige, Familiennamen oder Mindestversorgung im Falle von Streiks bei der Bahn. Doch nicht nur auf föderaler Ebene, auch innerhalb der flämischen Regierung brodelt es. Erst am Mittwoch kam es im Regionalparlament zu einem Eklat wegen Unstimmigkeiten bei der Finanzierung der Unterrichtsreform. Es wird höchste Zeit, dass die Wahlen kommen, meint die Zeitung.
Le Soir macht mit einem anderen Thema auf, das im Wahlkampf für Zündstoff sorgen könnte: nämlich die Überflugspläne für Brüssel. Vor zwei Monaten sind die An- und Abflugschneisen geändert worden. Die Gemeinden im Brüsseler Norden wurden entlastet, dafür bekommen die Kommunen im Süden und Osten der Hauptstadt jetzt mehr Fluglärm ab. Dort formieren sich deswegen gerade Bürgerinitiativen - unterstützt durch lokale Politiker und die grüne Brüsseler Umweltministerin Evelyne Huytebroeck. Das Problem: 2008 hatten fast alle Parteien den neuen Flugplänen zugestimmt. Le Soir fordert weniger Polemik, sondern eine objektive Bewertung der tatsächlichen Fluglärmbelastung in den betroffenen Gebieten.
"Wenn der Staatsschutz die Augen verschließt…"
"Der belgische Staatsschutz hat die Augen verschlossen vor der NSA-Spionage", titelt De Standaard. In einem Bericht, den die Zeitung einsehen konnte, sieht das Komitee R, das Kontrollorgan der Staatssicherheitsdienste, das Verhalten des Staatsschutzes sehr kritisch. Er habe nichts unternommen, um die Abhöraktionen der amerikanischen und britischen Geheimdienste in Belgien aufzudecken, geschweige denn zu unterbinden. Der Grund: Die USA und Großbritannien liefern den belgischen Geheimdiensten wichtige Hinweise. Diesen Informationsfluss habe der Staatsschutz nicht gefährden wollen, so das Komitee R in seinem Bericht.
Audi, Fernreisen und Sammelbildchen
Gute Nachricht für das Audi-Werk in Brüssel auf der Titelseite von L'Echo. Nach Informationen der Zeitung soll die Fabrik in Forest ab 2017 den neuen Geländewagen Q3 bauen. Damit wären die 2.600 Arbeitsplätze fürs Erste gesichert. Die Produktion des A1 soll nach Spanien verlegt werden, weil die Volkswagengruppe dort bereits die Kleinwagen VW Polo und Seat Ibiza produziert.
"Aufatmen in der Reisebranche", meint De Morgen. Veranstalter Jetair bleibt in Belgien. Der Konzern hatte mit einem Abzug gedroht, falls die Regierung an der Mehrwertsteuer für Fernreisen festhält. Das Kernkabinett hat am Mittwoch beschlossen, die Abgabe zu kippen. Belgien war das einzige Land, das Mehrwertsteuer auf Reisen außerhalb der EU erhob. Die belgischen Reiseveranstalter klagten deswegen über Wettbewerbsnachsteile.
"Es ist wieder so weit", schreibt La Dernière Heure. Kurz vor der Fußballweltmeisterschaft sind die begehrten Panini-Sammelalben wieder erhältlich. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren sind die Roten Teufel mit von der Partie.
Archivbild: Anthony Dehez (belga)