"Der Belgier sieht die Zukunft seiner Kinder pessimistisch", titelt Le Soir. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie, die in ganz Europa durchgeführt worden ist. Und demnach bewerten die Belgier die Zukunft deutlich düsterer als andere Europäer. Nur knapp die Hälfte der Befragten glaubt, dass die nächste Generation ein besseres Leben haben wird.
Auch De Standaard bringt auf Seite eins die Ergebnisse einer Umfrage. Zwei flämische Forscher haben ein Buch veröffentlicht über neue Trends in der Politik. Das Resultat in Form einer Schlagzeile: "Die Jugend misstraut Einwanderern". Beinahe die Hälfte der flämischen Jugendlichen betrachtet demnach insbesondere den Islam als Bedrohung.
Die Jugend besser als ihr Ruf
Davon abgesehen ist die Jugend im Allgemeinen aber besser als ihr Ruf, analysiert De Standaard in seinem Leitartikel. Junge Menschen sind längst nicht so egozentrisch, wie man immer behauptet. Solidarität ist kein Fremdwort für sie; und ihr politisches Engagement ist gesund. Bleibt das Misstrauen Einwanderern gegenüber. Da sollten wir uns aber an die eigene Nase fassen. Diese Haltung ist in gewisser Weise ein Erbe der Altvorderen. Bei den älteren Generationen ist die Intoleranz wohl noch größer.
Wahlprogramme gegenzeichnen?
Einige Zeitungen beschäftigen sich heute mit der Frage, ob die Wahlprogramme künftig von unabhängigen Experten auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft werden sollen. Nach einem Beschluss der Regierungskoalition soll genau das bei der nächsten Wahl zur Pflicht werden.
Warum nicht schon bei dieser Wahl?, fragt sich Le Soir. Seien wir ehrlich: Man kann schon froh sein, dass diese Entscheidung überhaupt getroffen wurde. Um die Wahlprogramme jetzt noch quasi in letzter Sekunde abklopfen zu lassen, fehlte ganz einfach die Zeit. Traurig nur, dass die Parteien das nicht klar sagen können und sich stattdessen gegenseitig unterstellen, der Aufschub habe allein taktische Gründe. Eins ist jedenfalls sicher: Um Sandkastenstrategien erkennen zu können, bedarf es keiner externen Experten.
Gazet van Antwerpen jedenfalls freut sich darüber, dass nach jahrelangem Hickhack endlich entschieden wurde, Wahlprogramme gegenrechnen zu lassen. Ein erster entsprechender Vorschlag wurde schon 1998 eingebracht, also vor mehr als 15 Jahren. Bald schon wird also der Wähler wissen, wie realistisch die Vorschläge der Parteien sind. Für die Glaubwürdigkeit der Politik wäre das ein riesiger Schritt in die richtige Richtung.
Verbot von spontanen Streiks?
"Dicker Streit über ein Verbot von wilden Streiks", schreibt De Morgen auf Seite eins. Im zuständigen Senatsausschuss hat eine Wechselmehrheit aus Christdemokraten, Liberalen und N-VA einen Gesetzesvorschlag gutgeheißen, wodurch das Recht auf spontane Streiks eingedämmt werden soll. Im Fadenkreuz ist vor allem die Nationale Eisenbahngesellschaft SNCB. Die Sozialisten, die ja ebenfalls in der Mehrheit sitzen, wurden quasi ins Abseits gestellt, weil die N-VA aus der Opposition heraus den Text unterstützt hat.
"Ich blitze mit"
Für Diskussionsstoff sorgt auch heute die Aktion "Ich blitze mit". Die Polizei hat ja dazu aufgerufen, Orte zu benennen, wo prioritär Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden sollen. Die Initiative ist ein voller Erfolg: "Allein die Flamen haben schon 41.000 Orte vorgeschlagen", schreibt Het Laatste Nieuws. Bemerkenswert: Oft handelt es sich um die Straßen, in denen die Betreffenden wohnen.
Hätten Sie etwas anderes erwartet?, fragt augenzwinkernd Het Belang van Limburg. Das Hemd ist uns nun mal näher als der Rock. Jeder hat den Eindruck, dass das Problem vor seiner Haustüre besonders schlimm ist, brettert aber selber an den Haustüren im Nachbarviertel vorbei. Es bleibt dabei: Dem Belgier fehlt es nach wie vor an Sensibilität. Und auch ein Blitzmarathon wird das Problem wohl nur kurzzeitig lösen.
Die Aktion "Ich blitze mit" liefert aber auch Daten, die über den Blitzmarathon hinaus nützlich sein können, glaubt Het Nieuwsblad. Im Endeffekt bekommen wir jetzt einen "Atlas für Blitzer". Die Vorschläge der Bürger können ein wichtiges Instrument für die lokalen Behörden sein.
"Sagen Sie nicht Belgisches Bier, sondern UNESCO-Bier", empfiehlt L'Echo auf Seite eins. Die belgische Braukunst will als Weltkulturerbe anerkannt werden. Ein entsprechender Antrag ist jetzt offiziell bei der Weltkulturorganisation in Paris eingereicht worden. Federführend ist hier die DG, die stellvertretend für die drei Gemeinschaften des Landes die Initiative trägt.
Schöne rote Teppiche
La Libre Belgique blickt ihrerseits auf den EU-Afrika-Gipfel, der heute und morgen in Brüssel stattfindet. 90 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Afrika werden erwartet. Einige Diktatoren haben es jedoch vorgezogen, aus diversen nachvollziehbaren Gründen nicht nach Belgien zu kommen.
Das wäre doch gar nicht nötig gewesen, frotzelt La Libre in einem zynischen Kommentar. In den letzten Tagen haben Belgien und die EU doch eindrucksvoll bewiesen, was sie für schöne rote Teppiche ausrollen können. Fast schon goldig, wie sie sämtliche noch so abstrusen Auflagen der Chinesen erfüllt haben. Geschäfte gehen vor, heißt es da hinter vorgehaltener Hand. Doch sollten die Europäer wissen: Wer sich dermaßen in den Staub wirft, der hat danach Probleme, wieder aufzustehen.
"Nach zwei Wochen erstmals zu Besuch bei Laurent", schreiben Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad auf Seite eins. König Albert und Königin Paola haben ihren Sohn, Prinz Laurent, am Krankenbett besucht. Bislang hatten sie ihren Urlaub dafür nicht unterbrechen wollen.
Illustrationsbild: Nicolas Maeterlinck (belga)