"Hollande setzt die Regierung auf die Straße", titelt De Morgen. "Der französische Präsident will eine kämpferische Regierung", so die Schlagzeile von L'Echo. Der französische Präsident François Hollande will als Reaktion auf die spektakuläre Niederlage der Sozialisten bei der Kommunalwahl die Regierung umbilden. Neuer Premier soll der bisherige Innenminister Manuel Valls werden. Manuel Valls, der spanische Wurzeln hat, wird zuweilen als "der linke Sarkozy" oder "der rechteste Linke" bezeichnet.
Manuel Valls - neuer französischer Premier
"Manuel Valls zieht in die Schlacht", titelt La Libre Belgique. Seine Aufgabe wird es sein, Frankreich umzukrempeln und dringend nötige Reformen durchzusetzen. "Valls ist Hollande letzte Karte", stellt Le Soir auf seiner Titelseite fest.
L'Echo sieht das nicht ganz so eng: Präsident Hollande ist erst seit zwei Jahren im Elysée-Palast: In Frankreich, mit einem quasi republikanischen Monarchen, der für die Zeit seines Mandats nicht absetzbar ist, bleiben also immer noch drei Jahre. Was nicht heißt, dass er nicht die moralische Pflicht hatte, das Signal des Wählers zur Kenntnis zu nehmen.
Jetzt soll es also Manuel Valls richten. Ausgewählt hat ihn Präsident Hollande weniger wegen seines politischen Profils, sondern vielmehr wegen seines Charakters, glaubt Le Soir in seinem Leitartikel. Manuel Valls gilt als entschlossen, als Mann der Taten, der auch durchgreifen kann. Für die Partner der Sozialisten in der Regierung ist Valls jedoch ein rotes Tuch, weil er ihrer Ansicht nach nicht genug links steht. Hollande riskiert damit schlimmstenfalls eine Rebellion in den eigenen Reihen.
Valls - eine gute Wahl?
La Libre Belgique hält ihn dennoch für eine gute Wahl. Manuel Valls ist mit Abstand der populärste Minister. Seine Autorität macht aus ihm den einzigen Mann, der das Ruder herumreißen kann. Und auch sein Profil ist interessant: Valls ist kein dogmatischer Linker und kann auch im rechten Lager punkten.
L'Avenir sieht das ähnlich: Manuel Valls ist ein Mann der Linken. Und wenn man ihn zu weit nach rechts einordnet, stellt er sich hin und prangert die Rechte als "konservativ und reaktionär" an. Er könnte also in der Tat der Premierminister sein, der die Franzosen in gewisser Weise eint. Allerdings muss der potentielle Messias schnell und effizient handeln.
Stellt sich nur noch die Frage, ob der ehrgeizige Valls sich nicht für Präsident Hollande vom Joker zum Herausforderer entwickeln könnte, wie es L'Avenir formuliert. Vielleicht will ihm Hollande eine Falle stellen, weil er hofft, das Valls sich die Finger verbrennt, meint La Libre Belgique. Er sollte sich aber in Acht nehmen: Valls ist durchaus dazu imstande, seine Mission erfolgreich abzuschließen.
Der Flame - ein Angsthase
Thema Nummer eins im nördlichen Landesteil ist das "Röntgenbild" der Flamen, das die VRT gestern veröffentlicht hat. Wichtigste Erkenntnis für die Zeitung De Morgen: Der Flame ist ein Angsthase. Sorgen bereiten den Bürgern vor allem ihre Rente und die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes.
Die allgegenwärtige Angst in der Gesellschaft bereitet ihrerseits De Morgen Sorgen. Das ist eigentlich ein typisches Merkmal einer Wohlstandsgesellschaft. Eigentlich haben wir Angst vor dem Niedergang. Angst jedenfalls lähmt die Gesellschaft. Nicht umsonst sagte schon der US-Präsident Franklin D. Roosevelt: "Wir müssen vor nichts Angst haben, außer vor der Angst".
Für Gazet Van Antwerpen liegt die Schuld bei der Politik: Die Zukunftssorgen der Menschen sind wohl größtenteils darauf zurück zu führen, dass sie das Vertrauen in die politischen Verantwortungsträger verloren haben. Viel zu oft muss man das Gefühl haben, dass die Politik sich nicht um die Probleme der Bürger kümmert.
Het Belang Van Limburg und Het Laatste Nieuws finden es derweil bemerkenswert, dass die angeblich so ängstlichen Flamen sich wenig Sorgen um das Weltklima machen. Da können sich die Bürger und ihre Politiker die Hand geben, glaubt Het Laatste Nieuws. Hierzulande gilt nach wie vor die Maxime von Jean-Luc Dehaene: Man muss die Probleme lösen, wenn sie sich stellen. Und wenn der Flame schon an die Zukunft denkt, dann sorgt er sich eben um seine Rente.
Eingebildete Kranke?
"Die Belgier halten kranke Mitbürger für Profiteure", titelt Het Nieuwsblad. Nach einer Erhebung gehen drei von vier Belgiern davon aus, dass Menschen buchstäblich "krankfeiern", also durchaus arbeiten könnten. Vier von fünf Befragten plädieren für strengere Strafen für eingebildete Kranke.
Man sollte nicht gleich überall Profiteure sehen, mahnt Het Nieuwsblad. Hier droht auf Dauer fast schon so eine Art Inquisition, nach dem Motto: bevor man einen Arzt aufsucht, sollte man erst noch beichten gehen. Nichts unterminiert Solidarität mehr als die Vermutung, dass Menschen davon profitieren könnten. Um zukunftsfähig zu sein, braucht die Solidarität aber ein gesellschaftliches Fundament.
Geografie der Blitze
"Wo wird geblitzt? Die Entscheidung liegt bei Ihnen", schreibt L'Avenir heute auf Seite eins. In den nächsten Wochen stehen groß angelegte Geschwindigkeitskontrollen an; und die Polizei hat die Bürger dazu aufgerufen, Orte zu benennen, die sie für besonders gefährlich halten; dort soll dann also prioritär geblitzt werden.
Auf der Internet-Seite der Polizei sind schon tausende Vorschläge eingegangen. Het Laatste Nieuws kennt die genaue Zahl: "Schon 28.000 Vorschläge für Geschwindigkeitskontrollen", so die Schlagzeile.
Die Aktion gefällt allerdings nicht jedem. "Die lokale Polizei kritisiert den Blitzt-Marathon", schreibt Gazet van Antwerpen. Hier würden doch falsche Hoffnungen geweckt, sagt man bei der lokalen Polizei.
Panda-Geschichten?
La Dernière Heure hat schließlich noch eine Knallermeldung auf Seite eins: "Unglaublich: Die beiden belgischen Pandas sind Weibchen". Heißt also: kein Zuchtprogramm. Auch L'Avenir weiß Neues über die Pandas zu berichten: Nach Informationen der Zeitung sollen Hao Hao und Xing Hui nach ihrem Tod ausgestopft werden und zwar nicht mit Stroh sondern mit Bambusblättern. Ausgestellt werden sie dann im Naturkundemuseum von Tournai, an der Seite von Pongping, dem ausgestopften Artgenossen, der sich doch noch im Keller befindet.
Man ahnt es schon: Diese Panda-Geschichten dürften Aprilscherze sein.
Bild: Fred Dufour (afp)