"Zehn Prozent weniger Kinder im Krankenhaus dank des Rauchverbots", titelt Het Nieuwsblad. Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg haben dieselbe Studie einsehen können. Ihre Schlagzeile: "Zehn Prozent weniger Frühgeburten dank des Rauchverbots".
Die Zeitungen beziehen sich auf eine internationale Studie, an der unter anderem die Universität von Hasselt mitgearbeitet hat. Analysiert wurden die medizinischen Daten von 2,5 Millionen Kindern. Fazit eben: weniger Krankenhausaufenthalte und weniger Frühgeburten; und das geht offenbar allein auf die allgemeinen Rauchverbote im Öffentlichen Raum zurück. "Das Rauchverbot macht die Welt spektakulär gesünder", schlussfolgert denn auch De Standaard.
Kampf gegen Tabak - Belgien zu passiv?
Diese Feststellung steht fast schon in schrillem Kontrast zu den jüngsten politischen Entwicklungen. Die föderale Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx ist mit ihren Plänen zur Verschärfung der Anti-Tabak-Gesetzgebung zunächst gescheitert. Dies räumte die PS-Politikerin gestern im Parlament ein. "Onkelinx biss sich an wirtschaftlichen Argumenten die Zähne aus", fasst es De Standaard zusammen.
Le Soir widmet der Episode einen wütenden Kommentar. Lange Zeit war Belgien Vorreiter im Kampf gegen den Tabakkonsum. Seit zehn Jahren herrscht aber nur noch Stillstand. Der Grund: Die Parteien haben Angst, als besteuerungswütig wahrgenommen zu werden. Dabei weiß man doch um die Gefahren des Zigarettenrauchs. Die Folgeerkrankungen verschlingen fast zehn Prozent des Gesundheitsbudgets. Da bleiben nur radikale Maßnahmen: Tabakprodukte nur noch auf Rezept. Und vor allem: deutlich höhere Preise, damit Jugendliche sich erst gar nicht die erste anstecken.
Gesünder mit Diplom
Das Thema "Gesundheit" auch auf Seite eins von De Morgen. Mit einer doch aufsehenerregenden Feststellung: "Mit Diplom lebt man 25 Jahre länger gesund". Das sagt schon alles. Statistiken belegen jetzt, dass gebildete Menschen weniger unter Gesundheitsproblemen leiden.
Wir haben die Zahlen selbst nicht glauben können, räumt der Leitartikler von De Morgen ein. Beispiel: Ein 25-jähriger Mann ohne Diplom hat im Durchschnitt 18 gesunde Lebensjahre weniger zu erwarten als sein diplomierter Altersgenosse. Bei Frauen sind es sogar 25 Jahre. Das wirft grundsätzliche politische Fragen auf. Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Renteneinstiegsalter. Die Zahlen scheinen doch zu belegen, dass eine allgemeine Anhebung des Pensionsalters, die für alle gelten würde, für gewisse Gesellschaftsgruppen einfach nur unfair wäre.
Laurent Louis und die Redefreiheit
Heute macht auch der fraktionslose Parlamentarier Laurent Louis wieder von sich reden. "Herr Pädophiler, äh, Verzeihung, Herr Premierminister", zitiert ihn Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Louis hat gestern Premierminister Elio Di Rupo offen als pädophil bezeichnet. Die Abgeordneten verließen daraufhin den Saal; Kammerpräsident Flahaut unterbrach die Sitzung. "Darf man im Parlament sagen, was man will?", fragt sich denn auch De Morgen auf seiner Titelseite. Einige Zeitungen wie etwa Het Laatste Nieuws liefern die Antwort: "Ja, in der Kammer gilt absolute Redefreiheit."
Das mag sein, meint Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Der Punkt ist: Es ist nicht, weil ein Parlamentarier uneingeschränkte Freiheit genießt, dass er davon auch uneingeschränkt Gebrauch machen darf. Was Louis gestern getan hat, das hat nichts mehr mit freier Meinungsäußerung zu tun. Jemanden ohne jegliche Beweise als pädophil zu bezeichnen, das ist keine Meinung, nicht mal eine Beleidigung, es ist eine Beschuldigung. Dafür hat man die parlamentarische Immunität jedenfalls nicht ins Leben gerufen.
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich. Im Parlament ist Redefreiheit von grundsätzlicher Bedeutung. Die Abgeordneten müssen so frei wie möglich sprechen dürfen: ohne Scham, ohne Angst, Redefreiheit als höchstes Gut. Und doch gibt es Grenzen; und wir als Gesellschaft müssen die ziehen. Unsere Volksvertreter, die ja den Saal verlassen haben, denken da zum Glück genauso wie wir.
Justiz schlägt Alarm
Spektakulärer Vorstoß heute in den Zeitungen Het Nieuwsblad und De Standaard: Die fünf Generalprokuratoren des Landes läuten gemeinsam die Alarmglocke. "Schwerwiegende Dossiers werden immer häufiger zu den Akten gelegt", so der Vorwurf. Hier geht es vor allem um komplexe Finanzangelegenheiten. Dafür fehlt es an spezialisiertem Personal.
Hier steht zunächst die Politik am Pranger, urteilt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Immer noch lässt man die Justiz am langen Arm verhungern. Ganz unschuldig sind die Staatsanwaltschaften aber auch nicht. Immer wieder zeigt sich, dass auch die Justiz längst effizienter funktionieren könnte.
Tecteos Tentakel
Für einmal steht heute auch eine Zeitung im Fokus. Die Lütticher Interkommunale Tecteo hat Grünes Licht für die Übernahme der L'Avenir-Zeitungsgruppe bekommen. Damit sticht Tecteo die Konkurrenz aus, glaubt L'Echo. Tecteo, bekanntlich die Mutter des Telekom-Anbieters Voo, bekommt jetzt auch Zugriff auf journalistische Inhalte. Das ist eine Revolution in der belgischen Medienlandschaft.
Die Zeitung L'Avenir als betroffene gibt sich indes demonstrativ zurückhaltend. Man versichert uns journalistische Unabhängigkeit, aber wir bleiben wachsam, schreibt der Leitartikler. Nicht vergessen: Hier geht es um die Presse, ein Schlüsselelement in einer Demokratie.
"Geweint vor Glück"
"Laurent ist aufgewacht", freut sich La Dernière Heure auf Seite eins. Gestern Nachmittag wurde bekannt, dass Prinz Laurent erstmals, seitdem er ins künstliche Koma versetzt worden war, die Augen aufgeschlagen hat. Am Krankenbett saß auch der französische Rockerpriester Guy Gilbert, der ja Laurent und Claire getraut hatte. Und Gilbert erzählte später den Reportern von Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws, dass Laurent nach seinem Aufwachen vor Glück geweint habe.
Illustrationsbild: Denis Charlet (afp)