"Welcome Mister President", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Im Bann von Obama", titelt Gazet van Antwerpen. US-Präsident Barack Obama ist am Abend um 21:22 Uhr in Brüssel angekommen. Erwartet wurde er auf dem Rollfeld des Brussels Airport in Zaventem von König Philippe und Premierminister Elio Di Rupo.
Und es war ein "warmherziger Empfang", wie Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite feststellt. "König Philipp strahlte über das ganze Gesicht", hat Het Laatste Nieuws beobachtet.
"This must be Belgium", das muss wohl Belgien sein, schreibt De Morgen in Blockbuchstaben auf Seite eins. "Für Obama ist der Belgien-Besuch eine Premiere", konstatiert De Standaard.
Und der US-Präsident ist nicht mit leeren Händen gekommen, stellt L'Echo auf seiner Titelseite fest. Obama habe vielmehr "ein kleines Geschenk unter dem Arm". Gerade gestern erst hat der US-Präsident eine Neuausrichtung des Spähprogramms der NSA angekündigt. Der US-Geheimdienst soll demnach künftig nicht mehr systematisch Telefondaten speichern. Damit kommt er zweifellos den Europäern entgegen. Was Europa sonst noch von Obama erwartet, dieser Frage geht La Libre Belgique auf ihrer Titelseite nach.
"Obamania"
Was für ein Zirkus, frotzelt Het Laatste Nieuws. Man stelle sich vor, Wladimir Putin würde bei einem Brüssel-Besuch mit einer kleinen Roten Armee anrücken. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping wird bei seiner anstehenden Visite wohl nicht so ein Theater veranstalten. Der mächtigste Mann der freien Welt ist offensichtlich immer noch etwas Besonderes. Das grenzt fast schon an Götzenverehrung.
Wir erleben im Moment eine Obamania, stellt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel fest. Dabei ist der Lack eigentlich längst ab. In den USA jedenfalls ist Obama schon lange kein Rockstar mehr, sondern wurde von der nüchternen Realpolitik eingeholt. Hier in Europa scheint dagegen die Magie noch zu wirken.
Anscheinend leiden die Europäer aber an Gedächtnisverlust. Wohl alle europäischen Gesprächspartner von Obama dürfen davon ausgehen, dass die NSA sie ausgespäht hat. Und daran wird sich wohl grundsätzlich nichts ändern.
Auch für Gazet van Antwerpen haben sich die Hoffnungen, die in Obama gesetzt worden waren und es noch werden, längst als überzogen erwiesen. Obama war so eine Art Messias, der die Welt besser, sicherer, gerechter, einfach schöner machen sollte. Dieser Rolle ist er nicht gerecht geworden. Obama konnte nicht einmal den russischen Kollegen Putin davon abhalten, sich die Krim unter den Nagel zu reißen.
Renaissance der transatlantischen Beziehungen
Und doch ist es gerade die Krim-Krise, die die NATO wieder enger zusammenrücken lässt, glaubt L'Avenir. Der US-Präsident hatte Europa bislang eher noch links liegen lassen. Die Ereignisse in der Ukraine dürften Obama jetzt aber dazu nötigen, die transatlantischen Beziehungen aufs Neue zu beschwören. Und die Europäer, die in den letzten Wochen eher kopflos agiert haben, brauchen offensichtlich diesen richtungsweisenden Impuls. Europäische Emanzipation hin oder her: Am Ende brauchen wir doch immer Uncle Sam.
Mit Spannung erwartet wird insbesondere die Rede, die Obama im Brüsseler Bozar halten wird. Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine kulturelle Bühne handelt, bemerkt La Libre Belgique. Hoffentlich heißt das nicht, dass der Obama-Besuch am Ende nicht mehr war als eine gut gemachte Show. Die Europäer erwarten klare Ansagen von dem Mann aus Washington. Aussagen, die nicht trennen, sondern vereinen.
De Morgen kann nur feststellen, dass das Publikum im Bozar sehr multikulturell und gemischt sein wird. Dafür haben auch die Amerikaner gesorgt, die bewusst junge Menschen mit unterschiedlichsten Wurzeln eingeladen haben. Obama selbst ist schließlich ein Beispiel dafür, was die Verschiedenheit in unseren Gesellschaften zu erreichen im Stande ist.
Im Land der Flamen und Frankophonen, wo außerdem erwiesenermaßen auch noch zwischen Weißen und Nicht-Weißen unterschieden wird, erteilt uns Obama mit seiner Biografie und der Auswahl seines Publikums eine Lektion, schreibt De Morgen.
"Courage, Prinz Laurent!"
Barack Obama muss sich aber die Titelseiten mit jemandem teilen: "Prinz Laurent im künstlichen Koma", so die Schlagzeile in vielen Zeitungen. "Prinz Laurent ist zu schwach, um selbstständig zu atmen", hebt Het Laatste Nieuws hervor. Laurent leidet an einer akuten Lungenentzündung. Het Nieuwsblad weiß aber zu berichten, dass die Eltern des Prinzen, König Albert und Königin Paola, offensichtlich nicht die Absicht haben, ihren Urlaub zu unterbrechen. La Dernière Heure spricht dem Prinzen auf ihrer Titelseite aber Mut zu: "Courage!"
Panda-Krieg
Und auch der "Panda-Krieg" steht einmal mehr im Fokus. Gestern ist Eric Domb, der Direktor des Tierparks Pairi Daiza, in die Offensive gegangen und forderte einen Stopp der flämischen Subventionen für die Zoos von Antwerpen und Planckendael.
Het Belang van Limburg verbittet sich diese Einmischung. Flandern wird sich nicht vorschreiben lassen, wer oder was Zuschüsse bekommt. Und nicht vergessen, wir haben kein Problem mit Frankophonen: Wir schicken sogar einen zur Eurovision. Und wir werden uns wohl auch die Pandas anschauen kommen.
Welcher Teufel hat denn jetzt Eric Domb geritten?, fragt sich L'Echo. Klar: Der Auftritt von Bart De Wever im Panda-Kostüm dürfte der berühmte Tropfen zu viel gewesen sein. Jetzt wird es aber Zeit, dass sich alle Beteiligten endlich beruhigen.
Le Soir sieht das ähnlich. Eric Domb lässt sich da auf ein gefährliches Spiel ein. Er riskiert, das gemeinschaftspolitische Virus in seinen Zoo einzuschleppen. Dabei dürfte es wohl einigen wallonischen Politikern gar nicht so sehr missfallen, dass Pairi Daiza in gewisser Weise als Gegenentwurf zum Klischee des "faulen Wallonen" durchgeht.
rop - Bild: Saul Loeb (afp)