"Putin, der Superzar", schreibt Le Soir auf Seite eins. In der am Dienstag erfolgten Eingliederung der Krim in die Russische Föderation sieht die Zeitung vor allem ein Versagen der Europäer. Eins ist sicher: Die Europäer haben die Situation auf ihrem eigenen Kontinent schlecht eingeschätzt. Wladimir Putin hat uns das in seiner gewohnt rücksichtslosen Art vor Augen geführt. Das ist ein schmerzhafter Stich gegen die Werte der EU. Aber es zeigt der Gemeinschaft auch, wo in Zukunft ihre Aufgaben liegen. Sie muss weiter zusammenwachsen, die Solidarität untereinander stärken und geeinter nach Außen auftreten. Politisch wie auch militärisch. Das ist eine Notwendigkeit, denn es geht um Werte, die zu verteidigen sich lohnt, meint Le Soir.
Krim-Krise: Versagen der westlichen Mächte
Auch L'Echo sieht in der Krim-Krise ein Versagen der westlichen Mächte: Die Europäer und Amerikaner schmücken sich mit ihren Sanktionen, protestieren wild herum, aber geben nicht zu, dass sie die Krise in der Ukraine schlecht gemanagt haben. Dass sie sich beschränkt haben auf die Verteufelung des russischen Riesen, dass sie sich über ihn lustig gemacht haben bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi.
Wladimir Putin ist weder der größte Demokrat noch der blutrünstigste Diktator dieser Welt. Er ist von einer korrupten und nicht perfekten Nation gewählt worden, aber immerhin gewählt. Darin steckt schon einmal etwas Positives. Vor allem aber ist Russland eine Macht, mit der sich die Europäer gezwungenermaßen verständigen müssen. Stichwort: Energieabhängigkeit. Realpolitik ist deshalb angesagt. Ein wenig, wie es die belgische Wirtschaftsmission in Saudi-Arabien vormacht. Sie findet ohne Skrupel und Protest statt, schreibt L'Echo.
Zum Wohl der Kunden?
La Libre Belgique kritisiert die neue Politik bei BNP Paribas Fortis. Die Bank wird künftig Daten ihrer Kunden an Unternehmen weiterleiten. Dazu die Zeitung: Dieses Vorhaben ist eher per Zufall an die Öffentlichkeit gelangt, gerade zu einem Zeitpunkt, an dem die niederländische ING genau das gleiche Vorhaben wieder zurückgezogen hat, nach heftigen Protesten.
BNP Paribas Fortis macht das nicht. Vielmehr rechtfertigt sie diesen Schritt: Man mache das zum Wohl der Kunden. Wir aber fragen uns: Was hat der Kunde dadurch zu gewinnen? Wir glauben eher an das Evidente. BNP hofft, dadurch mehr Geld zu verdienen. Auf jeden Fall trägt sie genauso wie ING nicht dazu bei, das sowieso schon ramponierte Image der Banken aufzupolieren, urteilt La Libre Belgique.
Etwas nachdenklicher zeigt sich Het Laatste Nieuws: Mal ehrlich: Macht das, was die Fortis-Nachfolgebank jetzt praktiziert eigentlich viel aus in Zeiten von Facebook, LinkedIn und Twitter? Dass nicht nur unsere 365 Freunde und 866 Followers wissen, dass wir ein neues Haus suchen, sondern auch Fortis uns mailt, ob wir Interesse hätten an einer Police von einer bestimmten Versicherung, dass man dafür auch anruft und andere Produkte außer der Versicherung anbietet? Das sind Fragen für die Zukunft. Vor allem auch, weil wir ja schon heute viel unerwünschte Post auf unsere Smartphone und in unsere Mailbox bekommen, so Het Laatste Nieuws.
Bald Chaos auf den Straßen?
L'Avenir macht sich Gedanken darüber, dass die Straßenverkehrsregeln in Belgien künftig von den Regionen festgelegt werden: Dank der Staatsreform können bald unsere Regionalpolitiker entscheiden, wie wir den Führerschein machen, wie intensiv wir kontrolliert werden und wie hoch die Strafen ausfallen. In Flandern und der Wallonie können unterschiedliche Vorschriften verabschiedet werden. Und das steht durchaus zu befürchten.
Denn es waren vor allem die Flamen, die auf die Übertragung dieser Kompetenz auf die Regionalebene gedrängt haben. Zwar verspricht man uns heute, dass man sich miteinander abstimmen wird, um komplett gegenläufige Regeln zu vermeiden. Aber das jüngste Beispiel zu den Maßnahmen, die im Falle von Smog zu treffen sind, zeigt, zu welchen Absurditäten die Regionalisierung der Straßenverkehrsordnung führen kann, so L'Avenir.
Der Schlüssel liegt bei den Ärmsten
De Standaard schreibt zu der Feststellung der OECD, daß die Kluft zwischen arm und reich in Belgien langsam kleiner wird: Immer mehr macht sich in der Welt die Einsicht breit, dass der Schlüssel für gesunde Gesellschaften bei den Ärmsten liegt. Ihre Lebensumstände zu verbessern sollte ein Hauptanliegen der Politik sein, rät die OECD. Das ist ein interessanter Hinweis für Flandern, wo sich die Parteien im derzeitigen Wahlkampf ja vor allem darum streiten, wer das beste Programm für den Mittelstand zu bieten hat, kommentiert De Standaard.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)