"Die Krim entscheidet sich für den Rubel", titelt De Standaard. "Die Krim läuft Putin in die Arme", schreibt L'Avenir auf Seite eins. "Die Krim stimmt massiv für Russland", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Gestern hat auf der Krim-Halbinsel das umstrittene Referendum stattgefunden. Die Bewohner hatten die Wahl, sich entweder für einen Verbleib in der Ukraine auszusprechen oder für eine Aufnahme in die Russische Föderation zu stimmen.
Über den Ausgang des Referendums gab es nie auch nur den Hauch eines Zweifels. Und erste Ergebnisse bestätigen: "95 Prozent der Krim stimmt für eine Angliederung an Russland", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Der Westen will das nicht so stehen lassen. "Krim: Das Ja, das den Westen wütend macht", so die Schlagzeile von Le Soir. Die USA und die EU denken schon über neue Sanktionen gegen Russland nach. Ob dadurch eine Annektierung der Krim-Halbinsel durch Russland noch verhindert werden kann, ist allerdings fraglich, glaubt De Standaard. "Die Krim ist schon annektiert", stellt La Libre Belgique nüchtern fest. Es ist ja so, dass die Halbinsel seit Ende Februar von russischen Truppen quasi besetzt ist. Und auch die Institutionen funktionieren schon nach russischem Vorbild, schreibt das Blatt.
Krim - Wie reagieren?
Europa ist machtlos, konstatiert dazu Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Man kann nur feststellen, dass die gegen Moskau ergriffenen Sanktionen bislang allenfalls das Gegenteil der gewünschten Wirkung erzielt haben: Der Konflikt wurde noch angeheizt. Die Europäer sollten zudem einmal in sich gehen. Zu energisch haben sie die Opposition unterstützt, ohne zu wissen, wer sich dahinter verbirgt. Die eigentliche Schwäche der EU ist aber ihre Uneinigkeit. Europa braucht eine gemeinsame Außenpolitik.
Jetzt zeigt erst einmal Putin, wo die Grenzen liegen, bemerkt Gazet Van Antwerpen. "Bis hierhin und nicht weiter", so lautet die Botschaft an den Westen. Die USA und die EU können jetzt konsequenterweise nicht anders, als weitere Sanktionen zu verhängen. Damit allerdings kann sich eine Spirale im Gang setzen, die die Welt in die gefährlichste Situation seit 25 Jahren bringt.
Für Het Belang Van Limburg ist es ein Spiel mit dem Feuer. Westliche Sanktionen gegen Moskau können desaströse Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen haben. Nicht auszuschließen ist zum Beispiel, dass alle diplomatischen Erfolge im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm mit einem Mal zunichte gemacht werden. Es wäre nicht ungefährlich, wenn man Putin ins Abseits stellen will.
Wie groß ist Russlands Appetit?
Niemand hat ein Interesse an einer wirklichen internationalen Krise rund um die Krim, glaubt L'Avenir. Im Stillen hoffen die Europäer wohl, dass sich die Lage auch irgendwann beruhigen wird. Das allerdings setzt voraus, dass Russland jetzt nicht mehr weiter zündelt und versucht, Russischstämmige anderswo in der Region in seinem Bahn zu ziehen.
Begnügt sich Putin mit der Krim oder fühlt er sich jetzt erst recht gestärkt?, fragt sich auch De Standaard. Es ist jedenfalls erschreckend, zu sehen, wie schnell ein Keil getrieben werden kann zwischen Völker, Regionen, Familien, Nachbarn - zwischen Menschen. Plötzlich wird jeder dazu verpflichtet, sich für ein Lager zu entscheiden. Und Europa? Jetzt zeigt sich, dass die Annäherung an die Ukraine der berühmte Schritt zu weit war. Diese Geschichte hat sich für die EU zu einem nicht nur teuren, sondern auch höchst gefährlichen Abenteuer entwickelt.
Panda-Bart
Neben der Krim beherrscht heute vor allem ein Foto viele Titelseiten. "Ein Panda namens… Bart", bringt Le Soir die Geschichte auf den Punkt. Bei der Vergabe der flämischen Fernsehpreise ist N-VA-Chef Bart De Wever im Panda-Kostüm aufgetreten. Das war eine Anspielung auf das Panda-Fieber, an dem ja Premier Elio Di Rupo nicht ganz unschuldig ist. De Standaard formuliert es denn auch zugespitzt: "Panda Bart zeigt den Mittelfinger", so die Schlagzeile auf Seite eins.
Nach dem Auftritt im Bärenkostüm zur besten Sendezeit am Samstagabend im Fernsehsender VIER hagelte es Kritik. "Der Clown De Wever macht sich über die Wähler lustig", zitieren einige Zeitungen den flämischen Sozialisten-Chef Bruno Tobback. "Bart De Wever ist stinksauer über die Kritik und gibt die beleidigte Leberwurst", schreibt sinngemäß Het Nieuwsblad.
Jämmerlich, pathetisch, karnevalesk
Doch auch einige Leitartikel lassen kein gutes Haar am N-VA-Chef. "Wer glaubt diesem Panda noch?", wettert etwa Het Laatste Nieuws in Anspielung auf einen Lieblingssatz von De Wever. Was mag wohl in ihn gefahren sein?, fragt sich das Blatt: War es Mut oder Übermut? Wie kann es sein, dass ein Politiker, in den ein Drittel aller Flamen ihre Hoffnungen stecken, sich zu einem dermaßen jämmerlichen Auftritt hinreißen lässt. Oder kann man sich Angela Merkel in einem Panda-Kostüm vorstellen? Und das ist genau der Bart De Wever, der jeglicher inhaltlicher Wahldebatte aus dem Weg geht.
Le Soir wendet sich quasi direkt an den N-VA-Chef. Sie brauchten nach ihrer Krankheit wohl ein spektakuläres Comeback. Sie wollten, dass man über Sie redet. Sie wollten bei der Gelegenheit ihre Botschaft loswerden, die da lautet: Di Rupo ist mein Feind und seine Pandas sind lächerlich. Das, geehrter Herr De Wever, war eine pathetische Nummer. Der Wähler ist es leid, für dumm verkauft zu werden.
Wer den Affen, oder im vorliegenden Fall den Panda macht, der begeht einen entscheidenden Denkfehler, urteilt De Morgen. Offenbar glauben Politiker, dass sie durch derartige angeblich volksnahe Auftritte den Graben zwischen dem Bürger und der Politik überwinden können. Das Gegenteil ist richtig. Karnevaleske Darbietungen von Politikern tragen vielmehr noch dazu bei, dass die Politik als Zirkus wahrgenommen wird. Politiker sollten eine gesunde Distanz zum Showbusiness halten. Wie in anderen zivilisierten Ländern.
"Eine Republik Flandern würde 237 Milliarden Euro kosten", schreibt De Morgen. Den Löwenanteil würde die Übernahme von 55 Prozent der belgischen Staatsschuld ausmachen. Das hat die so genannte "Warande-Gruppe" ausgerechnet, sie besteht aus Geschäftsleuten, die sich für eine Unabhängigkeit Flanderns stark machen. Offiziell hat die N-VA nichts mit diesem Spaltungsszenario zu tun, schreibt das Blatt. Die Warande-Gruppe werde aber der Einflusssphäre der Nationalisten-Partei zugeordnet.
Bild: Petras Malukas (afp)