"Heute ist Internationaler Frauentag", titelt Het Nieuwsblad. "Es gibt noch viel zu tun", meint L'Avenir. "Zwei Drittel der belgischen Managerinnen wünschen sich eine bessere Frauenquote", schreibt De Morgen auf Seite eins. Viele Zeitungen veröffentlichen Sonderbeilagen zum Thema Frauentag.
Der Welttag zu Ehren der Frauen war vor 34 Jahren von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen worden. Brauchen wir so etwas heute überhaupt noch?, fragt L'Avenir. Die Antwort lautet: Ja. So lange es noch Menschen gibt, die überzeugt sind, dass es besser wäre, einen Mann als Chef zu haben als eine Frau; die denken, dass Frauen Privat- und Berufsleben nicht vereinen können; die denken, dass Frauen nicht mit Technik umgehen können - so lange hat dieser Welttag seine Existenzberechtigung.
Appell: "Werdet keine Männer in Frauenkleidung"
Ähnlich sieht es Het Nieuwsblad. Männerhochburgen bestehen noch immer. Zum Beispiel in der Politik, wo Frauen meist nur der zweite Listenplatz zugestanden wird. Oder in der Wirtschaft: Von den 130 an der Brüsseler Börse notierten Unternehmen haben fast die Hälfte keine einzige Frau in ihrem Vorstand und ihrer Geschäftsführung.
De Morgen findet: So lange Personalpolitik nicht die tatsächliche Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelt, so lange darf der Kampf um Gleichberechtigung geführt werden.
Würde mehr Frauenpower unsere Welt besser und gerechter machen, wie so oft behauptet wird? Daran glaubt Het Nieuwsblad nicht. Beispiel Deutschland. Angela Merkel ist die Chefin der mächtigsten Wirtschaftsnation Europas. Doch abgesehen von ihrer Kleidung sind keine Unterschiede zu einem Mann zu erkennen. Das ist dann auch die Bitte der Zeitung an die Frauenwelt: Werdet nicht zum Abklatsch der Männer. Wir brauchen weibliche Talente.
"EU-Spitze sollte Wählervotum respektieren"
Unter anderem Le Soir geht ein auf die Wahl von Jean-Claude Juncker zum Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei für die anstehende Europawahl. Damit sind die aussichtsreichsten Anwärter auf das Amt des EU-Kommissionspräsidenten bekannt. Die europäischen Sozialdemokraten schicken Parlamentspräsident Martin Schulz ins Rennen. Die Liberalen den ehemaligen belgischen Premierminister Guy Verhofstadt.
L'Echo bemerkt: Das dürfte den Europawahlkampf beleben. Durch den Lissabon-Vertrag bekommen wir Wähler zum ersten Mal etwas Mitspracherecht. Die Staats- und Regierungschefs müssen den Nachfolger von Manuel Barroso unter Berücksichtigung der Europawahlergebnisse bestimmen.
Le Soir hofft, dass sich die Staats- und Regierungschefs auch tatsächlich an das Wählervotum halten werden. Ansonsten dürfte das Vertrauen der Bürger in die EU weiter sinken.
Zigaretten und Van Cauwenberghe
Laut De Standaard ist Belgien eine Drehscheibe für den Handel mit geschmuggelten Zigaretten. Allein im vergangenen Jahr wurden 170 Millionen gefälschte oder unverzollte Zigaretten hierzulande beschlagnahmt. Die Schmuggelware wird meist von internationalen Banden nach Belgien gebracht und auf offener Straße verkauft. Dabei handelt es sich nach Einschätzung von Experten um ein Milliardengeschäft. Die Strafen seien niedrig und der Profit hoch. An dem Geschäft sollen auch Terrorgruppen wie Al-Kaida in Pakistan und Afghanistan mitverdienen.
La Libre Belgique schreibt, dass eine Anklage gegen den ehemaligen wallonischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Van Cauwenberghe immer wahrscheinlicher wird. Der Rechtsausschuss des wallonischen Parlaments berät am Montag über den Fall. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in fünf Fällen von Betrug und Vorteilsnahme im Amt gegen den Politiker aus Charleroi.
Nihoul: "Für viele noch immer ein Monster"
La Dernière Heure bringt ein Interview mit Michel Nihoul - vor zehn Jahren in der Dutroux-Affäre mitangeklagt, aber vom Gericht in allen Punkten freigesprochen. Der Brüsseler Geschäftsmann ist inzwischen 72 Jahre alt und sagt: "Für viele bin ich noch immer ein Monster." Er habe sich in den letzten Jahren in Flandern, der Wallonie und Brüssel um insgesamt 200 Wohnungen bemüht und habe 200 Mal von den Vermietern eine Absage erhalten.
Außerdem erklärt Nihoul, dass die Staatsanwaltschaft von den Fluchtplänen Marc Dutroux' wusste. Er selbst habe davon im Gefängnis erfahren und die Behörden informiert. Dem Kindermörder Dutroux war im April 1998 die Flucht aus dem Gerichtsgebäude von Neufchâteau gelungen - er wurde nach einem vierstündigen Großeinsatz in einem Waldstück wieder gefasst.
Wärmer als am Mittelmeer…
Het Laatste Nieuws titelt: "Am Wochenende wird es in Belgien wärmer als in Griechenland und der Türkei." Morgen soll es im Kempenland bei strahlendem Sonnenschein bis zu 20 Grad warm werden. Im östlichen Mittelmeerraum hingegen ist es bedeckt bei höchstens 15 Grad. An der Küste werden bis zu 100.000 Touristen erwartet. Cafés und Restaurants wollen ihre Terrassen öffnen und vielerorts dürften wohl auch die Grills herausgekramt werden.
Foto: A Majeed (afp)