"Kalte Dusche", titelt Het Belang van Limburg. "Sieg vergeudet", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Die Roten Teufel fallen tief", so die Schlagzeile von La Dernière Heure.
Viele Zeitungen berichten ausgiebig über das Freundschaftsspiel zwischen Belgien und der Elfenbeinküste. Die Belgier hatten lange Zeit 2:0 geführt; die Spieler von Marc Wilmots mussten aber buchstäblich in letzter Sekunde noch den Ausgleich hinnehmen.
"Sieg futsch in der Schlussphase", schreibt denn auch Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Die Roten Teufel bringen ihre Arbeit nicht zu Ende", stellt L'Avenir auf seiner Titelseite fest. Gazet van Antwerpen schlussfolgert etwas resigniert: "Die Fußballnationalmannschaft kriegt einen Dämpfer".
Einen Dämpfer hat übrigens auch Wilfried Thelen bekommen. Der Ostbelgier hat es sogar in einige Inlandszeitungen geschafft, so zum Beispiel in Het Belang van Limburg und La Dernière Heure. Thelen ist glühender Fan der Roten Teufel und hatte sein Haus in Sankt-Vith in den drei Landesfarben angestrichen. Jetzt bekam er dafür aber von der Gemeindeverwaltung die Rote Karte.
EU-Sanktionen gegen Russland?
Die Lage in der Ukraine beschäftigt aber auch weiter die Zeitungen. "Machtdemonstration im Mittelmeer", titelt La Libre Belgique. Die NATO hält im Moment ein Manöver im Mittelmeer ab; mit dabei ist auch ein amerikanischer Flugzeugträger. Ein Reporter von La Libre Belgique hat sich 24 Stunden lang an Bord aufhalten dürfen.
Die EU-Staats- und Regierungschefs kommen am Donnerstag in Brüssel zu einem Krisengipfel zusammen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Europa auf die russische Aggression auf der Krim mit Sanktionen reagieren soll.
De Morgen bringt es auf Seite eins auf den Punkt: "Wird es Strafmaßnahmen gegen Russland geben?" Antwort: "Der Handel geht vor". "Die wirtschaftlichen Interessen der Europäer stehen der Verhängung von Sanktionen im Weg", schreibt das Blatt.
De Standaard macht es an Personen fest: "Warum Merkel heute Putin nicht brüskieren wird", so die Aufmachergeschichte der Zeitung.
Friedensnobelpreis für Putin?
Wie unter anderem Gazet van Antwerpen berichtet, steht der russische Präsident Wladimir Putin auf der Liste der möglichen Kandidaten für den Friedensnobelpreis.
Den Friedensnobelpreis dürfte Putin allerdings nicht bekommen, glaubt Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Nur müsste man zugeben, dass das nicht das erste Mal wäre, dass die Wahl des Friedensnobelpreisträgers für Stirnrunzeln sorgt. Als Barack Obama die Auszeichnung erhielt, hatte er sein Amt noch gar nicht angetreten. Vor allem in russischen Ohren muss diese Ehrung wie der blanke Hohn geklungen haben.
Stellt sich also die Frage: Sind russische Ohren weniger wert als unsere? Konkret: Zumindest im Ansatz ist die Haltung Moskaus aus russischer Sicht nachvollziehbar. Für den Kreml ist die Implosion der Sowjetunion die größte geostrategische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Hinzu kommt: Es ist nicht sehr schwer, dem Westen Scheinheiligkeit und selektive Wahrnehmung vorzuwerfen. Und mit demokratischen Grundsätzen nehmen es Amerikaner und Europäer auch nicht immer so genau. Das ändert aber immer noch nichts daran, dass Putin den Friedensnobelpreis nicht bekommen wird, meint Het Laatste Nieuws.
Teurer Warenkorb
"Der belgische Warenkorb wird schon immer teurer", schreibt Le Soir heute. Im vergangenen Jahr hat der Belgier für seine Einkäufe 11 Prozent mehr bezahlt als ein Holländer, 9 Prozent mehr als ein Deutscher und 6 Prozent mehr als ein Franzose. Das gilt sowohl für Lebensmittel als auch für andere Konsumgüter.
Wir stehen hier vor einem Paradox, glaubt La Libre Belgique. Die Inflationsrate ist in Belgien so niedrig wie seit langem nicht mehr. Mit 1,2 Prozent liegt die Teuerung sogar unter den Werten in den Nachbarländern. Und doch merkt der Bürger davon eigentlich wenig. Das hat damit zu tun, dass insbesondere die Netzkosten für die Energieversorgung zu hoch sind. Und das wiederum ist eine Folge der entgleisten Subventionierungspolitik in Bezug auf die Photovoltaik.
Auch L'Avenir beschäftigt sich mit der Realität hinter statistischen Werten. Auf der einen Seite sind die Zahlen im Grünen Bereich: Der Wirtschaftsmotor ist wieder angesprungen, die Inflation ist extrem niedrig. Das hat auf der anderen Seite aber nur wenig Einfluss auf unseren Alltag. Die Preise sind in Belgien überdurchschnittlich hoch. Und nach wie vor machen die Betriebe reihenweise dicht.
Das belgische Lohn-Handicap und seine Folgen
Genau diese Entwicklung steht bei den flämischen Zeitungen im Vordergrund. Nach dem Ketchup-Produzent Heinz in Turnhout entlässt jetzt auch der Heizkörper-Hersteller Henrad in Herentals große Teile seiner Belegschaft.
Wann kapiert dieses Land endlich, dass das Lohn-Handicap schnellstens abgebaut werden muss?, wettert Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Bezeichnend: Henrad verfügt auch über eine Fabrik in den Niederlanden; dort wird aber niemand entlassen.
Wo fällt morgen der Vorhang?, fragt sich Gazet van Antwerpen mutlos. Egal wohin man blickt: Umstrukturierungen und Werksschließungen. Neueste Statistiken weisen zudem darauf hin, dass die Verteuerung der Dienstleistungsschecks auch in dieser Branche Arbeitsplätze gefährdet. Für die nächste Regierung gibt es viel zu tun.
De Standaard warnt seinerseits aber vor allzu simpel erscheinenden Lösungen. Dass die Lohnkosten in Belgien zu hoch sind, das ist definitiv kein Geheimnis mehr. Die Frage ist, ob der Abbau des Lohn-Handicaps alle Probleme lösen würde. Man muss feststellen, dass hierzulande viel zu viele Produkte hergestellt werden, die über einen eher niedrigen Mehrwert verfügen. Und wo geringe Gewinnspannen sind, da kann es auf Dauer auch keine hohen Löhne geben. Fazit: In diesem Land müssen nicht nur die Lohnkosten gesenkt, sondern zugleich massiv in Forschung und Entwicklung investiert werden.
Die belgischen Lohnkosten scheinen im Übrigen nicht immer ein Problem darzustellen. "Der Audi-Chef stellt der Niederlassung in Forest ein gutes Zeugnis aus", titelt L'Echo. In Brüssel wird ja der Audi A1 gebaut. Der Standort Belgien sei im Vergleich zu Deutschland gar nicht zu teuer, sagt Audi-Chef Rupert Stadler in L'Echo. Der belgische Kontext sei für ihn völlig in Ordnung.
Foto: Georges Gobet (afp)