"Vom Herbst nahtlos in den Frühling", titelt L'Avenir. "Es ist mindestens der zweitwärmste Winter aller Zeiten", schreiben Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad auf Seite eins. Bislang wurde in diesem Winter eine Durchschnittstemperatur von 6,2 Grad gemessen - Tag und Nacht zusammen genommen. Nur der Winter 2006-2007 war milder mit Durchschnittswerten von 6,6 Grad. Meteorologen erwarten aber auch für die nächsten zehn Tage keine Kälteoffensive mehr. Und dann ist streng genommen der meteorologische Winter vorbei.
"Eine Reform pro Monat"
Viele Zeitungen blicken mit Interesse auf Italien. "Renzi will Italien mit der Brechstange umformen", so die Schlagzeile von Le Soir. Matteo Renzi, der 39-jährige Bürgermeister von Florenz, hatte Ende letzter Woche den bisherigen Regierungschef und Parteikollegen Enrico Letta gestürzt. Am Montag wurde Renzi von Staatspräsident Giorgio Napolitano mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Er kündigte sogleich eine Reihe von Reformen an.
Da darf man allerdings gespannt sein, bemerkt Le Soir in seinem Leitartikel. Renzi verspricht eine Reform pro Monat: Im Februar: das Wahlgesetz; im März: der Arbeitsmarkt; im April: die Verwaltung und im Mai: die Steuergesetzgebung. "Geht nicht noch mehr?", frotzelt das Blatt. Denn man darf nicht vergessen: Wie schon Enrico Letta verfügt Renzi nicht über eine Mehrheit im Senat. Und er wurde streng genommen auch nicht vom Wähler mit einem Mandat ausgestattet. Wir werden sehen, ob er seinen Ambitionen gerecht werden kann.
"Die letzte demokratische Karte"
Matteo Renzi ist hungrig, stellt La Libre Belgique fest. Erst verspeiste er seinen Parteifreund Letta. Jetzt allerdings wertet er ein minderwertiges Stück Fleisch nur dadurch auf, indem er es in einer edlen Soße ertränkt. Der Mann hat keine Erfahrung. Er kann allerdings den Beweis erbringen, dass das alte Kochgeschirr vielleicht doch nicht so gut ist, wie man immer behauptet.
De Standaard hat seinerseits eher einen Salto Mortale vor Augen. Renzi glaubt mit geradezu halsbrecherischer Selbstsicherheit an seine eigene Kraft. Sein Tatendrang ist atemberaubend. Seine Aussichten auf Erfolg sind dagegen höchst zweifelhaft. Und indem er sich selbst zur einzigen Alternative in einem zerfressenen politischen System darstellt, pokert er enorm hoch. Wenn er sein Blatt überreizt, dann sind die Folgen unabsehbar. Im politischen Kasino in Rom spielt er nämlich möglicherweise mit den letzten demokratischen Karten.
De Wever zurück - der König auf Reisen
Auf der belgischen Bühne meldet sich indes einer zurück: "Ein müder Bart De Wever geht gleich wieder an die Arbeit", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Der N-VA-Chef hat gestern das Krankenhaus wieder verlassen. Eine Woche lang war er wegen einer viralen Infektion behandelt worden. "Jetzt hat De Wever aber sein Arbeitspensum erheblich beschnitten", weiß Gazet Van Antwerpen. De Wever hat etwa Wahlkampfauftritte und Fernsehaufzeichnungen abgesagt.
Viele Zeitungen berichten auch über den Besuch des Königspaars in Berlin. Begleitet wurde das Staatsoberhaupt von einer großen Delegation, bestehend aus Vertretern der verschiedenen Regierungen des Landes bis hin zu Ex-Nationaltorwart Jean-Marie Pfaff.
Het Belang Van Limburg stellt fest, dass auffallend viel deutsche Presse dem Besuch der Belgier Aufmerksamkeit geschenkt hat. Het Nieuwsblad analysiert seinerseits die Kleider von Königin Mathilde und hat bemerkt, dass sie sich beim vierten Auslandsbesuch für den vierten belgischen Modeschöpfer in Folge entschieden hat. Diesmal trug sie ein Kleid des Brüsseler Couturiers Pierre Gauthier.
"Recht auf Unerreichbarkeit"
"Großkonzerne verbannen E-Mails am Wochenende", titelt L'Echo. Nach Informationen der Zeitung werden die belgischen Angestellten von Total und Siemens künftig von ihrem Arbeitgeber ein Recht auf Privatleben zugestanden bekommen. An Wochenenden soll der Zugang zur Mailbox und auch zum firmeninternen Netzwerk untersagt werden. Die Firmen sehen das als Vorbeugung gegen Stress-Symptome, insbesondere den Burnout.
"Muss das sein?", fragt sich L'Echo in seinem Leitartikel. Hier werden nämlich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wie verhält es sich beispielsweise mit der Telearbeit? Hinzu kommt: Wenn man die Angestellten außerhalb der Arbeitszeiten von der Firmenkommunikation abschottet, dann sollte das auch für die Chefs gelten. Ansonsten droht ein Ungleichgewicht.
De Morgen traut seinerseits seinen Augen nicht: Längst weisen Experten auf die schädlichen Nebenwirkungen der allgemeinen Vernetzung hin. Im Zeitalter von Smartphones und Tablet-Computern ist im Prinzip jeder rund um die Uhr erreichbar. Klar muss man nicht ans Telefon gehen, wenn man nicht arbeitet; klar muss man dann keine beruflichen E-Mails lesen. Meist tut man es aber trotzdem, sind die Schuldgefühle zu groß.
Jetzt bekommt man also "das Recht auf Unerreichbarkeit". Dass das von Firmen wie Total, Siemens oder auch BMW zuerkannt werden muss, ist allerdings verkehrte Welt. Das beweist einmal mehr, dass unser Arbeitsrecht nicht den modernen Zeiten angepasst ist.
"Züge fahren bald um bis zu 10 Minuten langsamer", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Das ist eine Maßnahme, über die schon viel geredet worden ist: Um künftig mehr Pünktlichkeit gewährleisten zu können, fahren die Züge der SNCB bald langsamer. Jetzt werden die ersten Einzelheiten bekannt.
La Libre Belgique und La Dernière Heure haben ebenfalls die neuen Pläne der Staatsbahn einsehen können: "Die SNCB wird alle IR-Züge streichen", schreiben beide Zeitungen. IR, das sind ja Züge, die zwar längere Strecken fahren, aber trotzdem quasi in jedem kleineren Bahnhof halten.
Die SNCB will in Zukunft den Schwerpunkt verlagern auf die großen Bahnhöfe: keine IR, stattdessen mehr IC-Züge zwischen großen Städten. Priorität hat Brüssel... Die L-Züge, also die kleinen Bummelzüge, werden aber beibehalten...
Dumm gelaufen
Ein besonders dummer Karnevalscherz kann schließlich einen Studenten teuer zu stehen kommen, wie Het Laatste Nieuws berichtet. Ein 18-jähriger Mann aus Brüssel hatte sich als Terrorist verkleidet. Dafür bastelte er sich eigens aus WC-Rollen, Klebeband und ein paar Kabeln einen Sprengstoffgürtel. Dieses Accessoire ließ er aber versehentlich in einem Kiosk liegen. Der Betreiber rief die Polizei, die ihrerseits Sprengstoffexperten samt Roboter anrücken ließ. Die Rechnung für diesen Fehlalarm könnte sich auf mehr als 10.000 Euro belaufen.
Foto: Andreas Solaro (afp)