"Hunderte Medikamente sind unwirksam oder risikobehaftet", titeln De Standaard und Le Soir. Die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats hat 4.000 Präparate von Fachleuten unter die Lupe nehmen lassen. Bei 460, also mehr als einem von zehn, ist nicht erwiesen, dass sie den Gesundheitszustand des Patienten verbessern beziehungsweise, dass es mehr Vorteile als Risiken gibt.
Bei 113 anderen Arzneimitteln muss gar vom Gebrauch abgeraten werden; diese Mittel müssten vom Markt genommen werden, fordert eine Test-Achats-Sprecherin in De Standaard. Lediglich bei sechs von zehn Medikamenten sind Wirksamkeit und Nutzen zweifelsfrei bewiesen.
Krieg um Electrabel
Im Mittelpunkt der Leitartikel stehen indes die Betrugsvorwürfe an die Adresse der französischen Energie- und Umweltholding Suez.
Am Wochenende hatten die Zeitungen L'Echo und De Tijd gemeldet, dass die Steuerfahndung gegen Suez ermittelt. Demnach soll man künstlich dafür gesorgt haben, dass die Suez-Tochter Electrabel in Belgien einen Verlust ausweist. Konkret soll das Mutterhaus in Paris den Preis für Gaslieferungen an die belgische Filiale bewusst zu hoch angesetzt haben. Auf diese Weise sollen 500 Millionen Euro am belgischen Fiskus vorbeigeschleust worden sein.
Die Verantwortlichen von Electrabel müssen am Montag den Gemeinden des Landes Rede und Antwort stehen, wie De Standaard berichtet. Hintergrund ist dabei, dass die Kommunen eigentlich über eine Electrabel-Tochter lukrative Dividenden beziehen, die aber wegen der angeblich schlechten Geschäftsergebnisse ausgeblieben sind.
Zwischen Suez und Electrabel herrscht permanenter Kriegszustand, bemerkt Le Soir in seinem Kommentar. Seit Beginn der schrittweisen Übernahme der Schmuckstücke der einstigen Société Générale durch die französische Holding Ende der 80er Jahre waren die Beziehungen zwischen den Franzosen und Belgiern vergiftet. Letzte Episode in diesem Trauerspiel war die Erhebung einer Nuklear-Abgabe durch den belgischen Staat. Dieser Dauerzwist bringt aber niemandem was.
Auch De Standaard spricht von einem "ewigen Krieg" zwischen Franzosen und Belgiern um Electrabel. Man kann nur feststellen, dass es hier um genau die Summe geht, die die Belgier als Nuklear-Abgabe erheben: 500 Millionen Euro. Die sollen also mittels überhöhter Gaspreise nach Paris bugsiert worden sein. Damit schießt sich Suez aber selbst in den Fuß. Die Belgier sind nämlich nicht mehr bereit, überteuerte Energiepreise zu zahlen. Gerade in den letzten Monaten haben sich Tausende Verbraucher einen neuen Anbieter gesucht. Die Zeiten des faktischen Electrabel-Monopols sind vorbei. Wenn Suez sich weiterhin darauf beschränken will, bei Electrabel den Rahm abzuschöpfen, dann wird man dafür den Preis zahlen müssen.
Es ist noch zu früh, hier mit dem Finger auf mögliche Schuldige zu zeigen, mahnt La Libre Belgique. Und doch darf man jetzt schon die eine oder andere Schlussfolgerung ziehen. Man muss zum Beispiel feststellen, dass die Gemeinden im vergangenen Jahr von der Electrabel-Tochter ECS keine Dividenden bekommen haben. Seltsamerweise waren aber die meisten Konkurrenzbetriebe im Bereich der Energieverteilung durchaus rentabel bis sehr rentabel. Da wird es doch Zeit, dass die Gemeinden das mal hinterfragen.
Comeback des rechts-links-Widerspruchs
In De Morgen gibt heute der Vorsitzende der flämischen Sozialisten, Bruno Tobback den Startschuss für den Wahlkampf. Für Tobback gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Entweder, es kommt eine Regierung mit der N-VA; oder eine mit den Sozialisten. Beide Parteien schließen sich gegenseitig aus. Tobback vergleicht die Schwerpunkte der N-VA mit der Politik der Eisernen Lady Margaret Thatcher in Großbritannien.
Rechts und links sind zurück, konstatiert De Morgen in seinem Leitartikel. Noch vor einigen Jahren hieß es, das klassische Modell habe ausgedient; es gebe nur noch die politische Mitte. Spätestens jetzt ist aber der rechts-links-Widerspruch wieder da. Vielleicht bekommen wir einen Wahlkampf, bei dem es endlich nach Jahrzehnten noch mal um Inhalte geht.
50 Jahre Immigration
Viele Zeitungen erinnern am Montag an den 50. Jahrestag der Einwanderungsabkommen mit der Türkei und Marokko. "Die Ankunft der Arbeiter aus der Fremde war ein Segen für unsere Wirtschaft", schreibt La Libre Belgique. Die Arbeitsstelle war zugleich der Königsweg für die Integration.
Le Soir hebt seinerseits auch die Probleme hervor. "Das Miteinanderleben, ein langer und chaotischer Weg", schreibt das Blatt. Allerdings gibt es mehr Brücken zwischen Belgiern und Marokkanern, als man vielleicht glauben würde.
De Morgen zeigt "die Gesichter hinter 50 Jahren Gastarbeit". Eine türkischstämmige Fotografin aus Gent hat die Generation der Pioniere ins Bild gesetzt. Und auch deren Kinder und Enkelkinder.
… kann auch entzücken
Ein nackter Rücken sorgt heute für Aufregung. Es ist der Rücken von Premier Elio Di Rupo und das Bild stammt aus einer Reportage des flämischen Fernsehsenders VIER. Das Kamerateam hat den Premier eine Zeitlang begleitet und dabei auch gefilmt, wie Di Rupo das Hemd wechselt.
"Staatsaffäre!", lärmt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Vor allem auf frankophoner Seite ist einigen Politikern die Hutschnur geplatzt. Das Kabinett von Di Rupo kann die Aufregung aber nicht nachvollziehen. Die Reportage sei alles nur nicht sensationshungrig, heißt es da.
Zu spät fürs Foto
Auf vielen Titelseiten ist noch ein junges Paar zu sehen: "Amedeo und Lili", schreibt Het Nieuwsblad. Amedeo, das ist ja der Sohn von Prinzessin Astrid. Und der hat am Wochenende seine Verlobung bekanntgegeben. Elisabetta Maria Rosboch von Wolkenstein, heißt die Frau, die Amedeo im Sommer heiraten will. Sie ist 26 Jahre alt; die Beziehung läuft schon seit 7 Jahren.
"Die Verlobung ist von der Schwiegermutter abgesegnet", schreibt Het Laatste Nieuws. Prinzessin Astrid und ihre künftige Schwiegertochter scheinen sich jedenfalls gut zu verstehen… Einer fehlte übrigens auf dem Familienfoto, wie unter anderem Het Belang Van Limburg auf seiner Titelseite hervorhebt: Prinz Laurent war "zu spät".
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Karikatur: Valentine Lilien