"Die Schweizer wollen uns nicht mehr", titelt La Libre Belgique. "Die Schweiz kehrt Europa den Rücken", meint De Standaard. Le Soir schreibt: "Die Mehrheit der Eidgenossen will die Einwanderung begrenzen".
Bei einer Volksabstimmung haben 50,3 Prozent der Schweizer mit "Ja" gegen die "Masseneinwanderung" gestimmt. Konkret heißt das, dass es künftig eine Höchstgrenze für Einwanderer geben wird. Die Regierung in Bern wird also die Freizügigkeitsverträge mit der Europäischen Union neu verhandeln müssen.
Ähnlich wie viele Politiker in der EU befürchtet auch La Libre Belgique, dass das Verhältnis zwischen Schweiz und Europa nachhaltig beschädigt werden könnte. In Brüssel denkt man bereits über Konsequenzen nach - im schlimmsten Fall könnten alle Verträge mit der Eidgenossenschaft gekippt werden.
"Mittelfinger Richtung Europa"
Enttäuscht über den Ausgang der Volksabstimmung ist auch De Standaard: Die Schweizer strecken der EU den Mittelfinger entgegen, meint das Blatt. Dabei braucht die Schweizer Wirtschaft Zuwanderung. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer in der Chemie- und Pharmaindustrie stammt aus Europa. Ebenso 40 Prozent der Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe. Jeder vierte Arzt in der Schweiz ist Deutscher.
Dass das zu Problemen führt, ist nachvollziehbar. Viele Schweizer haben den Eindruck, dass ihr Land zu voll ist, dass es zu viele Staus gibt, zu viele Neubauten, zu wenig Plätze in den Schulen und überfüllte öffentliche Verkehrsmittel. Die Schweizer haben Angst, aus ihrem eigenen Land verdrängt zu werden.
Abschottung kann und darf aber nicht die Lösung sein, findet die Zeitung. Wenn selbst das Zusammenleben mit gut ausgebildeten Fachkräften aus Europa nicht klappt, dann muss sich jeder wieder auf seine einsame Berghütte zurückziehen, dann müssen wir wieder Mauern bauen. Das wäre ein unsinniger Schritt zurück in die Vergangenheit, urteilt De Standaard.
"Totgeburt Kilometer-Abgabe"
L'Avenir berichtet über den wachsenden Protest gegen die Kilometer-Abgabe für Autofahrer, die ab kommender Woche in einem Feldversuch im Großraum Brüssel erprobt werden soll. Bereits 100.000 Belgier haben eine Petition dagegen im Internet unterschrieben. Je nach Tageszeit werden bis zu neun Cent pro Kilometer fällig. Damit wollen die Behörden die langen Staus auf unseren Straßen und Autobahnen verringern.
Premierminister Elio Di Rupo fordert, dass die Belgier unterm Strich nicht mehr Autosteuern zahlen als heute. Het Nieuwsblad bezeichnet die geplante Kilometer-Abgabe als Totgeburt - und dass, bevor die Testphase überhaupt gestartet wurde. Schuld ist die mangelhafte Kommunikation der Behörden. Sie hätten ganz genau erklären müssen, wie die Kilometer-Abgabe funktioniert und wozu sie dient. Wer viel fährt, der muss auch mehr zahlen. Eigentlich ist dagegen nichts einzuwenden, doch ein objektiver Test ist jetzt durch die aufgeheizte Stimmung nicht mehr möglich.
N-VA und Open Vld
Viele Zeitungen kommen auf das politische Wochenende zurück: "Die N-VA ist jetzt auch wirtschaftlich isoliert", titelt Het Nieuwsblad. Die flämischen Nationalisten wollen die Staatsausgaben in den kommenden fünf Jahren einfrieren. Alle anderen Parteien sind dagegen und befürchten eine Verarmung der Gesellschaft.
Gazet Van Antwerpen fragt sich unterdessen, was die flämischen Liberalen vorhaben. Am Wochenende hatte die Open Vld symmetrische Koalitionen auf allen Staatsebenen gefordert. Die Partei werde entweder überall an der Macht oder in der Opposition sein. In den Augen der Zeitung vergisst die Open Vld aber ein kleines Detail: Das bestimmen die Wähler, nicht die Parteien…
"Seltene Krebsarten sollten nur noch in ein bis zwei Kliniken in Belgien behandelt werden", fordern Experten in De Standaard. Heute würden die 119 Krankenhäuser des Landes alle Krebspatienten versorgen. In einer Spezialklinik seien die Überlebenschancen aber deutlich höher. Deswegen fordern die Gesundheitsexperten, dass die Krankenhäuser sich auf bestimmte Krebsarten spezialisieren.
Einbruch, Stromae und Swings
Het Laatste Nieuws berichtet über den Einbruch in der Villa des flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters in Puurs, in der Provinz Antwerpen. Während eines Restaurant-Besuchs am Samstagabend waren die Einbrecher in Peeters' Haus eingedrungen. Sie richteten viel Schaden an und entwendeten Uhren und Schmuck.
Alle Zeitungen, darunter De Morgen, berichten über den Riesenerfolg von Stromae bei den flämischen Musikpreisen. Der Brüsseler Sänger und Autor von Hits wie "Formidable" hat die "Mias" in acht Kategorien abgeräumt.
Auf viele Titelseiten hat es auch Bart Swings geschafft. Der Eisschnellläufer aus Löwen wurde beim Fünf-Kilometer-Lauf in Sotschi Vierter und hat die Bronze-Medaille denkbar knapp verpasst. Swings war sehr stark und war dem holländischen Führungstrio dicht auf den Fersen.
Im Interview mit der VRT hat sogar der niederländische König Willem-Alexander die Leistungen des Belgiers gelobt. "Und das Beste kommst erst noch", meint die Zeitung. Denn die Lieblingsdistanz von Swings, der 1,5-Kilometer-Lauf, wird am Samstag ausgetragen. Möglicherweise ist da eine Medaille drin.
Foto: Michael Buholzer (afp)