"Die Spiele des Zaren", titelt La Libre Belgique. "Wladimir Putin, der umstrittene Star der Olympischen Spiele", schreibt Le Soir auf Seite eins. Am Freitag beginnen im russischen Sotschi offiziell die Olympischen Winterspiele. Die Eröffnungsfeier wird am Nachmittag stattfinden.
"Wo ist der Olympische Geist geblieben?", fragt sich in diesem Zusammenhang L'Avenir. Es sind die teuersten Spiele aller Zeiten. Die Kosten werden auf 50 Milliarden Dollar, 37 Milliarden Euro, beziffert. Das ist mehr als China für seine Sommerspiele ausgegeben hat. Sotschi gehört zudem zu den umstrittensten Spielen seit langer Zeit.
Wo ist der Olympische Geist?
Genau diesen Umstand bringt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel noch einmal auf den Punkt. In Sotschi wurden alle Grenzen überschritten. Nie waren Spiele teurer. Nie wurde die Umwelt mehr zerstört. Nie fanden Winterspiele an einem so ungeeigneten Ort statt; Sotschi liegt in einer subtropischen Zone. Nie gab es mehr Korruption. Nie waren Spiele eindeutiger auf einen Mann zugeschnitten; vielleicht mit einer Ausnahme, nämlich in Berlin 1936.
Auch Het Laatste Nieuws vermisst den Geist früherer Jahre. Diese Spiele kosten zwanzig Mal mehr als die von Lillehammer 1994. Dabei ist Sotschi wohl nichts anderes als ein Potemkinsches Dorf, eine glänzende Fassade, hinter der sich die grimmige russische Realität verbirgt. Präsident Putin ist ein Ekel und seine homophoben Gesetze sind ein Gräuel. Man hätte sich da vielleicht eine mutigere Reaktion aus Belgien gewünscht.
Sotschi - Steigbügel für Menschenrechtler
Nun muss man ehrlich zugeben, dass Russland wohl ziemlich egal ist, wie Belgien zu der Politik in Moskau steht, räumt De Morgen ein. Nichtsdestotrotz könnten sich diese Winterspiele für Wladimir Putin als Rohrkrepierer erweisen. Menschenrechtsorganisationen haben Sotschi dazu genutzt, um eine der erfolgreichsten Kampagnen der letzten Jahre zu führen. Viele Menschen sind auf die Missstände aufmerksam geworden. Und auch bei uns ist die Notwendigkeit einer Gleichstellung von Homo- und Heterosexuellen wieder zum Thema geworden.
Wladimir Putin hat wohl nicht im Traum damit gerechnet, dass seine Olympischen Spiele Anlass zu einem derartigen Proteststurm geben würden, notiert Le Soir. 200 Schriftsteller aus 30 Ländern und sogar ein UNO-Generalsekretär prangerten öffentlich die homophoben russischen Gesetze an. Dabei geht es dem russischen Präsidenten wohl eher um eine PR-Aktion an die Adresse des eigenen Volkes. Das müssen die internationalen Menschenrechtler vor Augen haben. Man muss den Russen klarmachen, dass es bei der Verteidigung von Minderheiten, auch der Homosexuellen, um das Recht auf individuelle Freiheit geht. Und das betrifft alle Russen.
Man hat definitiv noch nie im Vorfeld so viel über Olympische Spiele diskutiert und geschrieben, bemerkt L'Avenir. Ab jetzt sollte man aber auch mal an die Athleten denken. Viele von ihnen haben sich jahrelang auf dieses Hochamt des Sports vorbereitet. Klar sind diese Spiele politisch. Doch sollte man jetzt den Emotionen Raum geben. Möge das Olympische Feuer bis zum 24. Februar unsere Augen zum Leuchten bringen.
Labille - Ein Lügner?
Innenpolitisch steht derzeit der für Staatsbetriebe zuständige Föderalminister Jean-Pascal Labille im Fokus. Dies, nachdem bekannt geworden war, dass die neue Belgacom-Chefin doch mehr verdienen wird, als die vereinbarten 650.000 Euro pro Jahr. Labille musste in diesem Zusammenhang im Parlament harsche Kritik über sich ergehen lassen, aus der Opposition, aber auch aus der Mehrheit. "Die Open Vld ist mit Labille fertig", schreibt etwa Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Labille, wenn nicht sogar die gesamte Regierung, haben die Bevölkerung belogen, urteilt Gazet van Antwerpen. Labille wusste schon vor einigen Wochen haargenau, dass die von ihm ausgerufene Gehaltsobergrenze nur auf dem Papier besteht. Er unterschlug wissentlich, dass die neue Belgacom-Chefin durch die Hintertür einen Aufschlag bekommen würde, durch sogenannte extralegale Vorteile. Es sind schon Minister für weniger zurückgetreten. Premierminister Di Rupo schuldet dem Land eine Erklärung.
Das Ergebnis der Kammersitzung vom Donnerstag ist ernüchternd, beklagt De Standaard. Ein Föderalminister darf offenbar so viel lügen wie er will, das Parlament kriegt ihn trotzdem nicht zu fassen. Ein Minister fällt erst, wenn ihn seine Partei fallen lässt. Und das ist beschämend. Es gibt offensichtlich keinen moralischen Kompass. Damit verliert ein Eckstein der Demokratie wie das Parlament seine Bedeutung.
Gefahr für die Volksgesundheit
Es mangelt an hunderten Medikamenten, so die alarmierende Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Im vergangenen Jahr standen gleich vierzehn Mal unersetzliche Medikamente nicht zur Verfügung. Laut Het Nieuwsblad muss man in solchen Fällen von einer "Gefahr für die Volksgesundheit" sprechen. Insgesamt meldeten die Pharma-Unternehmen beinahe 500 Mal, dass eins ihrer Präparate zeitweilig nicht zur Verfügung steht.
Der Verdacht liegt nahe, dass das nichts mit Schicksal zu tun hat, bemerkt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Bekanntlich sind viele Medikamente im Ausland teurer. Wenn es hierzulande an Präparaten mangelt, müssen die aber eben im Ausland beschafft werden. So bessern die Firmen ihre Bilanzen auf. Das ist nicht hinnehmbar. Es bedarf eines moralischen Kodex', der für jeden gelten muss, der mit Medikamenten handelt.
Mathilde trägt Dior
Auf vielen Titelseiten sind auch Fotos vom Besuch des Königspaars in Paris zu sehen. Es ist Königin Mathilde, die mal wieder alle Blicke auf sich zieht. Diesmal trug sie ein Kleid des französischen Modehauses Dior, wie unter anderem Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg hervorheben. Nicht umsonst; Chefdesigner von Dior ist nämlich Raf Simons, und das ist ein Belgier.
Bild: Eric Lalmand (belga)