"Dominique Leroy verdient doch mehr als 650.000 Euro pro Jahr", schreiben De Standaard, Le Soir und Het Nieuwsblad auf Seite eins. Dominique Leroy ist die neue Chefin von Belgacom. Für börsennotierte Staatsunternehmen gilt eine neue Gehaltsobergrenze, wonach die Bezüge der Hauptgeschäftsführer 650.000 Euro nicht überschreiten dürfen. Bei Belgacom war man aber offensichtlich kreativ.
Leroy hat nach Informationen der Zeitungen zum Beispiel Anrecht auf diverse sogenannte extra-legale Vorteile wie etwa einen Firmenwagen und eine Krankenhausversicherung. Darüber hinaus wird ein zusätzlicher Bonus ausgelobt für besonders gute Geschäftsergebnisse. Laut Experten können die Bezüge damit auf bis zu 800.000 Euro ansteigen. Für die Regierung ist das eine peinliche Enthüllung, sind sich die Zeitungen einig.
"Keine finanziellen Abenteuer!"
"Es gibt keinen Spielraum für eine schnelle Senkung der Lohnnebenkosten", titelt De Standaard. Das Blatt zitiert den CD&V-Vizepremier und Verteidigungsminister Pieter De Crem. Der warnt vor - Zitat - "finanziellen Abenteuern". Insbesondere in den nächsten zwei Jahren werde es schwer genug sein, den Haushalt in der Spur zu halten.
Die Aussagen von Pieter De Crem sind geradezu erfrischend, bemerkt De Standaard in seinem Kommentar. In den letzten Tagen haben die Parteien versucht, sich mit Wahlkampfversprechen gegenseitig zu übertreffen. Dabei sollten sie eigentlich Antworten auf die brennenden Fragen liefern, wie zum Beispiel: Wie bezahlen wir die Folgen der Vergreisung der Gesellschaft? Wie bringen wir gleichzeitig den Haushalt ins Gleichgewicht?
Die Parteien sollten aufhören, den Bürgern mit nicht existierendem Geld das Blaue vom Himmel zu versprechen. Hier geht es um Glaubwürdigkeit, findet De Standaard. Het Nieuwsblad sieht das ähnlich. Die Umsetzung von Wahlkampfversprechen kostet Geld, aber die Versprechen an sich sind gratis.
Und das ist es, was für die Parteien zählt. Die Enttäuschung der Bürger, die nach der Wahl feststellen müssen, dass der Himmel auf Erden doch nicht kommt, diese Ernüchterung nimmt man dabei billigend in Kauf. Und Het Nieuwsblad merkt dabei an: Eine Partei sollte vielleicht doch ein inspirierenderes Projekt haben als allein die Absicht, leere Kassen zu verwalten.
Politiker des 20. Jahrhunderts
"Cybersicherheit: Belgien will endlich reagieren", so die Aufmacher-Geschichte von Le Soir. Premierminister Elio Di Rupo hat gestern die Einrichtung eines Sonderstabs angekündigt. Dessen Aufgabe wird es sein, die belgischen Computernetze zu schützen. Dafür sollen 10 Millionen Euro bereitgestellt werden.
"Zu spät, zu wenig", urteilt Le Soir in seinem Leitartikel. Für die Sicherung von Computernetzen mangelt es in Belgien nach wie vor an Sensibilität. Der neuerliche Vorstoß ist allenfalls halbherzig. Das Problem ist, dass die meisten Politiker von dieser Problematik so gut wie keine Ahnung haben. Viele von ihnen sind noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Vielleicht ist das der ominöse Millennium Bug.
"Recht auf Selbstbestimmung"
Viele flämische Zeitungen beleuchten eine Tragödie, die sich in den Niederlanden ereignet hat. Ein Senioren-Ehepaar trat gemeinsam aus dem Leben, weil die beiden nicht ins Altenheim wollten. De Morgen macht daraus seine Titelgeschichte: "Die Angst vor dem Altenheim", so die Schlagzeile.
Diese Menschen verdienen unseren Respekt, glaubt De Morgen in seinem Leitartikel. Ohne diesen gemeinsamen Selbstmord verherrlichen zu wollen, wäre es doch vermessen, den Stab über die beiden Senioren zu brechen. Dabei leben wir in einer Zeit, in der immer mehr Menschen uns das Recht auf Selbstbestimmung absprechen wollen. Frankreich läuft Sturm gegen die Rechte von Homosexuellen. Die geplante Ausweitung der Euthanasie auf Minderjährige, wie sie in Belgien angedacht ist, sorgt nicht nur hierzulande für Protest.
Dabei scheut man sich nicht, infame Lügen in die Welt zu setzen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in einem Land leben, in dem das Recht auf Selbstbestimmung als wichtiger erachtet wird als die vermeintliche moralische Überlegenheit von Leuten, die anderen ihr Weltbild aufzwingen wollen, findet De Morgen.
Photovoltaik, E-Fiskus, königliche Reaktion
"Wie die Wallonie die Besitzer von Photovoltaik-Anlagen zur Kasse bitten will", weiß L'Echo. Hier geht es um die sogenannte Einspeisegebühr. Die wurde bisher auf der Grundlage von Schätzungen erhoben. Diese Regelung war aber von der Justiz gekippt worden. Jetzt soll die Möglichkeit angeboten werden, spezielle Stromzähler zu installieren, die den eingespeisten Strom registrieren.
"Der Fiskus schickt Mahnungen via Facebook", schreibt Het Nieuwsblad. Die Steuerbehörden wollen demnach jetzt säumige Zahler quasi auf allen Kanälen dazu bringen, ihre Schulden zu begleichen: Per Telefon, per SMS, per E-Mail und jetzt eben auch über Facebook.
"Sotschi - Die Belgier haben schon gewonnen", schreibt La Libre Belgique. Hier geht es nicht um den Sport. Vielmehr ist es so, dass rund ein Dutzend Unternehmen Aufträge bei den Olympischen Spielen ergattert haben.
"König Philippe reagiert auf Gerüchte", titelt Het Laatste Nieuws. In der Wochenzeitschrift "Dag Allemaal" war der König als "Diktator" bezeichnet worden: er verbiete es seinen Eltern, Albert und Paola, noch ins Schloss Ciergnon zu kommen. Der Palast hat diese Geschichte jetzt formell dementiert. Eine solche Reaktion ist eine Premiere.
rop - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)