"Kris Peeters auf Wahlkampftour", titelt Het Belang Van Limburg. De Standaard schreibt: "Montag ist Wahlkampftag". Die Minister der flämischen Regierung sind ab jetzt einen Tag in der Woche offiziell freigestellt, um bei der Bevölkerung für sich zu werben. An den anderen Tagen, also von dienstags bis freitags, werde hart in Brüssel gearbeitet, wird Peeters (CD&V) in der Zeitung zitiert.
Het Laatste Nieuws stellt offen die Frage: Dürfen Minister das? Regierungschef Elio Di Rupo (PS) besucht heute ein Krankenhaus in Lüttich. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters war gestern in Roeselaere und Brügge unterwegs, und Außenminister Didier Reynders (MR) besucht heute sozusagen das "flämische Ausland", er ist zu Gast in Kortrijk.
Natürlich ist uns bewusst, wie wichtig die anstehenden Wahlen sind, bemerkt das Blatt. Immerhin geht es um fünf Jahre Macht oder Opposition - in der Politik eine Ewigkeit. Verständlich also, dass der Wahlkampf bereits begonnen hat. Die Politiker sollten wenigstens dazu stehen und nicht so tun, als würden sie ganz normal weiterarbeiten, meint Het Laatste Nieuws.
Neuzugang wird Spitzenkandidat
L'Avenir berichtet über den überraschenden Neuzugang bei den französischsprachigen Christdemokraten. Claude Rolin, derzeit Generalsekretär der christlichen Gewerkschaft wird Spitzenkandidat auf der cdH-Europaliste. Ein gelungener Schachzug von Parteipräsident Benoît Lutgen, findet Le Soir. Denn mit Rolin sichern sich die Christdemokraten die Unterstützung von unzähligen CSC-Gewerkschaftsanhängern.
Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen, denn die aktuelle EU-Abgeordnete der cdH, Anne Delvaux, fühlt sich von ihrer Partei hintergangen. Die Zeitung fügt hinzu: Die Listenbildung bei allen Parteien ist eine hoch komplexe Aufgabe für Strategen. Wer die Gunst der Wähler nicht gewinnt, ist für die nächsten fünf Jahre draußen. Es steht also viel auf dem Spiel, und das hat man in den Parteizentralen gut verstanden.
Davon kann ein Polizeistaat nur träumen...
"Der Sicherheitsbeauftragte der EU will alle Flugdaten sammeln und kontrollieren", titelt De Morgen. Europa will den Kampf gegen Syrien-Kämpfer erhöhen, indem es die jungen extremistischen Moslems aufspürt und an der Ausreise hindert. Innenminister Joëlle Milquet unterstützt das Vorhaben. Die Daten könnten hilfreich sein, um Terroristen zu beobachten.
Im Europäischen Parlament und bei der belgischen Datenschutzkommission regt sich allerdings Widerstand gegen die Pläne. Die Kritiker warnen vor Missbrauch der Daten. In die gleiche Kerbe schlägt De Morgen: Die systematische Sammlung von Flugdaten wäre völlig unverhältnismäßig und überzogen. Jährlich steigen drei Milliarden Menschen in ein Flugzeug. In der EU gibt es schätzungsweise 2.000 Syrien-Kämpfer, also 0,000002 Prozent der Passagiere.
Während des Flugs bilden die Extremisten darüber hinaus keine Gefahr. Schritt für Schritt sind wir dabei, die Fundamente zu legen für eine Infrastruktur, von der ein Polizeistaat oder eine Diktatur nur träumen kann. In Kürze wird es vielleicht schon möglich sein, noch nicht verfasste E-Mails zu lesen. Auch wenn Sie und ich nichts zu verbergen haben, sollte uns das zu bedenken geben, schreibt De Morgen.
Het Nieuwsblad berichtet über einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Frauen. In Flandern beträgt die Zunahme im Vergleich zum Vormonat knapp zwölf Prozent. Der Grund: In Verwaltungen werden viele Abgänge nicht mehr ersetzt. Auch in Krankenhäusern und im Unterrichtswesen ist die Zahl der Einstellungen rückläufig.
Le Soir bemerkt, dass das föderale Arbeitsamt seit gestern verstärkt auch Schul- und Studienabgänger kontrolliert, obwohl sie in den ersten zwölf Monaten gar keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Zweimal im Jahr sollen umfangreiche Kontrollen stattfinden. Nur wer sich aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht hat und noch immer nicht fündig geworden ist, hat Anrecht auf die Erwerbslosenunterstützung.
Zehn Jahre Facebook
La Libre Belgique feiert den zehnten Geburtstag von Facebook. "Wie das Sozialnetzwerk die Welt erobert hat", lautet die Schlagzeile. Inzwischen nutzen über 1,1 Milliarden Menschen weltweit das Angebot. In Belgien haben 5,4 Millionen Menschen, also jeder Zweite, ein Facebook-Profil. Jede fünfte Seite, die im Internet aufgerufen wird, ist inzwischen eine Facebook-Seite.
Wie Le Soir schreibt, erwägen aber immer mehr Menschen einen Rückzug aus Facebook. Als Gründe werden zu viel Werbung genannt und Unklarheit darüber, was privat und was öffentlich ist.
Het Belang Van Limburg berichtet über die schwere Hundeattacke in Riemst. Ein zehnjähriges Mädchen ist von insgesamt elf Hunden angegriffen und unzählige Male gebissen worden, auch im Gesicht. Passanten befreiten sie aus ihrer Notlage. Die Bouviers des Flandres und Labradore waren aus einer Hundezucht ausgebrochen. Bereits vor einigen Jahren soll der Züchter negativ aufgefallen sein. Eine Expertin meint: "Hunde im Rudel können sich wie Hooligans verhalten".
Sicherheitsbehörden im Gipfelstress
L'Echo befasst sich mit der Herkules-Aufgabe, die auf die belgischen Sicherheitsbehörden zukommt. Innerhalb von nur zehn Tagen findet Ende März ein EU-Gipfel in Brüssel statt. US-Präsident Barack Obama wird zu Gast sein, anschließend der chinesische Staatschef Xi Jinping. Gleichzeitig findet in Brüssel ein NATO-Gipfel statt, einige Tage später werden 90 afrikanische Staats- und Regierungschefs erwartet.
Die chinesische XXL-Delegation besteht offenbar darauf, in 100 Volvos durch die belgische Hauptstadt gefahren zu werden. Auch danach sind die Behörden auf der Suche…
Bild: Jonas Roosens (belga)