"Thorgan Hazard bekommt den Goldenen Schuh, wie erwartet", titelt Le Soir. "Hazard genießt", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Thorgan Hazard, die Krone für die Jugend", schreibt L'Avenir auf Seite eins.
Thorgan Hazard ist Belgiens Fußballer des Jahres. Der 20-Jährige hat gestern den 60. "Goldenen Schuh" gewonnen. Er war der Favorit für die Auszeichnung. Hazard spielt derzeit für den Erstligisten Zulte-Waregem; er ist aber eigentlich nur vom englischen Spitzenclub FC Chelsea ausgeliehen. Geplant ist, dass er die zweite Saisonhälfte für Rekordlandesmeister Anderlecht spielt.
Der Transfer hat aber Sand im Getriebe. Ausgerechnet gestern hat der Manager von Thorgan Hazard eine eher unfreundliche Mail an die Verantwortlichen von Zulte-Waregem geschickt. Das Klima zwischen Zulte-Waregem und Anderlecht ist mehr denn je vergiftet. "Hazard verhagelt seine eigene Gala", titelt denn auch Het Belang van Limburg. Het Nieuwsblad spricht auf Seite eins von "gedämpfter Feierlaune". "Der Goldene Schuh sucht die Konfrontation", schreibt La Dernière Heure.
Eskalation in Kiew
Fast alle Zeitungen bringen neben dem Foto von Thorgan Hazard auch Bilder von den Protesten in der Ukraine. "Eskalation in Kiew", titelt De Morgen. Die ukrainische Hauptstadt gleicht stellenweise einem Kriegsgebiet. L'Echo spricht auf Seite eins von "Szenen einer Stadtguerilla". Inzwischen sind mindestens fünf Tote und hunderte Verletzte zu beklagen.
Das ist eine unerträgliche Ohrfeige für die Demokratie, donnert L'Avenir in seinem Leitartikel. Die Presse wird drangsaliert, und jetzt endet die Niederschlagung der Proteste in einem Blutbad. Die Regierung von Präsident Janukowitsch stellt sich damit definitiv ins Abseits. Hier zeigt sich: Eine Regierung, die die Meinungsfreiheit eindämmen will, kann sich am Ende nur in dumme und blinde Gewalt flüchten.
Pirouette von Koen Geens
Innenpolitisch sorgt die neuerliche Pirouette von Finanzminister Koen Geens für Diskussionsstoff. Geens hatte ursprünglich noch Verständnis für die geplante Gehaltserhöhung von drei Dexia-Direktoren aufgebracht. Als aber plötzlich der französische Finanzminister Pierre Moscovici seinen Protest gegen die Pläne zum Ausdruck brachte, ruderte auch Geens zurück. "Die Franzosen zwingen Geens zu einer Kehrtwende", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt.
"Und doch wird Dexia die Bezüge der Manager anheben", weiß De Standaard. Dexia-Geschäftsführer Karel De Boeck will nach eigenen Angaben nach "kreativen Lösungen" suchen. Von einem Aufschlag von 30 Prozent, wie bislang kolportiert, sei aber keine Rede.
Was ist gerecht?, fragt sich De Standaard in seinem Leitartikel. Inzwischen ist es so, dass jegliche Diskussion über Managerbezüge quasi unmöglich geworden ist. Immer ruft einer: "Zu viel!" Dabei darf man nicht vergessen, dass Dexia ein Damoklesschwert ist, das 43 Milliarden schwer ist. Um zu verhindern, dass es auf Belgien niederfährt, bedarf es fähiger Manager. Es wird Zeit, dass wir ein für alle Mal festlegen, welches Gehalt für solche Leute angemessen ist.
Soziale Ungleichheit
Andere Zeitungen bringen da weniger Verständnis auf. Dexia hat den belgischen Steuerzahler Milliarden gekostet, wettert Gazet van Antwerpen. Und das dicke Ende kommt vielleicht erst noch. Und die Herren Manager gönnen sich mal eben ein Gehalt von 450.000 Euro. Schlimmer noch: Finanzminister Koen Geens bringt dafür auch noch Verständnis auf. Geens mag die Finanzwelt gut kennen; den Puls der Gesellschaft scheint er aber nicht zu fühlen.
De Morgen zieht eine Parallele zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Selbst dort, wo die Reichen und Mächtigen die Köpfe zusammenstecken, hat man erkannt, dass die zunehmende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sich zum Problem entwickelt. Zur Illustration: Die 85 reichsten Menschen des Planeten verfügen über dasselbe Vermögen wie die untere Hälfte der Weltbevölkerung: 3,6 Milliarden Menschen. Selbst die Propheten des Neoliberalismus sehen ein, dass eine solche Schere zwischen Arm und Reich auf Dauer zu Verwerfungen führen wird.
Parteien im Wind
Die N-VA unterzieht sich einem sozialen Lifting, bemerken heute unter anderem Het Nieuwsblad und Le Soir. Die Partei von Bart De Wever will ihr bisheriges Image der sozialen Kälte ablegen. Jetzt ist etwa auch von einer Erhöhung des Mindestlohns oder des Integrationseinkommens die Rede.
Het Laatste Nieuws beklagt in seinem Leitartikel den Opportunismus der Parteien insgesamt. Sie sagen Alles und sein Gegenteil. Auf der einen Seite fährt man einen Frontalangriff gegen den politischen Gegner, auf der anderen Seite schließt man ihn aber nicht als möglichen Koalitionspartner aus. Alles ist besser als fünf Jahre Opposition.
La Libre Belgique widmet heute einem Ostbelgier einen kleinen Artikel. Die Rede ist von Yves Kreins, dem frischgebackenen Ersten Vorsitzenden des Staatsrats.
Acht belgische Priester ihres Amtes enthoben
"Der Vatikan schmeißt acht belgische Priester raus", titelt Het Nieuwsblad. Der Papst hat sie ihres Amtes enthoben wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Die Suspendierungen liegen zum Teil schon einige Jahre zurück. Der Ex-Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, war nicht betroffen, da die Vorwürfe gegen ihn verjährt sind.
Das zeigt die Grenzen der Aufräumaktion des Vatikans, bemerkt Het Nieuwsblad. Dass aber weltweit 400 Priester ihrer Ämter enthoben wurden, ist nichtsdestotrotz ein bemerkenswertes Signal. Die Botschaft: Jetzt wird nichts mehr unter den Teppich gekehrt. Und das ist schon mal besser als nichts.
Ryanair und XTC
"Wie Ryanair sein Image aufpolieren will", so die Titelgeschichte von Le Soir. Ryanair will künftig sein Tarifsystem vereinfachen; zudem will man verstärkt Geschäftskunden ansprechen. Ryanair will damit den reinen Billigflieger-Bereich verlassen.
"Tödliches Ecstasy im Umlauf", schreibt Gazet van Antwerpen. Das belgische Frühwarnsystem schlägt Alarm: Es soll eine Droge auf dem Markt sein, die so stark ist, dass sie zum Tod führen kann.
BIld: Dirk Waem (belga)