"11.000 Menschen in syrischen Gefängnissen zu Tode gefoltert oder verhungert", titelt Het Nieuwsblad. "Ein Verbrechen industriellen Ausmaßes", meint De Standaard. "Erdrückende Beweise gegen das Assad-Regime", schreibt La Libre Belgique.
Ein nach eigenen Angaben übergelaufener syrischer Polizei-Fotograf hat Tausende Bilder von toten Häftlingen aus dem Land geschmuggelt.
Die Gefangenen seien systematisch gefoltert und zu Tode gequält worden, erklärt der Experte für Internationales Recht David Crane im Interview mit Het Nieuwsblad. Die Zeitung druckt exemplarisch einige der unerträglich grausamen Fotos ab - zu sehen sind von schwersten Folterungen entstellte Leichen. Crane hat zusammen mit zwei anderen Rechtsexperten das Material analysiert und die Machenschaften des Regimes des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in einem Bericht festgehalten. Der Jurist spricht von einem "Holocaust".
Syrien: Verhandlungen könnten Fortschritte bringen
Unter diesen denkbar schwierigen Vorzeichen beginnt heute in Montreux in der Schweiz eine Syrien-Friedenskonferenz. Le Soir ist äußerst pessimistisch: Die Lage in dem Bürgerkriegsland erscheint aussichtslos. Einem brutalen und mafiösen Regime, das die Hälfte seiner eigenen Bevölkerung umbringen würde, nur um an der Macht zu bleiben, steht eine zersplitterte Opposition gegenüber. Nationalistische und mehr oder minder radikal-islamistische Rebellen bekämpfen sich zudem untereinander.
Trotz der entsetzlichen Situation in Syrien blickt De Morgen nicht ganz so negativ auf die Friedensgespräche. Es gibt Präzedenzfälle, bei denen unter ähnlich schwierigen Bedingungen dennoch Erfolge erzielt werden konnten - zum Beispiel in Ex-Jugoslawien. 1995 war das Massaker von Srebrenica erst einige Monate her, da begannen auf der amerikanischen Luftwaffenbasis Dayton Verhandlungen, an denen auch der serbische Präsident Slobodan Miloševic teilnahm. Zwei Monate später wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, das bis heute hält. Die meisten Kriegsverbrecher von einst mussten sich, beziehungsweise müssen sich, vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten.
Humanitäre Hilfe erforderlich
De Standaard meint: Nach Irak und Afghanistan ist eine militärische Intervention des Auslandes wahrlich keine Option mehr. Früher oder später werden die regionalen Kräfte Verantwortung übernehmen müssen, deswegen wäre die Anwesenheit des Iran bei der Konferenz förderlich gewesen. Letztendlich wird der Welt aber nichts anderes übrig bleiben, als zu verhandeln - selbst mit dem "Teufel" Assad.
Le Soir fügt hinzu: Auch wenn die Friedensverhandlungen zu keiner politischen Lösung führen, sollten zumindest humanitäre Hilfsmaßnahmen für die notleidenden Menschen in Syrien ergriffen werden. Denn es ist vor allem die Zivilbevölkerung, die am meisten unter dem inzwischen zwei Jahre andauernden Bürgerkrieg leidet.
Computer bedroht Arbeitsplätze
Zu den anderen Themen des Tages: Het Laatste Nieuws berichtet auf Seite eins, dass nicht die Krise der größte Job-Killer ist, sondern der Computer. Nach einer Studie der Katholischen Universität Löwen ist jeder zweite Arbeitsplatz über kurz oder lang gefährdet. Alleine in Flandern könnten durch die Informatisierung der Arbeitswelt in den nächsten Jahrzehnten fast 1,5 Millionen Jobs wegfallen.
Le Soir befürchtet eine unzureichende Überwachung von Häftlingen mit einer elektronischen Fußfessel. Der Grund: zu wenig Personal im Nationalen Zentrum für Elektronische Überwachung. Nachts an den Wochenenden würde nur ein Beamter Dienst tun, beklagen die Gewerkschaften.
Laut L'Echo müssen die belgischen Banken mehr Eigenkapital vorsehen, um Kredite besser abzusichern. Das fordert die Notenbank. Die Finanzhäuser warnen, dass die Kredite dadurch teurer und schwerer zugänglich werden.
"Gute Geschäfte sind nicht alles…"
De Standaard berichtet, dass die Frauen bei der nächsten belgischen Wirtschaftsmission nach Saudi-Arabien im März ein Kopftuch tragen müssen. Ausgenommen ist lediglich Prinzessin Astrid, weil sie von den saudischen Behörden als Repräsentantin eines Staates gesehen wird. L'Echo meint: Belgien darf trotz seines Strebens nach guten Geschäften die Augen nicht verschließen und systematische Geschlechterdiskriminierung nicht gutheißen. In dem Golfstaat dürfen Frauen noch nicht einmal Auto fahren. Wie sollen belgische Unternehmerinnen überhaupt Verträge abschließen in einem Land, in dem sie noch nicht mal selber ein Auto mieten dürfen?
Belgier geben 1,6 Milliarden Euro im Spanien-Urlaub aus
Es haben noch nie so viele Belgier ihren Sommerurlaub in Spanien verbracht wie im vergangenen Jahr, titelt Het Laatste Nieuws. Fast 1,9 Millionen Belgier an den Costas und in den spanischen Metropolen: Das ist neuer Rekord. Insgesamt haben die Belgier im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro im Urlaub in Spanien ausgegeben, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Beliebteste Ferienziele der Belgier sind Barcelona, die kanarischen Inseln, Andalusien, die Balearen und Madrid.
Bild: Joseph Eid (afp)