"Dutroux tritt noch einmal nach", titelt Het Laatste Nieuws. "Dutroux schockiert die Opfer-Eltern mit einem Brief", so die Schlagzeile von Gazet Van Antwerpen. Marc Dutroux hat Jean-Denis Lejeune, dem Vater der toten Julie, aus dem Gefängnis einen Brief geschrieben. Die Existenz des Schreibens hat die Zeitung La Dernière Heure enthüllt.
Das Blatt veröffentlicht denn auch heute den "Inhalt des niederträchtigen Briefes von Marc Dutroux". Dabei handelt es sich fast schon um ein Dossier. Das Schreiben umfasst 44 Seiten. Offenbar hat Dutroux anderthalb Jahre lang daran gearbeitet.
Die Wahrheit nach Marc Dutroux
Er schildert darin "seine" Wahrheit. Und die muss eine wahre Zumutung sein. Seine angeblichen Enthüllungen sind nicht mehr als perverse Lügen, schreibt Het Laatste Nieuws. Gazet van Antwerpen nennt den Brief "verrückt, grausam und schmerzhaft". Wieder einmal schiebt Dutroux alles auf eine Bande, der auch hochgestellte Persönlichkeiten angehören; er habe die Mädchen nur retten wollen. Jean-Denis Lejeune wollte bislang noch nicht reagieren.
In ihrem Leitartikel rechtfertigt La Dernière Heure die Veröffentlichung des Briefes. Natürlich darf man Dutroux kein einziges Wort glauben. Es ist dennoch wichtig, den Inhalt der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Erstens: Jetzt dürfte definitiv klar sein, das Marc Dutroux wohl auf ewig ein widerwärtiger Psychopath und Kinderschänder bleiben wird. Vor diesem Hintergrund ist es absolut unannehmbar, über eine mögliche vorzeitige Haftentlassung überhaupt nachzudenken.
Zweitens: Es ist immer noch besser, dass eine Zeitung das Schreiben veröffentlicht. Auf die Gefahr hin, dass ansonsten irgendwelche Scharlatane oder selbsternannte Aufklärer den Brief missbrauchen, um erneut Zweifel zu sähen und womöglich sogar die öffentliche Meinung zu destabilisieren, meint La Dernière Heure.
Die Zukunft von De Lijn
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem Thema Mobilität. In Flandern steht die Nahverkehrsgesellschaft De Lijn vor einem Strategiewechsel, wie unter anderem De Morgen auf seiner Titelseite berichtet. Die flämische Regierung will insbesondere Shuttlebusse künftig finanzieren, die entlegene Ortschaften an das Netz anbinden soll. De Lijn gibt aber zu bedenken, dass darunter der Nahverkehr in den großen Städten leiden werde. Die Mittel seien eben begrenzt, man könne nicht überall gleichzeitig sein.
Ein erster Schritt wäre das Ende der Gratis-Politik, meint dazu Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Das Recht auf eine Grundversorgung durch die Nahverkehrsgesellschaft beinhaltet nicht, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen Busse und Bahnen kostenlos nutzen dürfen. Das ist ein sozialistisches Relikt, das nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat. Um die Nahverkehrsgesellschaft ins 21. Jahrhundert zu führen, braucht man nur fünf Minuten politischen Mut.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, glaubt auch Het Belang Van Limburg. Entweder wird der kostenlose Nahverkehr für Senioren ab 65 abgeschafft. Oder die flämische Regierung erhöht noch einmal ihre Zuschüsse für De Lijn. Es darf jedenfalls kein Zweifel daran bestehen, dass wir angesichts der Blechlawinen auf den Straßen und in den Städten eine schlagkräftige Nahverkehrsgesellschaft brauchen.
Da gäbe es aber vielleicht noch eine dritte Option: Man kann eine PKW-Maut einführen. Vielleicht auch eine City-Maut in den großen Städten. Das sollte die Straßen entstopfen, und mit dem Geld könnte man den Nahverkehr finanzieren.
De Morgen findet die Diskussion paradox. Auf der einen Seite fordern insbesondere die rechten Parteien schlankere Staatsbetriebe. Auf der anderen Seite wird aber in regelmäßigen Abständen ein größeres Dienstleistungsangebot verlangt. Wir werden wohl die Gesellschaft neu überdenken müssen.
Sollte man nicht junge Familien belohnen, wenn sie in die Stadt ziehen, etwa mit einem Vorteils-Tarif für den öffentlichen Nahverkehr? Städte haben ja den Vorteil, dass die Infrastruktur konzentriert ist und pro Kopf weniger kostet. Wenn jeder weiter auf dem Land leben will, wird es nie eine umweltfreundliche Mobilitätspolitik geben.
"City-Maut muss wehtun!"
"Zwölf Euro pro Tag, um mit dem Auto durch Brüssel zu fahren", so die Titelgeschichte von La Libre Belgique. Hier geht es um eine mögliche City-Maut in der Hauptstadt. Die Region Brüssel hat eine Studie durchführen lassen. Und die kommt zu dem Ergebnis, dass eine City-Maut nur dann Resultate zeigt, wenn sie auch ein bisschen wehtut. Um es mal so auszudrücken: Ein Tarif von drei Euro pro Tag hätte keinen Effekt.
"Die Promille-Grenze muss auf 0,2 gesenkt werden", schreibt De Standaard heute. Das ist eine Forderung der flämischen Verkehrsministerin Hilde Crevits (CD&V). Sie will jetzt mit dem Föderalstaat über eine Senkung der Promillegrenze verhandeln.
Wallonische Massenschlägerei
In der Wallonie dauert die Diskussion über die tatsächliche Höhe der regionalen Schuld an. Bislang hatte die Regionalregierung von sechs Milliarden Euro gesprochen. Der Rechnungshof beziffert die Gesamtschuld aber auf über elf Milliarden Euro. Am Montag gab es dazu eine Aussprache im wallonischen Parlament. Und dabei ging es so heftig zu, dass sich La Libre Belgique an eine Massenschlägerei erinnert fühlte.
Dabei hätte man das Ganze nur erklären müssen, beklagt L'Avenir in seinem Kommentar. Für die wallonischen Bürger ändert sich nämlich nichts. Das Problem ist rein buchhalterischer Natur. Warum also hat die wallonische politische Klasse mal wieder ein so trauriges Spektakel dargeboten?
La Libre Belgique sieht darin ein böses Omen für den Wahlkampf. Den Parteien geht es offensichtlich allein um den Show-Effekt. Die inhaltliche Auseinandersetzung bleibt auf der Strecke. Am Ende blickt der Wähler nicht mehr durch und sucht sein Heil womöglich bei falschen Propheten.
Verhofstadt, De Wever, Di Rupo
Auf vielen Titelseiten prangt heute auch das Foto von Altpremier Guy Verhofstadt. Der wird für die europäischen Liberalen als Spitzenkandidat in die Europawahl gehen. Für De Standaard ist das eine gute Neuigkeit: Ein Mann wie Verhofstadt kann den Wahlkampf nur beleben. Es besteht nämlich die Gefahr, dass die Europawahl am Ende untergeht.
Verhofstadt wird zwar im Leben nie Kommissionsvorsitzender. Sein Verdienst wird es aber sein, für den europäischen Gedanken gekämpft und Europa nicht den Populisten überlassen zu haben.
"De Wever ist besser als sein Vorgänger", titelt Het Nieuwsblad. Das ist jedenfalls das Resultat einer exklusiven Umfrage, für die 116.000 Flamen befragt wurden. 6 von 10 sind der Ansicht, dass De Wever die Probleme besser anpackt als der vorherige Antwerpener Bürgermeister Patrick Janssens.
"Deutlich weniger Adoptionen in Belgien", so die Titelgeschichte von Le Soir. 2013 wurden in Belgien knapp über 200 Kinder adoptiert - das ist mehr als die Hälfte weniger als noch 2005.
L'Echo bringt ein Interview mit Premierminister Elio Di Rupo, der heute nach Davos zum Weltwirtschaftsforum reist. Seine Botschaft: "Belgien hat seine Glaubwürdigkeit zurückerlangt".
rop - Bild: Benoît Vanzeveren (belga)