"Arbeitsministerin Monica De Coninck sorgt für Ärger", titelt Het Nieuwsblad. "Wenig Begeisterung für Pläne der SP.A-Ministerin", schreibt Le Soir. "Voreiliger Schritt", findet L'Avenir.
Um die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und gering qualifizierte Jugendliche zu einem Job zu verhelfen, will die föderale Arbeitsministerin Monica De Coninck nach dem Vorbild der beliebten Dienstleistungsschecks einen Arbeitsscheck einführen, um diese Menschen schnell und günstig einstellen zu können. Die Lohnkosten für geringqualifizierte Jugendliche waren zwar bereits gesenkt worden, doch die Maßnahme hat sich als unwirksam herausgestellt, weil zu kompliziert und mit zu viel Verwaltungsaufwand verbunden.
Protest kommt ebenfalls von den Regionen, weil die Arbeitsmarktpolitik durch die Staatsreform ab dem 1. Juli an die Teilstaaten geht. Die Ministerpräsidenten bedauern den Alleingang der SP.A-Ministerin und fordern eine Konzertierung.
Ähnlich sieht es L'Avenir: Macht es Sinn, auf föderaler Ebene noch auf die Schnelle eine Maßnahme zu ergreifen, kurz bevor die Zuständigkeit an die Regionen wechselt? Für De Standaard stellt sich ein grundlegenderes Problem: Wir brauchen keine Arbeitsschecks, sondern eine tiefgreifende Reform der Lohnkosten. Gazet Van Antwerpen spricht sich ebenfalls dafür aus.
Auch Belgien braucht den "Hollande-Wandel"
Le Soir kommt auf den Richtungswechsel von Frankreichs Präsident François Hollande zurück. Der Sozialist will die Wirtschaft in den Mittelpunkt seiner Politik stellen. Indem er die Staatsausgaben senkt und die Unternehmen in Milliardenhöhe entlastet, will er der stagnierenden Wirtschaft in Frankreich Impulse verleihen. Auch wenn wir wirtschaftlich gesehen viel weniger schlecht dastehen als die Franzosen, ein solches Umdenken müsste es auch bei uns geben - fordert Le Soir.
In der Politik hat es glücklicherweise bereits erste Denkanstöße in diese Richtung gegeben: Die Einen wollen eine drastische Steuerreform und die Anderen eine Senkung der Lohnkosten. Doch vor allem die Sozialpartner scheinen an ihren Tabus festhalten zu wollen: Die Arbeitgeber wollen das teure System der Fiktivzinsen beibehalten, während sich die Gewerkschaften nur noch für Leistungsempfänger einsetzen. Auch Belgien braucht einen Pakt für Wirtschaft und Beschäftigung, ansonsten hat die Opposition nur allzu leichtes Spiel, ist die Zeitung überzeugt.
EU-Spitzenkarussell dreht sich
La Libre Belgique blickt auf das bevorstehende Karussell an der Spitze der EU-Institutionen. "Wer wird Barroso und Co. nach der Europa-Wahl ersetzten?", lautet die große Frage. Für Europas Sozialisten geht der derzeitige Parlamentspräsident Martin Schulz ins Rennen. Bei den Christdemokraten gibt es noch keinen offiziellen Kandidaten, hier werden aber dem luxemburgischen Ex-Premierminister Jean-Claude Juncker und Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaitè die besten Chancen nachgesagt. Bei den Liberalen läuft derzeit eine Stichwahl zwischen dem Belgier Guy Verhofstadt und dem Finnen Olli Rehn.
De Morgen berichtet über einen prominenten Neuzugang bei den französischsprachigen Christdemokraten. Pierre Kompany, der Vater des Kapitäns der Roten Teufel Vincent Kompany, möchte für die cdH ins Brüsseler Parlament einziehen. Der aus dem Kongo stammende Kompany war bereits Schöffe für die Sozialisten in der Brüsseler Gemeinde Ganshoren, trat aber aus der PS aus.
Frauenquote und Steuerparadiese
Laut De Standaard stellt die Katholische Universität Löwen am Donnerstag ihre neue Frauenquote vor. Jede zweite neue Dozenten- und Professorenstelle soll künftig von einer Frau bekleidet werden. Aktuell ist nur jeder zehnte Uniprof in Löwen weiblich. Bereits in zehn Jahren soll dank der Maßnahme jeder dritte Dozent eine Frau sein. Die KUL ist die erste Universität des Landes, die eine Frauenquote für ihr akademisches Personal beschließt.
Nach Informationen von L'Echo ermittelt die Steuerfahndung gegen die KBC-Bank. Das Finanzhaus soll in den letzten beiden Jahren 1.000 Milliarden Euro über Steuerparadiese wie den Kaiman-Inseln geleitet haben. Dabei soll es sich nicht um Steuerhinterziehung handeln. Die KBC betont, dass sie die Behörden freiwillig über die Transaktionen informiert hat.
Statistik, Oscar und Schnee
Het Laatste Nieuws macht mit einer Reihe von Statistiken auf: So ist die Kriminalitätsrate in Belgien deutlich gesunken. Es wird mehr geheiratet, gleichzeitig aber auch so viel geschieden wie noch nie zuvor. Die Lebenserwartung steigt, allerdings nimmt seit dem Ausbruch der Krise auch die Anzahl Selbstmorde zu.
Und: Wir Belgier essen zu viel rotes Fleisch. Vor allem auf Aufschnitt sollten wir weitestgehend verzichten, warnt der Hohe Gesundheitsrat. Die beliebtesten Namen für Neugeborene waren im vergangenen Jahr Emma, Lucas, Nathan und Léa.
"14.30 Uhr ", steht auf der Titelseite von De Morgen geschrieben. Am Nachmittag steht fest, ob der belgische Film "The Broken Circle Breakdown" tatsächlich für den Oscar in der Kategorie "Bester nicht englischsprachiger Film" nominiert ist. Experten halten den Streifen von Felix Van Groeningen für einen der Favoriten.
Het Laatste Nieuws hat Bilder des ersten Schnees des Jahres, der am Mttwoch in den Höhenlagen Ostbelgiens gefallen ist. Nur ein paar Flocken, die am Abend wieder geschmolzen waren. Die Betreiber der Skipisten warten immer noch auf den richtigen Wintereinbruch…
Foto: Dirk Waem (belga)