"Autosalon im Zeichen des Stroms", titelt heute De Standaard. "92. Automesse für eine Branche unter Druck", schreibt L'Echo auf Seite eins. "Hersteller hoffen auf wirtschaftliche Erholung", so die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Der 92te Autosalon ist erst ab Donnerstag für das große Publikum zugänglich. Im Mittelpunkt werden vor allem saubere Technologien stehen: Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Autosalon eröffnet
Viele Zeitungen bringen Geschichten rund ums Auto beziehungsweise um den Salon. "Mehr als 300 freie Stellen in der Autobranche", titelt zum Beispiel Gazet van Antwerpen.
La Dernière Heure hat sich mit den Autoversicherungen beschäftigt, speziell mit Online-Angeboten: "Profitieren Sie von 50 Prozent günstigeren Preisen, wenn sie die Angebote im Netz vergleichen", schreibt das Blatt.
Zum Thema Auto noch eine weitere Schlagzeile in Het Belang van Limburg und Het Laatste Nieuws: "Trunkenheit am Steuer wird viel schärfer bestraft", schreiben beide Zeitungen. Die Geldbußen sollen angehoben werden. Hinzu kommt: Wer innerhalb von drei Jahren zwei Mal betrunken am Steuer erwischt wird, der ist seinen Führerschein los.
"Privat ist privat"
Viele Zeitungen blicken auch nach Frankreich, wo Präsident François Hollande gestern eine aufsehenerregende Pressekonferenz gegeben hat. Aufsehenerregend nicht nur wegen der politischen Inhalte, sondern auch wegen seiner angeblichen privaten Probleme. Immer wieder versuchten die Journalisten, Hollande zu einer Aussage über die Beziehung zu seiner Lebenspartnerin Valérie Trierweiler zu bewegen; ihm wird ja eine Affäre mit einer Schauspielerin nachgesagt. Hollandes Botschaft war aber eindeutig: "Privat ist privat", wie ihn auch viele Zeitungen zitieren.
Für François Hollande war die Pressekonferenz wohl keine leichte Übung, bemerkt dazu Le Soir. Man muss aber sagen: Ihm ist es gelungen, den Schaden in Grenzen zu halten. "Privat ist privat", da mag er Recht haben. Und doch wirft der Beziehungsstress des Präsidenten Fragen auf, die die reine Privatsphäre übersteigen. Konkret: Kann man einem Mann vertrauen, der sich von einem Boulevardmagazin beim angeblichen Fremdgehen erwischen lässt? Politisch jedenfalls hat Hollande wohl einen spürbaren Kurswechsel angekündigt, wobei man sich fragen kann, wie viel der Präsident noch mit dem Kandidaten von vor anderthalb Jahren gemeinsam hat.
Vom Sozialisten zum Sozialdemokraten
"Hollande zieht die deutsche Karte", bringt De Standaard den besagten Kurswechsel auf den Punkt. Hollande hat sich vom Sozialisten zum Sozialdemokraten gewandelt und läßt sich offensichtlich unter anderem durch die Politik des früheren deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder inspirieren. In Frankreich soll jedenfalls das Klima unternehmerfreundlicher werden; insbesondere ist eine Senkung der Lohnnebenkosten im Gesamtvolumen von 30 Milliarden Euro vorgesehen.
Endlich, freut sich La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Endlich sind die Unternehmen nicht mehr im Fadenkreuz, sondern werden als Partner betrachtet, als Wachstumsfaktoren. Das wird auch Zeit; seit 18 Monaten steckt Frankreich bis zum Hals in einer allgemeinen Depression. François Hollande verweist da zwar immer auf seinen Vorgänger; nur hat er es bisher versäumt, das Ruder konsequent herumzureißen. Frage nur: Kann ein Ball, der schon halbwegs platt ist, plötzlich noch mal hochspringen?
Der Auftritt von François Hollande war im Grunde typisch für einen Politiker, der nichts mehr zu verlieren hat, glaubt Het Laatste Nieuws. Er geht volles Risiko, legt eine fast beispiellose politische Kehrtwende hin. Er verlässt den klassisch linken Kurs und rückt spürbar in die Mitte, kündigt radikale Maßnahmen an. In Belgien scheint man demgegenüber den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt zu haben. Oder sagen wir mal so: Die französische Partie Socialiste ist gestern im 21. Jahrhundert angekommen; wir warten noch auf die Belgier.
Die FGTB: Eine Gewerkschaft allein für Leistungsempfänger?
Apropos Innenpolitik: Für Aufsehen hat jetzt der FGTB-Chef Rudy De Leeuw gesorgt. Er schlug vor, die Steuervergünstigungen für das sogenannte Pensionssparen abzuschaffen und stattdessen mit dem Geld die kleinen Renten aufzubessern. Er bezog dafür mächtig Prügel: "Freund und Feind fallen über De Leeuw her", fasst es Het Nieuwsblad zusammen.
Der rote Gewerkschaftsboss ist ein Meister darin, sich selbst in den Fuß zu schießen, urteilt die linksliberale Zeitung De Morgen. De Leeuw vergisst offensichtlich, dass die FGTB nicht nur Leistungsempfänger vertritt, sondern auch arbeitende Menschen. Und es sind diese kleinen Arbeitnehmer, die vom Pensionssparen profitieren. Jedenfalls bestimmt nicht die vermögenden Firmenchefs, die ihre Finanzen von Privatbankern verwalten lassen. De Leeuw bestätigt jedenfalls den Verdacht, dass die Gewerkschaft den Versorgungsstaat vorzieht und die Rechnung an die arbeitende Bevölkerung weiterreichen will.
Die ganze Diskussion führt uns eine schmerzliche Wahrheit vor Augen, meint Het Belang van Limburg: In Belgien ist die längst überfällige Rentendiskussion nie geführt worden. Wir brauchen dringend eine Debatte über die Zukunft unserer Sozialsysteme. Und da wird auch die FGTB von Rudy De Leeuw die Herausforderungen der Zukunft annehmen müssen.
Und es darf dabei auch keine Tabus geben, fordert De Standaard. Selbst das Pensionssparen ist nicht per se eine heilige Kuh. Angesichts der Vergreisung der Bevölkerung muss diese Diskussion offen geführt werden.
Nerviges Wahlkampfgetöse
Einige Blätter befassen sich mit den ersten Wahlkampfscharmützeln. Der Auftritt von Premier Elio Di Rupo in einer RTBF-Unterhaltungssendung hatte ja für wütende Reaktionen insbesondere der liberalen MR gesorgt.
L'Echo geht das ganze Theater jetzt schon auf die Nerven. Wir befinden uns hier schon nicht mehr im Sandkasten, sondern vielmehr in einem Boxring. Offensichtlich ist alles erlaubt: Die PS bemüht Nazi-Vergleiche, die MR wähnt sich in Nordkorea. Dabei treffen sich im Grunde beide Parteien häufig in der Mitte.
Auch L'Avenir glaubt eher an ein Scheingefecht. Wenn es nicht grundlegende Verschiebungen gibt, dann werden Sozialisten und Liberale wohl wieder gemeinsam regieren. Warum also dieses Getöse?
Mehr Medikamente, weniger Fett
"Die Belgier haben noch nie mehr Medikamente geschluckt", titelt heute La Libre Belgique. Anscheinend nehmen Frauen mehr Arzneimittel ein als Männer.
"Weniger Fett in Nahrungsmitteln", so die Schlagzeile von De Morgen. Das ist keine Feststellung, sondern eine Forderung, die nämlich von Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx kommt. Die will Fettleibigkeit bekämpfen und deshalb einen Pakt mit der Nahrungsmittelindustrie schließen: 2016 soll demnach im Durchschnitt 5 Prozent weniger Fett in der Nahrung sein; 2020 sogar 10 Prozent weniger.
Foto: Dirk Waem (belga)