"Milquet will Brüsseler Ministerpräsidentin werden", titelt Le Soir. "Joëlle Milquet hat die Hauptstadt fest im Blick", meint L'Echo. "cdH mit neuer Strategie", schreibt La Libre Belgique.
Nach Angaben der Zeitungen hat die derzeitige Innenministerin Joëlle Milquet gestern mit ihrer Ankündigung, Spitzenkandidatin in Brüssel zu werden, für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Im Gegensatz zu den anderen französischsprachigen Parteien setzen die Christdemokraten ein echtes Schwergewicht für die Wahl des Brüsseler Regionalparlaments ein.
Le Soir begrüßt die Entscheidung: Milquets Kandidatur wird der Bedeutung der Region damit gerecht. Auch das ist eine Folge der Sechsten Staatsreform: Die Teilstaaten erhalten deutlich mehr Macht und dadurch auch Politiker eines höheren Kalibers. Ähnlich sieht es La Libre Belgique. Genau wie Berlin oder London den Wandel zu einer modernen Metropole geschafft haben, braucht auch die Region Brüssel Spitzenpolitiker, die sich voll und ganz für die Belange der Hauptstadt einsetzen.
cdH mit neuer Strategie
De Standaard ist sich sicher: cdH-Parteipräsident Benoît Lutgen hat Milquet nicht ohne Grund nach Brüssel "abgeschoben" und damit von der föderalen Ebene verbannt. Dafür gibt es strategische Gründe: Die aktuelle Innenministerin dürfte bei der Wahl im Mai viele Stimmen gewinnen. Außerdem kann Lutgen das Profil seiner Partei jetzt schärfen und den Abstand zur PS vergrößern. Vielleicht wird dadurch trotz der Vorherrschaft der Sozialisten im Süden des Landes ein Mitte-Rechts-Bündnis möglich, meint Het Nieuwsblad.
De Morgen berichtet von der Stichwahl für die Spitzenkandidatur bei den Liberalen in Ostflandern. Mathias De Clerck, Sohn von Stefaan De Clerck, hat die parteiinterne Abstimmung gegen Jean-Jacques De Gucht, Sohn von Karel De Gucht, gewonnen. Damit konnte sich der Klan De Clerck für die Liste zur Wahl des flämischen Parlaments durchsetzen. Die Parteiführung hatte noch versucht, zwischen den Jungpolitikern der Open VLD zu vermitteln, doch keiner von beiden wollte nachgeben - deswegen kam es zur Abstimmung. Das Blatt begrüßt die Vorgehensweise: Es gibt nichts gegen ein demokratisches Votum auf der Provinzebene einer Partei einzuwenden.
Rente: "Auf die zurückgelegten Kilometer kommt es an"
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Rente. Die Politik denkt ernsthaft über eine grundlegende Änderung der Rahmenbedingungen nach. Nicht mehr das Eintrittsalter soll entscheidend sein, sondern die geleisteten Berufsjahre. Gazet van Antwerpen fasst es so zusammen: "Es kommt auf die zurückgelegten Kilometer an, nicht auf das Baujahr."
Die flämischen Sozialisten meinen: Wer 42 Jahre gearbeitet und in die Sozialsysteme eingezahlt hat, darf in Rente gehen. Die Christdemokraten fordern mindestens 45 Arbeitsjahre. Auch Liberale und Grüne plädieren für eine Änderung des derzeitigen Renteneintritts mit 65. Der zuständige Minister Alexander De Croo will in den kommenden Wochen ein neues Reformpaket vorstellen.
Auftrittsverbot für "bösartigen Clown"
L'Avenir titelt: "Dieudonné, der verbotene Provokateur". Der französische Staatsrat hat gestern Abend in letzter Sekunde einen Auftritt des umstrittenen Komikers in Nantes untersagt. Seit Tagen sorgt das Thema in Frankreich für Aufregung, weil Dieudonné immer wieder mit antisemitischen Äußerungen provoziert hatte. Der französische Innenminister Manuel Valls hatte ein Auftrittsverbot gegen den Künstler verhängt, das war von einem Richter in erster Instanz jedoch wieder gekippt worden.
Das Blatt fragt sich: Wer hat die Auseinandersetzung letztendlich gewonnen? Dieudonné oder der Staat? Auf den ersten Blick könnte man meinen der Staat, aber der Kampf wurde mit unverhältnismäßigen Mitteln bestritten. Gegen einen respektlosen und bösartigen Clown muss man nicht die schwere Artillerie auffahren, findet das Blatt. Zensur und Demokratie gehen nicht gut zusammen. Viel besser wäre es, aufzuklären, zu sensibilisieren und mit echten Argumenten vorzugehen.
L'Echo findet dagegen: Die französische Regierung hat recht, wenn sie gegen Dieudonné vorgeht und das Gericht hat eine mutige Entscheidung getroffen.
De Standaard meldet, dass Westflandern wirtschaftlich gesehen nicht mehr die tonangebende Provinz ist. In Sachen Firmenpleiten und Unternehmensgründungen blickt die Küstenprovinz auf ein sehr schlechtes Jahr zurück.
Laut Het Laatste Nieuws droht Geschäftsleuten in Hasselt, die in den Wintermonaten ihre Ladentür offen stehen lassen eine "CO2-Strafe". Der Grund: Energieverschwendung. Der Einzelhandelsverband Unizo findet die geplante Strafe zwar überzogen, will aber bei seinen Mitgliedern für ein stärkeres Umweltbewusstsein und geschlossene Ladentüren im Winter werben.
"Wer seinen Heli liebt, der schiebt"
Het Nieuwsblad macht mit dem Foto eines Rettungshubschraubers auf, der gestern Abend durch die Innenstadt des westflämischen Torhout geschoben werden musste. Nach der Landung am Einsatzort konnte der Hubschrauber nicht mehr starten. Der Patient musste mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert werden. Feuerwehrleute bugsierten den Helikopter zu einem Abschleppplatz. Frei nach dem Motto: Wer seinen Heli liebt, der schiebt.
Bild: Benoit Doppagne (belga)