"Belgacom hat seine neue Chefin gefunden", titelt L'Echo. "Dominique Leroy, die neue Königin von Belgacom", schreibt das Grenz-Echo auf Seite eins. "Die erste weibliche Geschäftsführerin eines BEL20-Betriebs", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Die Nachfolgerin von Didier Bellens an der Spitze von Belgacom ist bekannt. Seinen Platz soll die 49-jährige Dominique Leroy einnehmen. Es herrscht "Einstimmigkeit um die neue Belgacom-Chefin", bemerkt auch Le Soir auf Seite eins. Auf Ebene der Regierung gab es keine Einwände, und auch der Verwaltungsrat des Telekom-Unternehmens durfte ihrer Benennung problemlos zustimmen.
Zeitenwende
Diese Personalie stellt in vielerlei Hinsichten eine Zeitwende dar, sind sich die Zeitungen einig. Dominique Leroy ist die erste Frau an der Spitze eines Staatsunternehmens. Sie trägt zudem keinen politischen Stempel. Und nicht zuletzt ist sie auch der "Gegen-Entwurf zum Übermacho Didier Bellens", wie es De Morgen formuliert.
Sie ist perfekt zweisprachig, kommunikativ, bringt Menschen zusammen und ist damit das krasse Gegenteil zum arroganten, sarkastischen und kaum Niederländisch sprechenden Didier Bellens, bemerkt auch Het Nieuwsblad.
Auch viele Leitartikler sind voll des Lobes für Dominique Leroy und die Prozedur insgesamt. Die Nachfolge des Sonnenkönigs Bellens ist erstaunlich schnell und sauber abgewickelt worden, lobt etwa Gazet Van Antwerpen. Diesmal steht nicht der Verdacht im Raum, dass es sich um eine politische Ernennung handeln könnte. Dominique Leroy war schlicht und einfach die beste Kandidatin, da sind sich alle einig.
Und noch etwas: Leroy hat Didier Bellens die Stirn geboten und sich nicht an seinen "Amigo-Spielchen" aufgehalten. Das will schon was heißen. Die neue Belgacom-Chefin hat zweifelsohne Rückgrat, so Gazet Van Antwerpen.
Die Bezeichnung von Dominique Leroy als neue Belgacom-Chefin ist eine Veränderung erster Klasse, bemerkt auch De Morgen. Sie steht vor allem in schrillem Kontrast zu dem Gewurstel der letzten Monate. Die Benennung der neuen Chefs, insbesondere bei der SNCB, der Rauswurf von Bellens, das Theater um Post-Chef Thijs, all das hatte dem Image der Regierung sehr geschadet. Die Personalie Dominique Leroy ist demgegenüber der Beweis dafür, dass auch noch objektive Kriterien den Ausschlag geben können.
Staat geht mit gutem Beispiel voran
Ähnlich sieht das De Standaard: Für einmal ist die Prozedur nach allen Regeln der Kunst abgelaufen. Für den Headhunter gab es nur eine geeignete Kandidatin, und alle zuständigen Instanzen sind dem Urteil des Expertenbüros gefolgt. Die Benennung von Dominique Leroy zeigt auch, dass man sein Heil nicht unbedingt in einem externen Kandidaten suchen muss.
Leroy arbeitete schon bei Belgacom. Ihr Aufstieg sollte motivierend wirken auf alle ehrgeizigen Mitarbeiter in Staatsbetrieben. Vielleicht gibt es ja auch bei der SNCB oder bei bpost durchaus fähige Leute, die jetzt sofort beziehungsweise in Zukunft das Ruder übernehmen könnten. Und auch in puncto Gleichberechtigung ist es ein wichtiges Signal: Dominique Leroy ist die erste Frau an der Spitze eines Bel20-Unternehmens. Hier geht der Staat mit gutem Beispiel voran.
The right woman…
Das alles ist fast schon ein Wunder, freut sich Le Soir. Eine Kandidatin mit idealem Profil, Einstimmigkeit rund um ihre Person, kein politisches Geschacher, in dieser Geschichte ist alles richtig gelaufen. Paradoxerweise muss sich die Regierung eigentlich auch bei Didier Bellens bedanken. Der hat nämlich Leroy zu Belgacom gelockt; das war erst vor einigen Jahren.
Zuvor war Dominique Leroy fast 25 Jahre lang bei Unilever. Es ist also das Verdienst von Didier Bellens, dass es ein Geschenk des Himmels namens Dominique Leroy überhaupt gibt.
Auch La Libre Belgique spricht schlicht und einfach von "der richtigen Frau am richtigen Ort". Es ist die in allen Belangen geeignetste Kandidatin, die jetzt das Chef-Büro im Belgacom-Turm bezieht.
L'Echo schließt sich den Lobeshymnen an, mahnt aber zugleich zur Vorsicht. Die Tatsache, dass Leroy keinen politischen Stempel trägt, macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Weil nämlich der Verwaltungsratspräsident von Belgacom ein bekennender Christdemokrat ist, könnte die PS jetzt bei der Post auf einen Roten pochen.
Und noch etwas: Der Staat sollte Dominique Leroy in Ruhe arbeiten lassen und sich nicht zu sehr einmischen. Ob nun Mehrheitsaktionär oder nicht, ein börsennotierter Staatsbetrieb sollte ein gewisses Maß an Autonomie genießen, mahnt l'Echo.
Manager des Jahres
Apropos Spitzenmanager: Am Mittwoch sind die Manager des Jahres 2013 gekürt worden. Es handelt sich auf frankophoner Seite um Marc du Bois, den Chef der Spadel-Gruppe. Der Mineralwasser-Konzern ist Marktführer in Benelux. Auf flämischer Seite fiel die Wahl auf Ronnie Leten, den Hautpgeschäftsführer des schwedischen Multinationals Atlas Copco. Unter seiner Führung ist das Unternehmen zu einem big player aufgestiegen. Het Belang Van Limburg ist besonders stolz auf ihn. Leten stammt nämlich aus Limburg, ist der Sohn einer bescheidenen Minenarbeiter-Familie.
Het Laatste Nieuws hat sich die Dankesrede von Ronnie Leten aufmerksam angehört. Dessen Kernbotschaft: In Schweden sind zwar die Steuern ebenfalls relativ hoch, aber nirgendwo auf der Welt ist Arbeit teurer als in Belgien. Einmal mehr ist klar, wo die Priorität der nächsten Regierung liegen muss.
Giftgas und Michelle Martin
"Belgischer Betrieb will Restabfall von syrischem Giftgas verbrennen", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. Das syrische Giftgas soll auf einem Schiff vernichtet werden. Bei dieser Operation fällt Restabfall an; und diesen Restabfall will jetzt also eine Firma aus Antwerpen entsorgen.
"Michelle Martin darf nach Italien", titelt Het Nieuwsblad. Die Ex-Frau von Marc Dutroux hat die Erlaubnis bekommen, in einem Zeltlager einer Glaubensgemeinschaft in der Toskana ein neues Leben anzufangen. Der Leiter des Zeltlagers, Paul Schafer, weiß aber anscheinend nichts davon. "Sie kann hierhin kommen. Dass sie hier wohnen will, ist aber nicht abgesprochen", sagt Schafer.
rop - Bild: Dirk Waem (belga)