"Wärmegewitter hinterlässt Schneise der Verwüstung", titelt Het Laatste Nieuws. "Windhose deckt Stadiondach ab", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Sommergewitter mitten im Winter", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt.
Gestern Abend wurde insbesondere der Großraum Brüssel von einem ebenso überraschenden wie heftigen Unwetter heimgesucht. Auch Meteorologen hatten den Sturm nicht vorhergesagt, wie Het Laatste Nieuws berichtet. Gleich an drei Orten bildeten sich Windhosen.
Eine davon verwüstete das Stadion des Fußball-Erstligisten KV Mechelen, wie Gazet van Antwerpen hervorhebt. Auch im Zugverkehr kam es in Folge eines Blitzeinschlages zu erheblichen Behinderungen, berichtet Het Nieuwsblad.
Eine Erklärung für diese Wetterkapriolen sind die ungewöhnlich hohen Temperaturen. "Es war der wärmste 3. Januar aller Zeiten", schreibt Het Laatste Nieuws. Gestern wurden in Uccle 12,7 Grad Celsius gemessen. Auch am kommenden Montag sollen diese Temperaturen wieder erreicht werden.
N-VA: Ruppige Aussagen - keine Strategie?
Es ist aber auch der Tag der ersten Wochenend-Interviews des neuen Jahres. De Standaard bringt heute Gespräche mit Menschen, für die 2014 "ihr Jahr der Wahrheit" werden könnte. Darunter ist, allen voran, die N-VA-Politikerin Liesbeth Homans. Sie ist in Antwerpen die Nummer zwei hinter Bürgermeister Bart De Wever. "Ich werde nicht die diensttuende Bürgermeisterin", sagt Homans. Also: Bis auf weiteres ist demnach nicht vorgesehen, dass Bart De Wever sich für die Zeit des Wahlkampfes ersetzen lässt.
Homans bleibt hier einmal mehr zu vage, beklagt De Standaard in seinem Leitartikel. Zum Beispiel bleibt die Frage offen, was nach der Wahl passieren wird. Strebt De Wever vielleicht doch ein anderes Amt an? Wir wissen es nicht. Ansonsten gibt sich Liesbeth Homans gerne demonstrativ schroff und macht auch einige bemerkenswerte Aussagen. So ist sie der Ansicht, dass die höchsten Einkommen in den Genuss der größten Steuersenkungen kommen sollten. Einen roten Faden sucht man aber in der Strategie der N-VA nach wie vor vergeblich. Man kann nur schlussfolgern: Schroff ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit deutlich.
Kris Peeters' Botschaft an die Frankophonen
Apropos N-VA. "Wir gehen absolut frei in die Wahlen", sagt der flämische CD&V-Ministerpräsident Kris Peeters in La Libre Belgique. Er deutet zwar an, dass eine Koalition mit der N-VA eine Option ist, die ihm gefallen könnte, will sich aber offiziell nicht festlegen.
Auch Le Soir veröffentlicht heute ein langes Interview mit der CD&V-Galionsfigur. "Eine Unabhängigkeit Flanderns wäre keine gute Idee", sagt Kris Peeters. Der noch amtierende flämische Ministerpräsident lobt vielmehr die sechste Staatsreform in den Himmel, wobei er eine siebte aber nicht ausschließt.
Kris Peeters spielt wieder mal auf sehr unterschiedlich gestimmten Klaviaturen, bemerkt dazu La Libre Belgique. Auf der einen Seite gibt es versöhnliche Töne in Richtung der Frankophonen, und quasi im gleichen Atemzug zieht er dann wieder ein sehr flämisches Register. Und außerdem scheint er eine Koalition mit der N-VA, wenn auch unausgesprochen, zu bevorzugen. Da muss man sich die Frage stellen, woher dieser Pawlow'sche Reflex kommt, der die CD&V immer wieder dazu verleitet, die N-VA in den Sattel zu heben.
Der "Große Kladderadatsch"
Auch Het Nieuwsblad wagt einen Ausblick auf das politische Jahr 2014. Dabei ist der 25. Mai natürlich das Schlüsseldatum. Die "Mutter aller Wahlen" ist zugleich der "Jetzt-oder-nie"-Moment für die N-VA, der "Große Kladderadatsch". Was den Urnengang noch schicksalhafter macht: Danach öffnet sich ein Zeitfenster von fünf Jahren ohne Wahlen - das erlaubt wirklich echte Weichenstellungen.
Eine Neuauflage der Krise von 2010 können wir uns in jedem Fall nicht leisten, warnt eindringlich Gazet van Antwerpen. Unsere Wirtschaft bewegt sich auf dünnem Eis. 2013 war das Jahr der Negativrekorde: 12.300 Firmenpleiten, eine deutlich gestiegene Arbeitslosigkeit. Eine neue innenpolitische Blockade könnte der Ökonomie den Garaus machen.
"Die jungen Belgier halten an der Einheit des Landes fest", schreibt Le Soir auf Seite eins. Das Blatt veröffentlicht die Ergebnisse einer exklusiven Studie der Universitäten ULB und UCL. Und demnach identifizieren sich junge Menschen viel mehr mit Belgien als ihre Altvorderen. Und das gilt auch für Flandern.
Lieblingsfeinde unter sich
Heute kommen gleich mehrere PS-Spitzenpolitiker aus der Deckung. Zunächst PS-Präsident Paul Magnette, der auf Seite eins von De Morgen die Liberalen scharf angreift. Nach eigenen Worten ist er die Kritik von OpenVLD und MR leid, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Postchef Johnny Thijs.
L'Echo bringt ein langes Interview mit PS-Urgestein Philippe Moureaux. Der bestätigt erst mal, dass er am 25. Mai auf keiner Liste mehr kandidieren wird. Dann holt er aber gleich wieder aus: Die Asyl-Staatssekretärin Maggie De Block vergleicht er mit einem rechtsextremen Politiker, und Moureaux kritisiert auch die Haltung der flämischen Unternehmer, die seiner Ansicht nach allzu blind der N-VA nachlaufen.
Da haben sich doch zwei Lieblingsfeinde wiedergefunden, bemerkt L'Echo in seinem Leitartikel. Zwischen PS und MR scheint sich wieder ein Wahlkampf mit apokalyptischem Beigeschmack anzubahnen. Die Sozialisten spüren den heißen Atem der Linksaußen-Partei PTB im Nacken, die MR erinnert sich mit Tränen in den Augen an ihren Wahlsieg von 2007. Aber seien wir mal ehrlich: Ein Lieblingsfeind ist immer noch besser als ein Ehrenspalier von potentiellen Partnern.
Schlossmord und Mordversuch
"Doktor Gyselbrecht freigelassen", titeln Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws. Hier geht es um den sogenannten Schlossmord, der Flandern seit fast zwei Jahren bewegt. Besagter Doktor Gyselbrecht ist lange verdächtigt worden, dass er seinen Schwiegersohn hat umbringen lassen. Nach einem Jahr in U-Haft wurde er jetzt also auf freien Fuß gesetzt, in Erwartung seines Prozesses.
Eine spektakuläre und zugleich beängstigende Geschichte bringt heute Het Nieuwsblad. In Brüssel ist ein 24-jähriger Mann ohne Grund von drei Jugendlichen mit einem Karabiner beschossen worden. Der Vorfall ereignete sich am frühen Dienstagmorgen in Molenbeek. Um 04:30 überquert der junge Mann auf seinem Fahrrad eine Kreuzung, als sich ihm drei Jugendliche in den Weg stellen. Er kann ihnen noch so gerade ausweichen, hört aber plötzlich einen Knall. Das Opfer wurde am Rücken von einer Kugel getroffen, die das Herz nur um zwei Zentimeter verfehlte. Die Hintergründe der Tat sind völlig unklar. Von den Tätern fehlt jede Spur - auch, weil die Bilder einer Überwachungskamera wegen eines Defekts unbrauchbar sind.
Bild: Jonas Roosens (belga)