"Rabatte von bis zu 70 Prozent ab dem ersten Tag", versprechen La Dernière Heure und Het Nieuwsblad auf Seite eins. Heute beginnt der Winterschlussverkauf. Viele Geschäfte sind bislang auf ihrer aktuellen Winterkollektion weitgehend sitzengeblieben. Schuld sind vor allem die frühlingshaften Temperaturen. Entsprechend stehen die Schnäppchenjäger in den Startlöchern.
Die Rettung der Innenstädte
Das Ganze hat aber auch durchaus eine Kehrseite, bemerkt Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Den kleinen Geschäften geht es nicht gut. Die Hälfte von ihnen musste im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen hinnehmen. Das Resultat steht in den Bankrott-Statistiken: Nie gingen in Belgien so viele Betriebe in Konkurs wie 2013. Ursache ist nicht nur die Krise. Die Innenstädte werden mehr und mehr zu ökonomischen Wüsten. Schlechte Parkmöglichkeiten und die Großwarenhäuser in der Peripherie machen den kleinen Geschäften das Leben schwer. Die Kunden haben es in der Hand: Wer die Geschäftsstraßen in den Innenstädten retten will, der muss auch dort shoppen gehen.
"Es muss was passieren!"
Auch L'Echo kommt noch einmal auf den Allzeit-Rekord in punkto Firmenschließungen zurück. 12.300 Konkurse im Jahr 2013! Dieses ökonomische Ausbluten muss gestoppt werden! Und da gibt es nicht so furchtbar viele Lösungen: Arbeit muss in Belgien günstiger werden, die Lohnnebenkosten müssen runter! Außerdem muss insbesondere in der Wallonie der Unternehmergeist gefördert werden. Einige politische Parteien neigen immer noch dazu, die Unternehmenswelt als Ganze an den Pranger zu stellen.
Het Belang van Limburg wagt ebenfalls einen ökonomischen Ausblick auf 2014. Die Feststellung liegt auf der Hand. Es warten enorme Herausforderungen. Die nächsten Regierungen auf föderaler und regionaler Ebene müssen schleunigst grundlegende Reformen anstoßen, die da wären: ein neues Finanzierungsmodell für die Soziale Sicherheit, eine Reform des Steuersystems, eine Verringerung der Staatsschuld und strukturelle Lösungen für unsere Mobilitätsprobleme.
Fußgängerzone sorgt für Sturmlauf
Apropos Geschäftswelt: "Clash zwischen Bürgermeister und Händlern", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Die Rede ist hier von Brüssel, wo der neue Bürgermeister Yvan Mayeur den großen Boulevard an der Börse in eine Fußgängerzone umwandeln will. Die betroffenen Geschäftsleute in der Umgebung laufen bereits Sturm gegen die Idee.
Le Soir hat dafür wenig Verständnis. Jeder, erst recht die Geschäftswelt, muss doch zugeben, dass die Situation im Moment für niemanden von Vorteil ist. Die allgemeine Depression in der Brüsseler Innenstadt kann nur bekämpft werden mittels Veränderung, und zwar radikaler Natur.
In vielen Zeitungen geht es heute ums Geld. "250 Milliarden", steht groß auf Seite eins von L'Echo. 250 Milliarden Euro, so viel Geld liegt inzwischen auf belgischen Sparkonten. Das ist absoluter Rekord. Aber anscheinend wollen immer mehr Belgier wieder umsatteln. "Die Sparer gehen wieder Risiken ein", schreiben Het Laatste Nieuws und De Standaard. Die Banken beobachten jedenfalls ein gestiegenes Interesse für Obligationen und Investment-Fonds.
Neuer Rücktritt, neuer Knatsch
Nach Johnny Thijs sorgt heute ein neuer Rücktritt für Diskussionsstoff. Michel De Samblanx, der Chef des Audit-Komitees für den Öffentlichen Dienst hat genug. Seine Behörde ist dafür zuständig, die föderalen Dienste und Verwaltungen abzuklopfen, um dann ihre Funktionsweise, Organisation und letztlich auch Dienstleistung zu verbessern. De Samblanx hat aber viel zu häufig auf Granit gebissen; die Spitzenbeamten wollten schlicht und einfach nicht mit ihm zusammenarbeiten. Jetzt ist er also zurückgetreten.
Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Echternacher Springprozession, meint Gazet van Antwerpen. Es hat schon zehn Jahre gedauert, um das Audit-Komitee für den Öffentlichen Dienst überhaupt auf die Schienen zu setzen. Die Widerstände innerhalb der Administrationen waren einfach zu groß. Dabei müsste doch einleuchten, dass ein internes Audit keinen Wert hat. Michel de Samblanx hat denn auch recht, wenn er angesichts der Kooperationsverweigerung seine Konsequenzen zieht. Hoffentlich nimmt die Regierung das Signal zur Kenntnis.
Der Rücktritt wirft eine grundsätzliche Frage auf, meint De Morgen. Frage, die da lautet: Welchen Staatsapparat wollen wir? Premier Verhofstadt wollte seinerzeit einen Modellstaat auf die Beine stellen: professionalisiert, entpolitisiert, modernisiert. Mehr als zehn Jahre später kann man nur feststellen, dass das eine Utopie geblieben ist. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Belgien hat traditionell einen großen Staatsapparat; der ist aber nur dann legitimiert, wenn er sich effizient, transparent und fair aufstellt, nach dem Vorbild der skandinavischen Länder. Die Verfechter dieses paternalistischen Modells müssen das vor Augen haben.
Polizeigewalt und Nulltoleranz
"Polizeigewalt wird unterschätzt", schreibt Le Soir. Bei der Menschenrechtsliga gehen im Durchschnitt pro Woche vier Beschwerden ein über Polizisten, die über die Stränge geschlagen haben sollen. Bei den Polizeigewerkschaften relativiert man: Es gebe Kontrollorgane wie das so genannte Komitee P; für diejenigen, die sich beschweren wollen, ist das die Anlaufstelle.
De Standaard befasst sich in seinem Leitartikel mit den Ergebnissen der Alkoholkontrollen in der Silvesternacht. Dabei wurden ja erstmals wieder mehr Autofahrer positiv getestet. Vor diesem Hintergrund ist der Ruf nach einer Nulltoleranz verständlich, meint das Blatt. Am Beispiel Frankreich sieht man, dass man ein Volk durchaus umerziehen kann. Man wird wohl auch in Belgien die Schrauben anziehen müssen.
Le Soir kann schließlich nur feststellen, dass bislang keine Welle von Rumänen und Bulgaren über Westeuropa geschwappt ist. "Ja, wo sind denn die Horden?", reagiert Le Soir auf die dicken Schlagzeilen insbesondere der britischen Revolverblätter. Zwar gilt jetzt auch für Rumänen und Bulgaren uneingeschränkte Freizügigkeit, mit einem Ansturm aus dem Osten ist aber nicht zu rechnen, meint das Blatt.
Bild: Pax Christi (belga)