"Belgienweite Panne bei Bancontact", titelt L'Avenir. "Bancontact zweieinhalb Stunden außer Betrieb", fasst es Het Laatste Nieuws zusammen. "Lange Schlangen in den Läden und vor den Bankautomaten", schreibt Het Nieuwsblad. "Mega-Panne ausgerechnet vor Heiligabend", meint Het Belang Van Limburg.
Der elektronische Zahlungsverkehr in Belgien ist gestern Nachmittag aus noch ungeklärten Gründen zusammengebrochen. In nahezu allen Einkaufsstraßen des Landes und den Supermärkten ähnelten sich die Szenen: Lange Schlangen an den Kassen, ungeduldige Kunden und unzufriedene Händler. Wer kein Bargeld dabei hatte, hatte erwiesenermaßen ein Problem.
Het Nieuwsblad bemerkt: Viele Kunden mussten ihre Weihnachtsgeschenke liegen lassen und unverrichteter Dinge nach Hause gehen. Die Händler klagen über Umsatzeinbußen an einem der stärksten Geschäftstage des Jahres. Die Einzelhandelsverbände Unizo und SNI fordern Schadensersatz von Worldline. Das Unternehmen regelt den elektronischen Zahlungsverkehr in Belgien. Am Wochenende hatte es noch einen neuen Rekord gegeben: Allein am Samstag wurde landesweit über 5,5 Millionen Mal mit der Bankkarte gezahlt.
Thijs beklagt fehlendes Vertrauen
Alle Zeitungen befassen sich mit dem Rückzug von Post-Chef Johnny Thijs. De Morgen bringt auf Seite eins eine Briefmarke mit dem Konterfei von Thijs und der Aufschrift "zurück zum Absender". Thijs hatte gestern beschlossen, kein weiteres Mandat an der Spitze von Bpost anzunehmen. Die Föderalregierung hatte kürzlich die Gehälter von Spitzenmanagern in öffentlichen Unternehmen gedeckelt. Dadurch hätte sich der Lohn von Thijs zum 1. Januar halbiert. Statt wie bisher 1,1 Millionen Euro hätte er höchstens noch 650.000 Euro im Jahr verdienen dürfen. Thijs spricht von fehlendem Vertrauen und fehlender Unterstützung durch die Regierung.
La Libre Belgique pflichtet dem Post-Chef bei und schreibt: "Respekt, Johnny!". Die Regierung hat etwas zu kurz gedacht, meint das Blatt. Sie hat die beeindruckende Arbeit dieses Mannes wohl nicht mehr vor Augen gehabt. Innerhalb von zehn Jahren hat Thijs die Post von einem Unternehmen am Rande des Abgrunds zu einem modernen, wettbewerbsfähigen Betrieb umgebaut. Höhepunkt war der Börsengang im Sommer.
"Wir sind keine Johnnys"
Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws: Bei ihrem besten Manager bedankt sich die Regierung, indem sie sein Gehalt von einem Tag auf den anderen halbiert. Diese Logik muss man erstmal verstehen. Natürlich würden Sie und ich einen Job für 650.000 Euro im Jahr sofort annehmen. Der Unterschied ist aber: Sie und ich sind keine "Johnnys". Für die "Johnnys" dieser Welt sind die Euros, die sie erhalten, ein äußerliches Zeichen dafür, welchen Stellenwert sie haben und wie viel Anerkennung sie genießen. Psychologisch hätte die Regierung Di Rupo also nicht schlechter handeln können.
De Standaard meint: Die Koalition hat nur die nackten Zahlen gesehen. Hat geglaubt, dass der hohe Lohn in der Bevölkerung für Entrüstung sorgen wird und dass sie punktet, indem sie eine Obergrenze einführt. Doch der Rückzug von Thijs hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Die Zeitung erinnert daran, dass das symptomatisch zu sein scheint für alle Ernennungsprozeduren während dieser Legislaturperiode.
L'Echo findet: Die Regierung sollte sich bewusst werden, dass Mehrheitsaktionär sein ein Beruf ist oder dass so etwas gelernt sein will. De Morgen fügt hinzu: Es gibt eine einfache Lösung. Der Staat sollte Bpost und Belgacom vollständig privatisieren. Dann können die neuen Aktionäre unter sich ausmachen, welches Gehalt sie ihrem Geschäftsführer zahlen wollen. Das wäre dann das Geld der Aktionäre und nicht mehr das des Steuerzahlers.
Weihnachtsansprache des Königs kürzer und moderner?
Le Soir weiß aus gutunterrichteter Quelle, welchen Themen sich König Philippe heute in seiner ersten Weihnachtsansprache widmen wird. Demnach stehen die Jugend sowie Ausbildung und Beschäftigung im Mittelpunkt. La Dernière Heure glaubt zu wissen, dass die Ansprache deutlich moderner und kürzer sein wird als die von König Albert. Het Laatste Nieuws schreibt, dass das Staatsoberhaupt die Rede als erster König der Belgier auch vollständig auf Deutsch halten wird.
Het Belang Van Limburg hält fest: Im Königshaus weht definitiv ein neuer Wind. Das Erscheinungsbild ist frischer und zeitgemäßer. Philippe ist seit seinem Amtsantritt selbstbewusst, Mathilde strahlt an seiner Seite. Das ist gut für das Image Belgiens. Allerdings steht die Feuertaufe noch bevor: Die Regierungsbildung nach der Superwahl im kommenden Jahr.
Frohe Weihnachten!
Gazet Van Antwerpen meint in seinem weihnachtlichen Kommentar: Angesichts von Krieg, Naturkatastrophen, Hungersnot und anderen Missständen in der Welt sind unsere Probleme wohl eher bedeutungslos. Das sollten wir uns ab und zu vor Augen führen.
In diesem Sinne auch vom kompletten Team des BRF Studios in Brüssel: Frohe Weihnachten!