"Sorge, dass Johnny Thijs Bpost den Rücken kehrt", titelt Het Laatste Nieuws. "Thijs fühlt sich durch die Regierung betrogen", meint Het Nieuwsblad. Nach Informationen der Zeitungen steht der Post-Chef kurz davor, das Unternehmen zu verlassen. Der Grund: Die Regierung hatte sich am Mittwoch auf eine Deckelung der Bezüge für Manager von börsennotierten Betrieben mit staatlicher Mehrheitsbeteiligung verständigt - in erster Linie geht es um Belgacom und Bpost. Künftig dürfen die Konzernchefs "nur" noch höchstens 650.000 Euro im Jahr verdienen. Post-Chef Thijs bekommt derzeit fast das Doppelte und denkt deshalb offenbar ernsthaft darüber nach, zu diesen Bedingungen kein weiteres Mandat anzunehmen.
"650.000 Euro müssen reichen"
Es wäre schade, wenn Johnny Thijs tatsächlich gehen würde, findet De Standaard. Immerhin hat er die Post zu einem modernen und konkurrenzfähigen Unternehmen umgebaut. Dennoch hat die Regierung recht, wenn sie die Manager-Gehälter begrenzt. Ähnlich äußert sich Le Soir. Für 650.000 Euro im Jahr muss es doch möglich sein, einen kompetenten Geschäftsführer mit verantwortungsbewusstem Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit zu finden.
L'Echo weist auf seiner Titelseite auf ein anderes Problem hin. Die Regierung hat nämlich nur das Gehalt der Geschäftsführer gedeckelt. Das kann zu absurden Situationen führen. Beispiel: Die Führungsriege bei Belgacom verdient künftig bis zu zweieinhalb Mal mehr als der Big Boss…
"Staatsreform nicht ausreichend gewürdigt"
"Die Sechste Staatsreform ist durch", verkündet De Standaard. Das Parlament hat am Abend das zweite und letzte Gesetzespaket verabschiedet. Damit können weitreichende Zuständigkeiten an die Gemeinschaften und Regionen übertragen werden. De Morgen findet: Dafür, dass die Staatsreform der längsten politischen Krise des Landes vor zwei Jahren ein Ende gesetzt hat, wird sie heute viel zu wenig gewürdigt.
Ohne die Einigung wäre damals im Dauerstreit zwischen Flamen und Wallonen fast das Land zerbrochen. Inzwischen ist der umstrittene Wahlbezirk Brüssel-Halle-Vilvoorde geteilt, es gibt ein neues Finanzierungsgesetz und die Teilstaaten erhalten deutlich mehr Zuständigkeiten. Das wäre eigentlich einen Freudentanz wert. Doch statt Jubel herrscht zurzeit Funkstille.
Genauso sieht es Gazet van Antwerpen und bezeichnet die Abstimmung im Parlament als "historischen Moment". Nach einer beispiellosen politischen Krise von 541 Tagen ist ein neues Belgien aus der Taufe gehoben worden. Die Tragweite dessen sollte man nicht unterschätzen.
Für das Kindergeld, den Arbeitsmarkt und die Seniorenpolitik sind jetzt die Teilstaaten verantwortlich: Sie begleiten unser Leben also künftig von der Wiege bis zum Grab. Het Belang van Limburg sieht die Gemeinschaften und Regionen jetzt aber auch finanziell in der Pflicht: Flandern und die Wallonie erhalten durch die Staatsreform mehr Zuständigkeiten und damit verbunden auch deutlich mehr Geld. Da ist es logisch, dass sie einen größeren Beitrag zur Sanierung der Staatskasse leisten.
Der Wahlkampf hat begonnen
De Morgen stellt auf Seite eins fest, dass das Wahlkampffieber um sich greift - vor allem in der föderalen Koalition. Die flämischen Christdemokraten stellen die Liberalen ins Abseits. In der Kammer konnte man gestern ein bemerkenswertes Schauspiel beobachten: Zwei Mal haben CD&V und N-VA miteinander geflirtet. Das war eine deutliche Warnung an die Open VLD, dass es nach der Wahl auch ohne sie gehen könnte. Die flämischen Liberalen hatten zu Beginn der Woche den belgienweiten Aktionsplan gegen Alkoholmissbrauch verhindert. Ebenso wie eine Einigung bei der Reform des Finanzwesens.
Wladimir der Gnädige
"Wladimir Putin spielt den Gnädigen", schreibt La Libre Belgique. Bei einer Pressekonferenz in Moskau hat der russische Präsident gestern eine Charme-Offensive gestartet. Der berühmteste Gefangene Russlands, der Putin-Gegner Michail Chodorkowski, könnte bald überraschend freikommen. Die Amnestie soll auch für die Pussy Riot-Frauen und für 30 Greenpeace-Aktivisten gelten. Die Zeitung ist überzeugt: Das macht Putin nicht ohne Hintergedanken. In 50 Tagen beginnen die olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Dennoch wird Putin es auch so nicht schaffen, die diktatorischen Züge seiner Herrschaft zu übertünchen.
Gefährlicher Abschnitt und Spielerfrauen-Verbot
Laut L'Avenir ist der gefährlichste Abschnitt auf den Autobahnen in der Wallonie die Gefällstrecke von Cheratte auf der Autobahn E40 zwischen Eupen und Lüttich. In den letzten vier Jahren haben sich dort fast 60 schwere Unfälle ereignet - Tendenz steigend.
Het Belang van Limburg macht mit einem Interview mit Marc Wilmots auf, dem Trainer der Fußballnationalmannschaft. 174 Tage vor der WM macht Wilmots klar: Die Spielerfrauen müssen zu Hause bleiben. Damit will er Ablenkungen für die Roten Teufel vermeiden. Nur wenn das Team es ins Halbfinale schafft, sind die Spielerfrauen im belgischen Camp zugelassen.