Im Einzelnen.
Verteidigungsminister Pieter De Crem will 40 neue Kampfflugzeuge für das belgische Militär kaufen. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf fünf Milliarden Euro. Vor allem Politiker der Sozialisten kritisieren das.
De Morgen kommentiert: De Crem will nächstes Jahr Boss bei der NATO werden. Auf diesem Hintergrund sind seine Pläne zu verstehen. Er will sich ein wohlwollendes Schulterklopfen aus Washington einholen, weil er die Zustimmung der USA für den NATO-Posten benötigt. Wir haben gar nichts dagegen, dass De Crem zur NATO geht. Soll er das ruhig machen. Doch soll er es bitte unterlassen, uns Belgier die Zeche dafür zahlen zu lassen. Denn das viele Geld für die 40 Flugzeuge könnte man wahrlich sinnvoller verwenden, findet De Morgen.
Belgien soll nicht alleine zahlen
Anders sieht es Het Laatste Nieuws. Investitionen in Infrastruktur und Material sind auch ein Beitrag dazu, das soziale Gefüge einer Gesellschaft zu bewahren. Deshalb ist es falsch, vorzurechnen, welche Sozialleistungen man mit den fünf Milliarden Euro für die neuen Flieger alle bezahlen könnte. De Crems Pläne sind nicht grundlegend zu kritisieren. Aber man muss sich trotzdem fragen, wie zeitgerecht sie noch sind. Das Denken in nationalen Kategorien muss auch bei Ausgaben für das Militär aufhören. Europa will doch gemeinsam vereinte Streitkräfte aufbauen.
Nicht mehr Belgien sondern die EU will künftig in Krisenregionen militärisch auftreten. Gemeinsame Strategien fangen auch bei Investitionen an. Anschaffungen wie die 40 neuen Flieger sollten dann auch von dieser Gemeinschaft besprochen, entschieden und finanziell getragen werden, findet Het Laatste Nieuws.
Sterbehilfe bei Kindern: viele Fragen noch offen
Das GrenzEcho kommentiert zum Beschluss des Senats, Sterbehilfe bei Kindern künftig zu erlauben: Es ist begrüßenswert, dass der Gesetzgeber den Qualen und Schmerzen von Kindern mit einer unheilbaren Krankheit nicht gleichgültig gegenübertritt, sondern versucht, die Entscheidung für ein Töten auf Verlangen mit Regeln abzugrenzen, damit sich solche Fälle nicht weiter im Dunkeln abspielen.
Und dennoch: Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass dies allzu schnell geht, dass sehr viele Fragen noch unbeantwortet sind. Kennen Kinder, vor allem jüngere, den definitiven Charakter des Todes? Ist Heranwachsenden die Tragweite der Entscheidung für den so genannten "guten Tod" im Klaren? Was werden die Geschwister denken, wenn Papa und Mama einverstanden sind, dass ihr Bruder oder ihre Schwester getötet wird? Der Tod kann gnädig sein, wenn Qualen im Endstadium einer Krankheit nicht mehr menschlich scheinen. Aber einen "guten" Tod, wie es der im Gesetzestext verwendete Begriff Euthanasie vermuten lässt, gibt es nicht, so das GrenzEcho.
Lüttichs Zukunft beginnt nach den Wahlen
La Libre Belgique macht sich Gedanken zu dem vielen Geld, das der langsame Niedergang der Stahlproduktion in Lüttich kostet: "Die gesalzene Rechnung des Desasters von ArcelorMittal", schreibt die Zeitung auf ihrer Titelseite, und im Kommentar heißt es: Die Lütticher Stahlproduktion ist zum Tode verurteilt, denn woanders kann man Stahl billiger produzieren. Natürlich ist es gut, wenn man versucht, das Ende solange wie möglich hinauszuzögern. Doch zu welchem Preis? Die öffentliche Hand hält eine hohe Rechnung in den Händen.
Es wäre heilsam, der Industrie der Vergangenheit den Rücken zu kehren und in Technologien der Zukunft zu investieren. Wie Lüttich das übrigens getan hat, Ende des 19. Jahrhunderts als man die Stahlproduktion aufgebaut hat. Dieser Schritt - die Abkehr von der Vergangenheit - wird auch sicherlich getan. Aber erst nach den Wahlen, glaubt La Libre Belgique.
Belfius verkauft Alptraum zur Fußball-WM
"Belfius lockt Fußballfans mit teuren Zinsdarlehen zur WM-Reise", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Die Staatsbank Belfius verlangt mehr als zehn Prozent Zinsen, wenn jemand Geld bei ihr leiht, um eine Reise zu den Spielen der Roten Teufel im kommenden Sommer in Brasilien zu finanzieren. Die Zeitung kommentiert: Das ist unverschämt. Belfius verspricht einen "Fußballtraum" zu verwirklichen, verkauft in Wahrheit aber einen Alptraum. 10,5 Prozent Zinsen ist kein Zuckerschlecken. Wer für 3.500 Euro eine WM-Reise durch Belfius finanziert, zahlt letztlich 4.200 Euro.
Opfer dieses Angebots werden Menschen sein, die sowieso nicht viel Geld haben und sich eine solche Reise eigentlich gar nicht leisten können. Unbegreiflich wie Belfius, eine Bank, die dem Staat gehört, der sich eigentlich um das Wohl seiner Bürger kümmern sollte, so etwas anbieten kann, schimpft Het Nieuwsblad.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)