"Die ukrainische Regierung unter Druck", titelt L'Avenir. "Kraftprobe in Kiew", so die Schlagzeile von Le Soir. "Ausnahmezustand in Kiew", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins.
In den Straßen der ukrainischen Hauptstadt liefern sich pro-europäische Demonstranten nach wie vor Zusammenstöße mit der Polizei. Sie protestieren gegen die Tatsache, dass der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch eher die Nähe zu Russland sucht.
Auf vielen Titelseiten prangen Fotos von Szenen, die mindestens an eine Revolution erinnern, wenn nicht gar Kriegszustände. "Die Schlacht von Kiew ist noch längst nicht entschieden", schreibt L'Echo auf seiner Titelseite. La Libre Belgique ist plastischer: "Die Ukraine sucht nach einem Notausgang".
Die Lage in der Ukraine ist langsam aber sicher wirklich beängstigend, notiert L'Echo in seinem Leitartikel. Die Regierung und auch die Demonstranten haben sich in ihren jeweiligen Positionen eingemauert; und dann wird es wirklich gefährlich. Wie viele Länder in der traditionell russischen Einflusszone befindet sich auch die Ukraine letztlich zwischen Hammer und Amboss. Wenn sich der russische Bär angegriffen fühlt, ist er immer bereit, die Krallen zu zeigen.
(Zu) rauer Umgang mit Politikern?
Innenpolitisch sorgt der Aufschrei der Open VLD-Politikerin Fientje Moerman weiter für Diskussionsstoff. Moerman hatte gestern in einem Offenen Brief in der Zeitung De Standaard den rauen Umgang mit Politikern beklagt. Jeden Morgen müsse man Angst haben, in einen Mediensturm zu geraten, und, salopp gesagt, "durchs Dorf gejagt zu werden", schreibt die Frau, die in der zweiten Verhofstadt-Regierung einen Moment lang Wirtschaftsministerin war. "Der Aufschrei sorgt gleichermaßen für Verständnis und Kopfschütteln", fasst De Standaard auf Seite eins die Reaktionen zusammen.
Na ja, so schlecht scheint es der Frau Moerman nun doch nicht zu gehen, frotzelt Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Schließlich will die 55-Jährige bei den nächsten Wahlen erneut für das flämische Parlament kandidieren. Zugegeben: Ganz unrecht hat sie nicht. In der Tat funktionieren Medien heutzutage mehr denn je nach dem Stichflammen-Prinzip: Heute ist ein Thema auf allen Kanälen, morgen ist es in der Versenkung verschwunden. Dennoch wirkt ihr Offener Brief zuweilen sehr pathetisch. Oder glaubt sie wirklich, dass das Leben der gemeinen Bürger stressfreier oder komfortabler wäre als das von Politikern?
Die Beziehung zwischen Politik und Medien
Wenn schon, dann müssen sich Journalisten und Politiker einmal gemeinsam vor den Spiegel stellen, glaubt Het Belang Van Limburg. Es ist richtig: Manchmal schießen die Medien über das Ziel hinaus. Jüngstes Beispiel ist das Getöse um die königlichen Begnadigungen, die erst als handfester Skandal gebrandmarkt wurden, was sich aber schnell als vollkommen unbegründet erwies. Sind Politiker dafür die großen Unschuldigen? Wohl nicht. Viel zu oft benutzen sie selbst die Medien, um mit Gegnern abzurechnen. Viel zu oft versprechen sie das Blaue vom Himmel, Fernsehkameras ziehen sie wie Magneten an. Die Beziehung zwischen Politik und Medien zu überdenken, das wird aber frühestens nach der Wahl möglich sein.
Wir brauchen gerade jetzt Politiker, die keine Angst haben, glaubt Het Nieuwsblad. Politiker, die zugeben, dass sie nicht alle Probleme lösen können. Politiker, die sich nicht nachts um drei die Frage stellen, wie sie denn am nächsten Tag am besten einen neuen Medien-Coup landen können. Wir brauchen Politiker mit Rückgrat und Weitsicht. Was nicht bedeutet, dass es nicht allgemein an Respekt mangelt. Aber das gilt für die ganze Gesellschaft.
Nachsichtiger Umgang mit Steuerbetrug?
Ganz anderes Thema auf Seite eins von De Morgen: "Betrüger werden nur selten verurteilt", so die Aufmachergeschichte. Illustriert wird das anhand von zwei Zahlen: In den letzten 20 Jahren haben die Steuerbehörden Verdachtsfälle im Gegenwert von 22 Milliarden Euro an die Justiz weitergeleitet, erfolgreich erstritten wurden vor Gericht aber nur 1,2 Milliarden Euro. Das entspricht einer Erfolgsquote von rund fünf Prozent. "Dadurch verlieren meine Leute ihre Motivation", beklagt der Chef der föderalen Behörde für Schwarzgeldbekämpfung, Jean-Claude Delepierre.
Im Gegensatz zum Aufschrei von Frau Moerman scheinen die Sorgen von Delepierre niemanden zu interessieren, bemerkt De Morgen in seinem Leitartikel. Er machte seine Aussagen im zuständigen Kammerausschuss, dabei waren gerade mal drei Parlamentarier anwesend. Nochmal zum Mitschreiben: drei. Und da wundern sich Politiker noch, wenn man ihnen nicht mit gebotenem Respekt begegnet.
La Libre Belgique prangert in ihrem Leitartikel den Zustand der Justiz an. Man muss sich das vorstellen, meint das Blatt: Der Justizpalast von Charleroi ist gestern geschlossen geblieben, weil die Heizung seit Tagen nicht funktioniert. Das steht symptomatisch für den Umgang der Politik mit der Justiz. Die befindet sich in allen Belangen in einem erbärmlichen Zustand.
Neues Kartell CD&V - N-VA?
Für Aufsehen sorgen heute auch die jüngsten Aussagen des früheren CD&V-Schwergewichts Stefaan de Clerck. Der dachte unlängst laut über eine Neuauflage des Kartells zwischen seiner Partei und der N-VA nach. Man weiß bei der CD&V mal wieder nicht, wo man dran ist, beklagt Le Soir in seinem Kommentar. Auf der einen Seite erteilen die Christdemokraten den Konföderalismus-Plänen der N-VA eine klare Absage. Und dann gehen sie in Person von De Clerck doch wieder auf Schmusekurs zu den Nationalisten. Wo ist da noch eine Parteilinie?
Gazet Van Antwerpen kommentiert nüchtern. Ein Kartell zwischen CD&V und N- VA ist wohl eher ausgeschlossen. Aber über eine mögliche Koalition nach der Wahl im Mai darf man durchaus nachdenken.
Zeltlager für Michelle Martin?
Het Belang Van Limburg bringt heute eine exklusive Reportage. Ein Journalist ist nach Norditalien gereist und hat den Ort besucht, an dem die Dutroux-Ex-Frau Michelle Martin ihre innere Ruhe finden will. Diese evangelische Glaubensgemeinschaft erweist sich demnach als ein Zeltlager. Zu Wort kommt auch ein örtlicher Pastor, Paul Schafer, der sagt: "Jeder Mensch verdient eine zweite Chance".
"Pharmakonzerne hebeln die Konkurrenz aus", titelt De Standaard. Die Geschichte ist schon ziemlich dreist: Zwei Pharmabetriebe haben sich darauf geeinigt, ein billiges Schmerzmittel für Krebspatienten nicht auf den Markt zu bringen. Das Patent war verfallen, eigentlich sollte ein so genanntes Generika verkauft werden, das also deutlich billiger gewesen wäre. Zwei Firmen einigten sich aber im stillen Kämmerlein darauf, dass das Präparat nicht angeboten wird. Dafür hat die EU sie jetzt mit einer Geldbuße von 16 Millionen Euro belegt.
Von Schnäppchen und Wucherpreisen
"Salonbedingungen, jetzt geht es los", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. Bald ist ja Autosalon, und traditionell bieten die Hersteller bei der Gelegenheit ja tolle Schnäppchen an. Zwei Zahlen dazu von La Dernière Heure: Man darf mit Rabatten von bis zu 37 Prozent rechnen, und es gibt Gratis-Optionen im Gegenwert von bis zu 6.000 Euro.
Wer die Roten Teufel in Brasilien sehen will, und auf dem Schwarzmarkt nach Karten suchen will, der sollte sich das nochmal überlegen; das steht jedenfalls auf Seite eins von Het Nieuwsblad. "Schon jetzt 1.200 Euro für belgische WM-Tickets für die Roten Teufel", so die Schlagzeile. Normalerweise kostet die Eintrittskarte 160 Euro ...
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)