Im Einzelnen.
"Historisch: Obama drückt Castro die Hand, feierlicher Abschied von Mandela", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins. L'Avenir kommentiert die Würdigung des verstorbenen Friedensnobelpreisträgers vom Dienstag. So viele schöne Worte wurden gesprochen. Für Belgien war die Angelegenheit so wichtig, dass ganze fünf Repräsentanten im Stadion von Soweto anwesend waren.
Mandela, der Sieger über die Apartheid. Aber erinnern wir uns: Belgien hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Unterstützern der Apartheid. Vor allem flämische Nationalisten taten sich dabei hervor. Selbst heute ist der Gedanke noch aktuell: Wenn man Flamen und Wallonen voneinander trennen will, entspricht das nicht auch der gleichen Logik? Und haben wir es geschafft, die größte aller Apartheid-Strukturen zu beseitigen, nämlich die, die einen kleinen Teil des Planeten im Reichtum leben lässt und den Rest eben nicht? Den schönen Worten unserer Staatsmänner müssen jetzt auch Taten folgen, meint L'Avenir.
Neuer SNCB-Chef spricht Klartext
Het Laatste Nieuws schreibt zu den Plänen des neuen Bahnchefs Jo Cornu, die Pünktlichkeit der SNCB zu verbessern: Cornu hat das am Dienstag gut gemacht bei seinem ersten Auftritt vor der Kammer. Er war direkt und hat die Lage nüchtern betrachtet. Das mag in der Privatwirtschaft, aus der er kommt, business as usual sein. Für Politiker ist das gewöhnungsbedürftig. Seine Ehrlichkeit war entwaffnend: Nichts passt zusammen bei der SNCB. Nichts läuft so wie es soll. Weder die Strukturen, noch die Organisation, noch die Züge, noch das Personal. Dass nur 80 Prozent der Züge pünktlich fahren, ist das Ergebnis davon. Der Plan, Züge langsamer fahren zu lassen, um damit ihre Pünktlichkeit zu steigen, ist zwar gut. Doch wird es viel Überzeugungskraft brauchen, um die Kritiker von diesem Plan zu überzeugen; in einer Welt, in der alles immer schneller werden soll, so Het Laatste Nieuws.
Ähnlich Het Nieuwsblad: Jo Cornu hat einen Trümmerhaufen geerbt, und das spricht er ganz offen an. Alles, was er am Dienstag gesagt hat, klingt logisch. Züge bei Schneefall lieber im Depot zu lassen als auf die Gleise zu schicken und damit Verspätungen zu provozieren, ist eine sinnvolle Maßnahme. Der Dienstag hat gezeigt: Es gibt ein bisschen Hoffnung für die SNCB, glaubt Het Nieuwsblad.
Wie viel Geld ist ein Belgacom-Chef wert?
Le Soir schreibt zu dem Vorschlag, dem künftigen Belgacom-Chef ein Gehalt von zwischen 900.000 und 1,1 Million Euro zu zahlen: Da hat die Föderalregierung beschlossen, das maximale Gehalt der Chefs von Staatsbetrieben auf 290.000 zu begrenzen, und jetzt dieser Vorschlag. Ausgesprochen von der Expertengruppe von Belgacom selbst. Es ist klar, dass die Sozialisten das nicht schlucken können. Gerade sie hatten ja auf die Deckelung der Gehälter solcher Spitzenmanager gepocht. Jetzt wieder umzufallen, würde ihre Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Wenige Monate vor den Wahlen ist das unmöglich.
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wen kann man für 290.000 Euro bekommen? In einem Markt, wo eigentlich viel höhere Gehälter gezahlt werden? Wir sind sehr gespannt zu sehen, wie dieser Streit ausgeht. Die Regierung hat auf jeden Fall kein Interesse daran, nachzugeben. Nicht vor kommenden Mai, wenn neugewählt wird, schreibt Le Soir.
Europa ist mehr als nur Budget
La Libre Belgique kommentiert die am Dienstag angekündigte Klage gegen ein EU-Vorhaben. Demnach soll jeder Mitgliedstaat eine Schuldenbremse in seine Verfassung schreiben. Die Zeitung hat Sympathie für die Kläger: Eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse würde uns zu einem permanenten Sparzwang verdammen. Mit all den negativen Folgen, die wir schon bei uns und stärker noch woanders in Europa sehen.
Sicher: Sinnvolles Haushalten ist gut. Aber wenn Europa bald nicht andere Ambitionen verfolgt als lediglich eine Politik der ausgeglichenen Haushalte, dann bekommen wir ein Problem. Denn Europa besteht nicht nur aus Haushalten. Es geht auch um Politik, um Wirtschaft, um Soziales. Aber wenn Europa sich nur um die Budgets kümmert, und dort die Schrauben so fest anzieht, dass einem die Luft zum Atmen wegbleibt, dann wird es unmöglich sein, die Bürger von diesem Projekt "Europa" zu überzeugen. Ein Projekt, das ja für sie, die Bürger, gemacht wird und das sie, die Bürger, mitgestalten sollen, schreibt La Libre Belgique.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
Europa ist mehr als nur Budget.
Da Europa von Deutschland dominiert wird, sollten sich wohl alle anderen – auch das durch Unmenge von integrierten Bürgern aus Italien mentalitätsmäßig eher südlich abrutschende Wallonien - daran gewöhnen, das es für eine deutsche Regierung nichts wichtigeres gibt als das Vermeiden von Budgetdefiziten .
Wenn liebe „Libre Belgique „ jetzt schon gemosert wird ehe man so richtig damit begonnen hat, ja dann sollte es tatsächlich eine EU der zwei Geschwindigkeiten geben damit "La Libre" mitsamt der Wallonie sich Spanien Portugal und Italien anschließen können.
Das für Politiker die wiedergewählt werden möchten das ganze ohne Verteilen von Geschenken schwieriger werden wird ist klar aber kein Grund jetzt schon zu kneifen.