"Alle Welt in Soweto zur letzten Ehre für Mandela", schreibt Le Soir auf Seite eins. "90 Staats- und Regierungschefs nehmen an der Gedenkfeier für Nelson Mandela teil", notiert La Libre Belgique auf seiner Titelseite. "Die ganze Welt auf dem Begräbnis von Mandela", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Mandela: (Zu) große belgische Delegation
Die belgische Delegation ist am Montagabend in Südafrika eingetroffen. Angeführt wird sie von König Philippe und Premierminister Elio Di Rupo. Mit dabei sind aber auch die Ministerpräsidenten von Flandern und der Wallonie, Kris Peeters und Rudy Demotte.
"Belgien ist in Johannesburg stark vertreten", bemerkt dazu La Dernière Heure. Kommentierend fügt das Blatt hinzu: Der Kreis der belgischen Vertreter ist vielleicht ein bischen zu groß. Die Frage muss erlaubt sein, ob die Ministerpräsidenten von Flandern und der Wallonie unbedingt auch mit von der Partie sein müssen. Man darf davon ausgehen, dass in Südafrika wohl niemand die beiden belgischen Teilstaaten auf einer Karte platzieren könnte. Da muss man sich fast schon darüber wundern, dass der Brüsseler Ministerpräsident abgesagt hat. Es fehlen auch Karl-Heinz Lambertz und die Deutschsprachige Gemeinschaft. Denn entweder alle Bestandteile des belgischen Bundesstaates sind vertreten oder keiner.
Englerts großer Tag
Ebenfalls auf vielen Titelseiten: ein Foto von François Englert. "François Englert bekommt heute seinen Nobelpreis", notieren De Standaard und Le Soir auf Seite eins. "Englert ist bereit für seinen Nobelpreis", so formuliert es De Morgen. Er ist der erste Belgier in 30 Jahren, der diese höchste wissenschaftliche Auszeichnung erhält; und es ist der erste Belgier überhaupt, der den Nobelpreis für Physik bekommt.
Schilderwald und Hahnenkämpfe
In Flandern ist das Thema Verkehrssicherheit wieder mal im Fokus: "70 Kilometer pro Stunde auf Regionalstraßen", fordert die flämische Mobilitätsministerin Hilde Crevits auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. "Niedrigeres Tempo, strengere Strafen", so auch die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Höhere Geldbußen für Unbelehrbare"; schreibt De Morgen.
Das alles steht in einem Bericht, in dem eine Reihe von flämischen Verkehrsexperten Empfehlungen abgibt. Hintergrund ist, dass Flandern ab dem kommenden Jahr für große Teile der Verkehrspolitik zuständig sein wird, unter anderem für das Festlegen der Höchstgeschwindigkeit auf Regionalstraßen; so will es nämlich die Sechste Staatsreform.
Die nächste flämische Regierung sollte diese neue Befugnis so schnell wie möglich voll ausfüllen, fordert Het Nieuwsblad. Angefangen bei der Forderung nach einer Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf Regionalstraßen von 90 auf 70 km/h. Im Augenblick ist es doch so, dass 90 eher die Ausnahme ist und dass die 70 Kilometer pro Stunde mittels zehntausender Schilder festgeschrieben werden muss.
Auch sollte man schnellstens eine Datenbank aufbauen, in der notorische Wiederholungstäter erfasst werden. Die Cowboys von den Straßen zu verbannen, wäre das nicht eine gute Sache? Flandern sollte schnellstens die Weichen Richtung sichererer Straßen stellen.
Het Belang van Limburg ist da nicht ganz so enthusiastisch. Den Wildwuchs an Verkehrsschildern auszudünnen, das wäre ja noch begrüßenswert. Bei Geschwindigkeitskontrollen sieht die Sache anders aus. Viel zu oft hat man den Eindruck, dass es hier nur ein Ziel gibt, nämlich die Staatskassen zu füllen. Und vieles ist auch eine Frage der Einstellung: Je weniger Menschen das Autofahren mit einem Hahnenkampf verwechseln, desto sicherer sind die Straßen.
"Angst vor dem Teller"
"Der Belgier hat Angst vor seinem Teller", titelt Le Soir. Einer Umfrage zufolge haben viele Belgier ihr Vertrauen in die Lebensmittelindustrie verloren. Zwei von drei haben in diesem Zusammenhang Angst um ihre Gesundheit.
Es ist schon bezeichnend, dass etwas so Selbstverständliches und Lebensnotwendiges wie die Nahrungsaufnahme inzwischen als Bedrohung empfunden wird, meint Le Soir in seinem Leitartikel.
Schuld sind wohl in erster Linie die Lebensmittel-Skandale der letzten Jahre: Esse ich nicht doch Pferd statt Rind? Ist das Hühnchen überhaupt ein Hühnchen? Dabei sollte der Verbraucher seine Macht nicht unterschätzen. Wenn er beim Kauf von Lebensmitteln so genau hinschauen würde, wie bei der Wahl seines nächsten Smartphones und entsprechend einkauft, dann setzt er ein Zeichen. Die Nachfrage kann nämlich das Angebot bestimmen.
Smog durch Kachelöfen?
"Holzöfen und Offene Kamine sind die größten Feinstaubproduzenten", schreibt De Standaard auf Seite eins. Hier werden also die Dieselmotoren als Schadstoffquelle vom ersten Platz verdrängt. Feinstaub gilt ja inzwischen als gesundheitsgefährdend.
Diese Feststellung ist eigentlich längst überfällig, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Überraschend ist wohl eher, dass da nicht früher jemand draufgekommen ist.
Aber so funktionieren eben Politiker: Es ist viel leichter, etwas Abstraktes wie den Verkehr oder den Dieselmotor für Umweltverschmutzung verantwortlich zu machen. Beim Kachelofen sieht die Sache anders aus; hier fühlen sich die Betroffenen direkt angesprochen. Früher oder später dürften Holzöfen aber in der Umweltpolitik ein Thema werden.
Drohungen nach Horror-Grätsche
Auf vielen Titelseiten prangt auch das Foto von Bjorn Ruytinx. Der Fußball-Profi des Erstligisten OH Löwen hat am vergangenen Sonntag seinen Gegenspieler Mehdi Carcela von Standard Lüttich mit einer Horror-Grätsche ins Krankenhaus befördert, wie es unter anderem Het Nieuwsblad formuliert. Seither werden er und seine Familie bedroht.
Het Laatste Nieuws nimmt Ruytinx in seinem Leitartikel in Schutz. Der Spieler hat sich bestimmt nicht von seiner besten Seite gezeigt, doch ist dieser Zwischenfall auch keine Staatsaffäre wert. Seit dem Spiel am Sonntag wird Bjorn Ruytinx quasi durchleuchtet. Aber nicht vergessen: Es ist niemand ermordet worden.
Foto: Roberto Schmidt (afp)