"Die Welt in Trauer", titelt Het Belang van Limburg. "Weltweite Ehrerbietung für einen Unsterblichen", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Die Welt vereint in Trauer", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Fast alle Zeitungen setzen heute Nelson Mandela ein Denkmal. Selbst wenn der Tod des südafrikanischen Volkshelden nicht unerwartet kam, hat er dennoch viele auf dem falschen Fuß erwischt, meint La Libre Belgique. De Standaard nennt Mandela einen "Wunderheiler" und bringt, wie auch La Libre Belgique und La Dernière Heure, eine umfangreiche Sonderbeilage zum Tod von Mandela.
Denkmal für eine Legende
Mandela war eine lebende Legende, notiert Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Er hat enorm viel bedeutet, nicht nur für sein Land, sondern für Afrika insgesamt. Obwohl er 27 Jahre in den Gefängnissen des Apartheid-Regimes saß, hat er nach seiner Freilassung 1990 jegliche Rachegefühle verdrängt. Er hat damit der Welt gezeigt, dass es auch anders geht, dass es auch Frieden geben kann ohne Waffen und Vergeltung. Deswegen verdient er ein Standbild in jedem Land auf diesem Erdball.
Mandela hat mit seinem Charisma und seinem Durchsetzungsvermögen Südafrika auf den richtigen Weg gebracht, glaubt auch Het Belang van Limburg. In seiner unermesslichen Größe hat er die Versöhnung vor die Rache und vor Rassenunterschiede gestellt. Allein deswegen hebt er sich eigentlich schon von den Normalsterblichen ab.
Mandelas durchwachsenes Erbe
Mandelas Rolle im friedlichen Übergang vom rassistisch organisierten Südafrika hin zu einem demokratischen Land ist schlicht und einfach immens, glaubt auch Het Laatste Nieuws. Dieser Prozess war nämlich alles andere als selbstverständlich. Hervorzuheben ist vor allem die sogenannte Wahrheits- und Versöhnungskommission. Daran hätten sich die europäischen Kolonialmächte ein Beispiel nehmen können, etwa die Franzosen in Nordafrika oder die Belgier im Kongo.
Rein politisch betrachtet ist Mandelas Erbe aber eher durchwachsen. Die sozialen Unterschiede in Südafrika sind nach wie vor himmelschreiend. Mandela geht mit Sicherheit als Kämpfer gegen das Unrecht der Apartheid und als großer Versöhner in die Geschichte ein, nicht aber als politischer Visionär.
Südafrika ist noch keine Regenbogen-Nation, bemerkt auch De Morgen. Das gilt aber im Wesentlichen auch für Europa oder Belgien. In den letzten Jahren sind eher gegenteilige Tendenzen zu beobachten: Die Unterschiede werden wieder ausgeprägter, die Schere zwischen Arm und Reich größer. Schlimmer noch: Populistische Propheten brandmarken Mandelas Ideale als politisch-korrekte Naivität. Ideen wie Offenheit oder Dialog gelten als Relikte der Vergangenheit. Mandelas geistiges Erbe ist in der heutigen Zeit mehr als bedroht.
Wo ist der neue Mandela?
Mit Mandela hat die Welt die letzte große politische Führungsfigur des 20. Jahrhunderts verloren, notiert L'Echo. Mandela war ein Hoffnungsträger, stand für eine pragmatische Utopie, ein vereinendes Projekt. In der Zwischenzeit wurde die Welt von der Finanzkrise überrollt, stehen wir vor haushohen Klimaherausforderungen, steckt Europa in der Existenzkrise, ist die Welt irgendwie aus den Fugen geraten. Es fehlt so etwas wie ein Kompass, es fehlen Menschen wie Nelson Mandela.
La Libre Belgique schlägt in dieselbe Kerbe. Wenn Mandela heute so groß erscheint, dann vielleicht, weil man ihn mit den heutigen Verantwortungsträgern vergleicht. Die Führungsfiguren unserer Zeit sind berühmt allenfalls für das was sie sind, nicht aber für ihre Leistungen. Es muss aber neue Mandelas auf dieser Erde geben. Die müssen wir finden, um mit ihnen zusammen die Welt zu verändern.
Di Rupo zieht Bilanz
Innenpolitisch ist Premierminister Elio Di Rupo buchstäblich auf allen Kanälen. Di Rupo gibt ausgiebige Interviews, unter anderem in De Standaard, Het Nieuwsblad, Le Soir und L'Avenir. Darin zieht der Regierungschef eine Bilanz der Arbeit seiner Regierung, exakt zwei Jahre nach ihrer Vereidigung. Und die fällt naturgemäß positiv aus.
"Wir haben eine Titanen-Arbeit geleistet", sagt Di Rupo in L'Avenir. Resultat: "Wir sind die Kraft der Veränderung", sagt der Premierminister in De Standaard - in Anspielung auf das Motto der N-VA. Wenn er seiner Regierung ein Zeugnis ausstellen müsste, dann würde er eine 7,5 auf 10 geben, so der Premier in Het Nieuwsblad.
In Le Soir ruft Di Rupo aber dazu auf, auf diesem Weg zu bleiben: "Die Botschaft des Premierministers: Weitermachen!", so die Schlagzeile von Le Soir. Er warnt insbesondere vor einer neuen Phase der Destabilisierung nach der Wahl 2014.
Von Schritten und Schrittchen
Ist die Bilanz wirklich so toll?, fragt sich De Standaard. Aus frankophoner Sicht hat die Regierung vielleicht tatsächlich viel Veränderung gebracht. Auf flämischer Seite hat man das aber nicht so empfunden. Im Norden des Landes betrachtet man die von Di Rupo beschworenen Schritte allenfalls als Schrittchen. Wirklich strukturell war kaum eine der beschlossenen Maßnahmen. Deswegen tun sich die flämischen Koalitionsparteien auch so schwer damit, die Bilanz der Regierung wirklich überzeugend zu verteidigen.
Le Soir sieht auch diese Gefahr. Zwar hat die Regierung Di Rupo eine durchaus eindrucksvolle Bilanz aufzuweisen. Es bleiben aber einige Herausforderungen: Das belgische Lohnkosten-Handicap, das ungerechte Steuersystem, die hohe Arbeitslosigkeit, die allzu zaghaften sozialen Reformen. Das sind allesamt Steckenpferde der Flamen. Di Rupo und Co. müssen also die Wähler im Norden des Landes davon überzeugen, dass sie in einer möglichen zweiten Amtszeit auf die Wünsche und Forderungen der Flamen eingehen werden.
Rote Teufel "überglücklich"
Für die belgischen Fußballfans gibt es noch ein ganz anderes Thema. "Die Roten Teufel sind überglücklich", titelt Het Laatste Nieuws. Auf vielen Titelseiten ist das Foto von Nationaltrainer Marc Wilmots zu sehen - mit einem wohl eher erleichterten Gesicht...
Überglücklich wegen der gestrigen Auslosung. Belgien bekommt es demnach in der Gruppe H mit drei Gegnern zu tun, die als "machbar" gelten: Algerien, Russland und Südkorea. "Besser konnt' es fast nicht kommen", schreibt Het Laatste Nieuws. Es ist kein wirklich dicker Brocken dabei. Hinzu kommt: Die Roten Teufel haben einen sehr günstigen Spielplan, sie müssen sich keine lange Reise antun, um zum Stadion zu kommen.
Das Grenzecho spricht auf Seite eins von "Losglück". "Das muss ganz einfach klappen", titelt auch Het Nieuwsblad. "Wir dürfen träumen", schreiben Gazet van Antwerpen und L'Avenir. "Die zweite Runde ist Pflicht", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Das ist denn auch der einzige Nachteil dieser Auslosung: Es wird keine Ausrede geben. Wenn die Roten Teufel es in einer solchen Gruppe nicht ins Achtelfinale schaffen, dann hat's an ihnen gelegen...
rop - Bild: Samuel Kubani (afp)