"Ryanair kommt nach Brüssel", titelt Het Nieuwsblad. L'Echo sieht "einen neuen Krieg an Belgiens Himmel". Und L'Avenir meint: "Ryanair kreuzt in Zaventem auf und sorgt für Unruhe".
Eine Meldung aus Italien hat gestern die belgischen Flughäfen überrascht. In Rom kündigte die irische Billigfluglinie Ryanair an, dass sie künftig den Brüsseler Flughafen ansteuern will. Bislang operiert Ryanair in Belgien lediglich von Charleroi aus. Zwischen beiden Flughäfen herrscht ohnehin dicke Luft. Zaventem wirft Charleroi immer wieder unlauteren Wettbewerb durch undurchsichtige Subventionen vor.
"Ryanair muss sich in Brüssel an die Regeln halten"
Um diese Konkurrenz geht es Ryanair-Chef Michael O'Leary aber gar nicht, glaubt L'Echo. Seine Fluggesellschaft steckt in Schwierigkeiten. Andere Billigflieger wie easyJet und die spanische Vueling steuern nämlich große Flughäfen an und nicht nur abseits gelegene Airports wie bisher Ryanair. Allerdings könnten durch den neu entfachten Krieg Kollateralschäden entstehen, befürchtet die Zeitung. Linienfluggesellschaften wie Brussels Airlines könnten dadurch noch mehr Konkurrenz bekommen. Ob der Passagier am Ende davon profitieren wird, ist fraglich - fügt L'Echo hinzu. Außerdem: O'Learys neue Brüsseler Hauptzielgruppe sollen Geschäftsleute sein. Ob die sich auf Ryanairs berühmt-berüchtigten Service einlassen werden, steht ebenso in den Sternen.
L'Avenir bemerkt: Auch der Brüsseler Flughafen reagierte verhalten auf die Ankündigung von Ryanair. Die Verantwortlichen in Zaventem wussten nach eigenen Angaben nichts von den Plänen der irischen Fluggesellschaft. Das ist sehr gut möglich, bemerkt das Blatt, denn die Start- und Landefenster, die sogenannten Slots, werden von einer EU-Behörde vergeben. Wie Het Nieuwsblad berichtet, machte der Airport in Brüssel aber sofort klar: Ryanair sei zwar willkommen, aber nur zu den Bedingungen, die auch für alle anderen Gesellschaften gelten. Es werde keine Nachlässe bei den Start- und Landegebühren geben.
Umstrittene Sterbehilfe
Die meisten Zeitungen berichten über die mögliche Ausweitung der Sterbehilfe auf Minderjährige. Dafür ist eine "alternative Mehrheit" nötig, schreibt De Standaard auf seiner Titelseite. Denn die Christdemokraten von CD&V und CDH sind dagegen. Sie führen ethische und moralische Bedenken ins Feld. Außerdem geht ihnen das Ganze viel zu schnell. Zwar werden die Christdemokraten sechs Monate vor den Wahlen die Regierung nicht stürzen, allerdings dürfte das innerhalb der Koalition zu Spannungen führen. Denn Liberale und Sozialisten befürworten nicht nur den Vorschlag, sie haben ihn im Parlament erst eingebracht. Mit Hilfe der N-VA und der Grünen soll der zuständige Senatsausschuss der Ausweitung der Sterbehilfe auf Minderjährige heute zustimmen.
Le Soir begrüßt den Schritt. Er ist nach Ansicht der Zeitung unerlässlich und dringend notwendig. Der Gesetzesvorschlag ist zudem gut durchdacht, weil wichtige Hürden eingebaut worden sind. So gibt es kein Mindestalter, stattdessen muss der junge Patient urteilsfähig sein und die Eltern müssen zustimmen. Außerdem muss es sich um eine unheilbare physische Erkrankung handeln. Auch De Morgen findet es logisch, dass die aktive Sterbehilfe bei Minderjährigen legalisiert wird. Denn sie ist längst gängige, jedoch bisher noch strafbare Praxis.
La Libre Belgique sieht das jedoch ganz anders: Die Zeitung hält eine gesetzliche Regelung für "unmoralisch". Zudem hätte das Ganze nur Symbolcharakter. Bereits heute handeln die Ärzte verantwortungsbewusst im Dialog mit den kleinen Patienten und deren Eltern. Es ist noch nie zu einer Klage gekommen, warum sollte man daran etwas ändern?, fragt sich La Libre Belgique.
De Morgen findet: Die aktive Sterbehilfe in Belgien hat in den letzten zehn Jahren gezeigt, dass es sich nie einfach nur um schnellgefasste Schwarz-Weiß-Entscheidungen handelt, wie uns die katholische Kirche glauben machen will. In der Realität handelt es sich immer um individuelle Fälle mit einem langen und differenzierten Entscheidungsprozess. Während es den Befürwortern um die freie Entscheidung jedes Einzelnen geht, wollen die Gegner den anderen ihre Moral aufzwingen.
Alkoholkontrollen und künstliche Inseln
Het Laatste Nieuws berichtet über den Start der BOB-Kampagne, der massiven Alkoholkontrollen in Belgien zu Jahresende. Allerdings schlägt die Polizeigewerkschaft Alarm. Wegen Geld- und Personalmangels werden nachts nicht genug Kontrollen durchgeführt. Obwohl aus allen Statistiken hervorgeht, dass die meisten betrunkenen Autofahrer zwischen zwei und drei Uhr nachts unterwegs sind. Auch würden die Kontrollen oft an den falschen Stellen stattfinden.
Um die belgischen Küstenorte vor Stürmen und dem steigenden Meeresspiegel zu schützen, sind künstliche Inseln in der Nordsee die beste Lösung. Das geht aus einer Studie hervor, über die Het Nieuwsblad auf Seite eins berichtet. Während der Bürgermeister des Luxus-Badeorts Knokke bereits von einem zusätzlichen Golfplatz und 5-Sterne-Hotels träumt, befürchten andere Bürgermeister eine optische Beeinträchtigung durch einen hohen Damm.
Foto: Josep Lago (afp, BRF-Archiv)