"Bellens ohne Fallschirm abgeworfen", titeln fast gleich lautend Le Soir und L'Echo. "Die Regierung gönnt Bellens keinen Cent", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Keine Abschiedsprämie für Didier Bellens", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Didier Bellens ist nicht mehr Hauptgeschäftsführer von Belgacom. Die Regierung, die über ihre Aktienmehrheit das Telekom-Unternehmen weiter kontrolliert, hat ihn seiner Ämter enthoben.
Das Maß war voll. Bellens stand in den letzten Wochen und Monaten wegen seiner Provokationen und einer umstrittenen Personalpolitik unter Dauerfeuer. Zuletzt hatte er unter anderem den Staat als seinen Aktionär verunglimpft. Damit hatte er definitiv jeglichen politischen Rückhalt verloren.
Absehbares Ende
Es war die Chronik eines angekündigten Todes, bemerkt dazu Het Belang van Limburg. Der Rauswurf ist keine Überraschung. Spätestens als Bellens den Premierminister mit einem Kleinkind verglich, war der Bogen überspannt. Dabei hatte der Belgacom-Chef nicht immer ganz Unrecht. Der belgische Staat ist bestimmt nicht der einfachste Aktionär. Zu viele Regierungen, zu viele Minister, die jeweils vollkommen unterschiedliche Visionen und Wünsche haben. Denn trotz all seiner Eskapaden war Bellens ein guter Belgacom-Chef.
Jede Scheidung ist auch immer irgendwo eine Tragödie, meint La Libre Belgique. Nach einer gewissen Zeit, in der es zweifelsohne schöne Momente gab, hat sich ein Paar eben mitunter auseinandergelebt. Im vorliegenden Fall hat die Beziehung immerhin etwas mehr als zehn Jahre gehalten. Und wie das häufig so ist, werden die finanziellen Folgen der Scheidung wohl vor einem Gericht ausgefochten. Das ist der Epilog für einen Mann, der für sein großes Talent fürstlich entlohnt wurde.
Wenig Nachsicht mit Bellens
Die anderen Leitartikler sind da längst nicht so nachsichtig. "Kein Mitleid mit Didier Bellens", meint etwa Gazet van Antwerpen. In diesem Land dürfte man wohl keine hundert Menschen finden, die auch nur ein Fünkchen Mitgefühl mit Didier Bellens empfinden. Nicht bei seinen Mitarbeitern und auch nicht in der öffentlichen Meinung. Dafür ist er zu arrogant, sein EQ, sein Emotionsquotient, bewegt sich weit unter dem Gefrierpunkt.
Anscheinend soll Bellens noch kurz vor Toreschluss versucht haben, mit der Regierung zu dealen - nach dem Motto: Gebt mir 800.000 Euro und die Sache ist gegessen. Die Regierung hatte Bellens eigentlich schon viel zu lange faktische Narrenfreiheit eingeräumt. Grund für seinen Rauswurf ist allein die Tatsache, dass er den Premierminister beleidigt hat. Angesichts all seiner vorherigen Fehltritte und dunklen Geschäfte muss man sich da Fragen stellen, so Gazet van Antwerpen.
Het Laatste Nieuws stellt sich bildlich vor, wie wohl Bellens auf seinen Rauswurf reagiert hat: "Yes!", ruft er aus. Er grinst; ballt die Siegerfaust. Ein Korken knallt. Nicht der von einer Flasche Cava, sondern von einem Dom Pérignon Jahrgang 1990. Auch ohne Goldenen Fallschirm wird Bellens wohl eine sanfte Landung hinlegen. Seine Abschiedsprämie wird Bellens vermutlich später von einem Richter zugesprochen bekommen.
Gesucht: bescheidener Nachfolger
Jetzt geht es darum, einen Nachfolger für Didier Bellens zu finden. Die Regierung will da offensichtlich keine Zeit verlieren. Doch gibt es nun eine zusätzliche Hürde: Die Regierung hat Obergrenzen für Managerbezüge in Staatsbetrieben eingeführt. Das wird man noch bereuen, glaubt L'Echo in seinem Leitartikel. Die Politik hat sich offenbar dem Poujadismus gebeugt, hat sich selbst in ein viel zu enges Korsett eingeschnürt.
Für 290.000 Euro brutto pro Jahr wird man keinen würdigen Nachfolger für Bellens finden. Erste mögliche Kandidaten haben schon höflich abgewunken. Im Vergleich zu dem, was potentielle Anwärter jetzt verdienen, ist diese Summe lächerlich. 2,5 Millionen Euro pro Jahr, das ist zu viel, 290.000 sind zu wenig.
Le Soir sieht das ganz anders. Es muss doch möglich sein, einen Manager von Format zu finden, der nicht ein Vielfaches der Bezüge des Premierministers verlangt. Wenn die Regierung es schafft, in dem von ihr vorgegebenen Gehaltsrahmen zu bleiben, dann wäre das zweifelsohne ein Erfolg, den sie sich an die Fahne heften kann. Hier geht es schlicht um einfach um Ethik.
DNA-Datenbank für Neugeborene gefordert
"Nehmen Sie das Erbgut von Neugeborenen", so die Schlagzeile von De Standaard. Das Blatt zitiert hier den Generalprokurator des Königs von Antwerpen, Yves Liégeois. Hinter dieser Forderung versteckt sich der Wunsch nach einer DNA-Datenbank: Man könnte ja schon mal mit allen Neugeborenen und allen Neuankömmlingen anfangen, meint Liégeois. Eine solche Datenbank wäre jedenfalls ein enormer Fortschritt bei der Bekämpfung von Straftaten, ist der Magistrat überzeugt.
Es ist wohl eine Debatte, die früher oder später geführt werden muss, glaubt De Standaard in seinem Leitartikel. Das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit ist in Bewegung geraten. Hier verschieben sich gerade die Grenzen. Dabei muss man wissen: Eine ungesunde Sicherheitsbesessenheit kann zum Totengräber unserer Freiheit werden.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich. Yves Liégois bewegt sich hier hart an der Grenze zum Polizeistaat. Ein DNA-Profil ist keine Nationalregisternummer. Hinzu kommt: Keine Kamera und keine Gendatenbank haben jemals eine Straftat verhindert. Beweis ad absurdum: In Ländern, in denen die Todesstrafe noch besteht, hat die Zahl der Morde auch nicht drastisch abgenommen.
NMC: "Die Wallonie hinkt zehn Jahre hinterher"
L'Echo bringt ein großes Interview mit der Führungsspitze des ostbelgischen Unternehmens NMC. Der Aufsichtsratspräsident Yves Noël kritisiert dabei unter anderem die Arbeitsmarktpolitik in Belgien. Im Vergleich zu Nordeuropa hinke insbesondere die Wallonie gute zehn Jahre hinterher.
Der Königin neue Haare
Blickfang ist heute auch die neue Frisur von Königin Paola. Sie hat jetzt platinblonde, kurze Haare. "Paola überrascht mit neuem Hairstyle", schreibt Het Nieuwsblad. Het Laatste Nieuws weiß es ganz genau: "Das ist der Haarschnitt, den Paola mit 33 Jahren auch schon mal hatte".
rop - Bild: Nicolas Meterlinck (belga)