"Die Fortis-Bank ist nicht mehr belgisch", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. "Fortis jetzt zu 100 Prozent französisch", ergänzt De Standaard auf Seite eins. Le Soir titelt: "Der Staat verkauft seine Anteile für 3,25 Milliarden Euro".
Der Deal ist am Mittwochabend beschlossen worden: Belgien veräußert seine 25-prozentige Beteiligung an der ehemaligen Fortis-Bank. Der französische Mutterkonzern BNP Paribas hat die Anteile gekauft und zahlt dafür über drei Milliarden Euro. Unterm Strich macht der Staat einen Gewinn von 900 Millionen. Belgien kann damit seinen hohen Schuldenberg senken und wieder unter die symbolische 100-Prozent-Marke bringen. Das war dringend nötig, notiert L'Echo. Denn eine Verschuldungsrate, die höher liegt als die jährliche Wirtschaftsleistung - das macht sich schlecht. Auch wenn die Regierung dafür gar nichts kann, bemerkt De Standaard. Vor Ausbruch der Bankenkrise betrug die Staatsschuld noch 80 Prozent. Dann mussten wegen des Missmanagements im Finanzsektor gleich drei Banken vor dem Zerfall gerettet werden.
"Notwendig, aber nicht gut"
Die Fortis-Anteile jetzt zu verkaufen, hält die Zeitung zwar für die richtige Entscheidung, trotzdem kann man nicht von einem guten Geschäft sprechen. Erstens, weil die Franzosen von BNP Paribas die einzigen Kaufinteressenten waren. Und zweitens, weil Belgien unter erheblichem Zeitdruck steht. Beides treibt den Verkaufspreis meist nicht in die Höhe, ist De Standaard überzeugt. Außerdem ist der gewinnbringende Verkauf für uns nur ein kleiner Trost, denn die Verantwortlichen für das Debakel von 2008 sind noch immer nicht verurteilt und schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Ganz zu schweigen von den vielen Kleinaktionären, die damals alles verloren haben.
L'Echo meint: Zur kurzfristigen Senkung der Staatsschuld hatte Belgien keine wirkliche Alternative. Der Verkauf von Anteilen an Unternehmen wie Belgacom oder Bpost wäre unter Zeitdruck ein noch schlechteres Geschäft gewesen, Dexia will niemand kaufen und für die Veräußerung von Belfius ist es noch zu früh. Auch die zehn Prozent, die Belgien an der französischen Muttergesellschaft BNP Paribas hält, hätte es derzeit nicht gewinnbringend loswerden können.
Angst vor Kurseinbruch der Belgacom-Aktie
Het Nieuwsblad titelt: "Entlassung von Belgacom-Chef verschoben aus Angst vor Einbruch des Aktienkurses". Die eigentlich für heute geplante Entscheidung über die Zukunft von Didier Bellens hat der Ministerrat auf Freitagabend verlegt - und zwar nach Schließung der Börse.
Le Soir geht davon aus, dass Bellens nach seinen zahlreichen Patzern tatsächlich gefeuert werden wird. Alles scheint gegen den Mann zu sprechen, der die Regierung letzte Woche beschimpft und Premierminister Di Rupo mit einem Kleinkind verglichen hatte. In der Zeitung äußert sich Didier Bellens heute zum ersten Mal zu den Vorwürfen. Seine Aussagen seien aus dem Kontext gerissen worden. Der ganze Wirbel tue ihm leid und sei nicht seine Absicht gewesen. Er habe stets für das Wohl des Unternehmens und seiner 15.000 Mitarbeiter gehandelt und will deshalb Belgacom nicht verlassen.
De Morgen bemerkt: Bislang unklar ist die Höhe der Abfindung. Möglicher Nachfolger könnte Ray Stewart werden. Der Amerikaner ist derzeit die Nummer Zwei bei Belgacom.
Eiertanz des wallonischen Parlaments
Alle französischsprachigen Blätter befassen sich mit der Affäre Wesphael. Das wallonische Parlament in Namur hat die Aufhebung der parlamentarischen Immunität des Abgeordneten Bernard Wesphael am Mittwoch gebilligt. Der Politiker wird verdächtigt, seine Frau getötet zu haben und sitzt in Untersuchungshaft. Le Soir spricht von einer weisen Entscheidung. Man stelle sich mal vor, die anderen Abgeordneten hätten der Freilassung eines unter Mordverdacht stehenden Kollegen aus der Untersuchungshaft zugestimmt. Sofort hätte der Vorwurf einer Zwei-Klassen-Justiz im Raum gestanden.
La Libre Belgique sieht das anders: Wie auch immer die Sache ausgeht, Wesphael ist bereits vorverurteilt worden. Die parlamentarische Immunität bleibt heutzutage dennoch notwendig, um einen Eingriff der Justiz in die Politik zu verhindern. Man denke nur an die Affäre Trugsnack, in der ein notorischer Lügner Elio Di Rupo zu Unrecht der Pädophilie bezichtigt hatte. Die Sache stellte sich bekanntlich als Hirngespinst heraus.
Auch L'Avenir findet: Der Eiertanz, den das wallonische Parlament aufgeführt hat, ist nur schwer nachzuvollziehen und weist schizophrene Züge auf.
Warum wir für die Philippinen spenden und für Syrien nicht
Sechs Tage nach dem verheerenden Taifun auf den Philippinen berichten alle Zeitungen über die Hilfsmaßnahmen vor Ort. Hierzulande haben verschiedenen Organisationen einen großen Spendenaufruf gestartet. Het Laatste Nieuws schreibt: Die Chancen stehen gut, dass dabei sehr schnell viel Geld zusammenkommt. Im Gegensatz zu Syrien ist die Spendenbereitschaft für die Philippiner groß. Das hat laut Experten mehrere Gründe: Es handelt sich um eine Naturkatastrophe, dazu um einen Orkan von bislang ungekannter Stärke, und die Katastrophe hat sich am Jahresende, also kurz vor der Weihnachtszeit, abgespielt.
De Morgen ruft seine Leser deshalb auf: Seid großzügig zu den Opfern auf den Philippinen, aber vergesst die zwei Millionen syrische Flüchtlinge nicht.
Archivbild: Kristof Van Accom (belga)