"Die Jagd auf Didier Bellens ist eröffnet", titelt De Standaard. La Libre Belgique meint: "Alle Zeichen stehen auf Rauswurf des Belgacom-Chefs". L'Echo schreibt: "Das Ende der Ära Bellens ist in Sicht". "Fünf Tage, um ihn loszuwerden", hält Le Soir fest.
Die Saga um den umstrittenen Geschäftsführer von Belgacom geht in eine neue Runde: Der Minister für öffentliche Betriebe, Jean-Pascal Labille, spricht von einem groben Fehler von Bellens, für Vizepremierminister Didier Reynders ist das Vertrauen zerstört. Am Donnerstag will die Regierung über das Schicksal von Didier Bellens entscheiden.
Ein Mittelfinger zu viel
Die Liste der Verfehlungen ist lang: Bellens war in den letzten Monaten bereits mehrmals negativ aufgefallen. Am Donnerstag hatte er die Regierung öffentlich beschimpft und Premierminister Elio Di Rupo mit einem Kleinkind verglichen. Gestern hat Bellens noch eins drauf gesetzt, schreibt De Morgen auf Seite eins. Het Belang van Limburg führt aus: Bellens beförderte seine Assistentin und verschaffte ihr einen Direktorenposten bei Belgacom. Diese Aktion wertet die Zeitung als ausgestreckten Mittelfinger von Bellens in Richtung Regierung.
Die Gnadenfrist muss ein Ende haben, meint Het Nieuwsblad. Dieser Mann ist untragbar geworden und gehört sofort vor die Tür gesetzt. Der Rauswurf könnte ganz schön teuer werden, rechnet Gazet van Antwerpen vor. Die Abfindung von Bellens könnte nämlich bis zu 4,2 Millionen Euro betragen.
L'Avenir bemerkt: Die Regierung befindet sich in einem Dilemma. Bellens behalten ist undenkbar, ihn feuern könnte teuer werden. Das Kabinett hat sich deshalb noch einige Tage Zeit gegeben und prüft die Möglichkeit einer fristlosen Entlassung des unbeliebten Managers. Die muss aber rechtlich wasserdicht sein, um Schadenersatzforderungen von Seiten Didier Bellens' zu vermeiden. La Libre Belgique kann das nicht nachvollziehen: Wie kann es sein, dass in einer so heiklen Angelegenheit die Modalitäten eines Rauswurfs nicht schon längst geklärt worden sind?
Grenzen aufzeigen
L'Echo beleuchtet sowohl die positiven als auch die negativen Qualitäten von Bellens. Belgacom hat er zwar saniert, der Erfolg scheint ihm dabei aber zu Kopf gestiegen zu sein. De Morgen fügt hinzu: Bellens gehört zu der Kategorie Menschen, die sich selbst für den Mittelpunkt des Universums halten. Ihm müssen seine Grenzen aufgezeigt werden, selbst wenn das teuer wird.
Bevor die Regierung Bellens kündigt, sollte sie aber einen würdigen Nachfolger für ihn haben, findet Le Soir. Belgacom ist ein wichtiges Unternehmen für die belgische Wirtschaft. Es beschäftigt 15.000 Menschen und hat einen Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro.
La Libre Belgique meint: Der Staat hat keinen Grund mehr, Mehrheitsaktionär von Belgacom zu bleiben, denn trotz dieser eigentlich bestimmenden Position hat er es nicht geschafft, seinen Einfluss geltend zu machen. Deswegen schlägt das Blatt vor, bis zu zehn Prozent der Anteile zu verkaufen. Das würde viel Geld einbringen, das man dazu nutzen könnte, um die Staatschuld abzubauen.
De Standaard geht sogar noch einen Schritt weiter: Belgacom sollte kein öffentliches Unternehmen mehr sein. Der Staat spielt derzeit nämlich eine schizophrene Rolle. Einerseits muss er die Verbraucher schützen, andererseits will er als profitgieriger Mehrheitsaktionär so viel Gewinn wie möglich machen. Der Staat sollte sich im Sinne der Verbraucher und der Wirtschaft für eine komplette Privatisierung entscheiden. L'Avenir ist jedenfalls gespannt, wie die Regierung aus der Falle entkommen will, die Didier Bellens ihr gestellt hat.
Turtelboom hält Regierung mit N-VA für möglich
Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen bringen ein Interview mit Justizministerin Annemie Turtelboom. Die Open VLD-Politikerin hält - anders als viele Parteikollegen - nach den Wahlen eine Regierung mit der N-VA doch für möglich. Sie ist die erste Politikerin des Landes, die sich eine Zusammenarbeit mit den Nationalisten vorstellen kann. Allerdings muss die N-VA von ihren institutionellen Reformplänen absehen. Im Klartext: Während der nächsten Legislaturperiode dürfe nicht über eine weitere Staatsreform verhandelt werden. Turtelboom will das föderale Belgien nicht weiter aushöhlen.
Fast alle Zeitungen berichten über die erste Auslandsreise von König Philippe und Königin Mathilde. Sie waren gestern in den Niederlanden zu Gast. "Zu Besuch bei Freunden", titelt Het Nieuwsblad und berichtet über einen entspannten Tag bei Willem-Alexander und Maxima in Den Haag.
Die Uniklinik Brüssel baut für eine Million Euro eine Villa, in die Patienten ihre Haustiere mitbringen können - schreibt Het Laatste Nieuws. Medizinische Studien haben ergeben, dass die Tiere den Genesungsprozess beschleunigen können. Das Haus soll nach Samson benannt werden, dem Hund aus einer bekannten belgischen Kinderserie.
Bild: Eric Lalmand (belga)