"Wer stoppt Didier Bellens?", fragt sich Le Soir auf Seite eins. "Bellens fordert die Regierung heraus", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Es wird eng für Didier Bellens", schreibt L'Echo auf seiner Titelseite.
Belgacom-Chef Didier Bellens hat erneut Schlagzeilen produziert. Bei einem Empfang in einem Brüsseler Business-Club nahm er in Gegenwart von befreundeten Geschäftsleuten kein Blatt vor den Mund. Der belgische Staat sei der schlechteste Aktionär, mit dem er jemals zu tun hatte. Und Premierminister Elio Di Rupo warte auf die Belgacom-Dividenden wie ein Kleinkind auf sein Nikolaus-Geschenk. Dass auch Journalisten anwesend waren, schien Bellens dabei nicht zu stören. Man sollte meinen, Bellens lege es darauf an, vor die Tür gesetzt zu werden, glaubt Le Soir. Het Laatste Nieuws sieht den Belgacom-Chef schon "an der Schwelle zum Rauswurf". Schließlich wurde er für heute vom Minister für Staatsbetriebe, Jean-Pascal Labille, einbestellt. Labille will Bellens offenbar zur Ordnung rufen. Bellens gibt sich aber in Het Nieuwsblad unbeeindruckt: "Es gibt Schlimmeres im Leben, als entlassen zu werden", wird er zitiert.
"Bellens muss weg!"
Viele Leitartikler brechen den Stab über Didier Bellens. Besonders deutlich ist das Börsenblatt L'Echo. Der Staat muss Bellens seines Amtes entheben, fordert L'Echo. Sein Name steht inzwischen nur noch für Negativwerbung für Belgacom. Bellens ist nur noch eine wandelnde Provokation und damit unwürdig, einen Staatsbetrieb zu führen. Jeder seiner Angestellten, der sich auch nur ansatzweise so wie sein Chef verhalten würde, würde postwendend an die Luft gesetzt. Didier Bellens muss weg. Und seine Abfindung sollte man ihm nicht zahlen. Er kann sie ja vor Gericht einklagen.
Stichwort: Abfindung. Genau das macht Didier Bellens derzeit noch faktisch unantastbar, stellt Het Nieuwsblad fest. Ihm steht ein Goldener Fallschirm im Gegenwert von rund zwei Millionen Euro zu. Und niemand in der Regierung will ihm den Gefallen tun und ihm die Prämie zugestehen. Und das nutzt Bellens schamlos aus. Er drohte sogar schon damit, dem Staat die Dividenden zu streichen. Die Regierung muss unbedingt einen Weg finden, diesen Mann zu packen. Zumindest sollte man jetzt schon dafür sorgen, dass sich sein Nachfolger nicht mehr so schamlos aufführen kann.
"Ein starkes Signal!"
Zu viel ist zu viel, meint auch La Libre Belgique. Bellens ist zwar nach einhelliger Meinung ein wahres Genie mit einer fast überbordenden Intelligenz. Mit seiner Arroganz und Süffisanz hat er aber die Grenzen überschritten. Offensichtlich ist es so etwas wie die Flucht nach vorn: Bellens setzt alles auf eine Karte, weil er ohnehin weiß, dass sein Mandat niemals verlängert würde.
Der Staat muss hier ein Zeichen setzen, glaubt Het Laatste Nieuws. Bellens hat den Premier mit einem Kleinkind verglichen. Welcher Regierungschef mit einem Minimum an Selbstwertgefühl lässt sich eine solche öffentliche Beleidigung bieten? Was hindert uns daran, diesen Mann in die Wüste zu schicken? Und wenn man dafür Geld auf den Tisch legen muss, wen kümmert es? Es wäre vielleicht ein teures, aber nichtsdestotrotz ungemein starkes Signal.
Le Soir sieht da noch eine andere Alternative. Wenn Bellens Mumm hätte, Größe zeigen will, dann tritt er freiwillig ab und hält dabei nicht die Hand auf. Er muss doch selber einsehen, dass es so nicht weitergehen kann. Belgacom ist kein Unternehmen mehr, sondern eine Reality-Show auf Sandkasten-Niveau. Bellens muss einfach nur seinem Minister Labille sagen, dass das Vertrauen zerstört ist und dass er seine Konsequenzen daraus zieht. Frage ist, ob da die Aussicht auf eine Millionenprämie nicht doch stärker ist.
"Weltfremde Königsfamilie"
Um Geld geht es auch noch in einer anderen Geschichte, die die Zeitungen heute beschäftigt. Die Regierung hat ja am Donnerstag dem angeblichen Wunsch des zurückgetretenen Königs Albert nach einer Aufstockung seiner Dotation eine Absage erteilt. Die Regierung hat kein Verständnis für den bettelnden König, fasst es De Standaard zusammen.
Das Königshaus ist weltfremd, donnert Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. 923.000 Euro pro Jahr reichen den Herrschaften nicht? Dann müssen sie eben an ihr Sparbuch gehen, wie so viele andere ältere Belgier. Es ist doch nicht Aufgabe des Steuerzahlers, den Sprit für die Jacht des Königs zu zahlen. Diese gesellschaftliche Isolation bedroht auf Dauer den Fortbestand der Monarchie.
Die Königsfamilie hat offensichtlich noch nicht verstanden, dass auch die Finanzierung der Monarchie sich jetzt in einen gesetzlichen Rahmen einbettet, konstatiert L'Avenir. Kein Kuhhandel mehr in Hinterzimmern; keine diskreten Hintertürchen, über die man dann doch die Jacht auf Staatskosten auftanken kann. Insgesamt hat Albert sich und der Institution, für die er nach wie vor steht, jedenfalls keinen Gefallen getan.
140 Zeichen ergeben eine Börsenblase
"Reich werden in 140 Zeichen", so derweil die Schlagzeile von De Morgen. Die Rede ist vom Börsengang des Internet-Kurznachrichtendienstes Twitter, der ungemein erfolgreich war. "Twitter ist die neue Internetblase", warnt aber De Standaard auf Seite eins und führt in seinem Leitartikel aus: Was aus dem Homo sapiens so eine amüsante Tierart macht, ist die Tatsache, dass er nichts hinzulernt. Im vorliegenden Fall machen die Anleger offensichtlich keinen Unterschied zwischen der Attraktivität eines Unternehmens und dessen Geschäftsmodell. Konkret: Twitter hat noch nie Gewinne gemacht. Und doch stürzt sich die Welt auf seine Aktien. Mit einem Mal ist Twitter 25 Milliarden Dollar wert. Dieser Wert enthält aber ein gehöriges Maß an Träumen und Wunschvorstellungen.
Krankenhauszuschläge und die Affäre Wesphael
La Libre Belgique bringt heute "die Hitparade der Krankenhäuser, die am meisten aufschlagen". Es ist die christliche Krankenkasse, die dieses Barometer veröffentlicht hat. Und da liest man schon beeindruckende Zahlen. Schaut man sich eine Durchschnittsrechnung an, dann kann in Brüssel zum Beispiel ein zusätzlicher Betrag von rund 3.500 Euro allein wegen der Honorarzuschläge fällig werden.
"Alles weist auf Mord aus Eifersucht", titelt Het Nieuwsblad. Hier geht es wieder einmal um die Affäre Bernard Wesphael. Der soll ja seine Frau ermordet haben. Und anscheinend hat Wesphael seine Frau dabei ertappt, wie sie mit ihrem Ex-Liebhaber telefonierte. "Rasend vor Wut nach einem Anruf des Liebhabers", so auch die Schlagzeile von La Dernière Heure. Die Ereignisse in dem Hotelzimmer von Ostende vom Donnerstag vergangener Woche sollen heute am Ort des Geschehens nachgestellt werden.
Archivbild: Johanna Geron (belga)