"Das Rätsel um die Wesphaels bleibt riesengroß", titelt L'Avenir. Was ist wirklich geschehen zwischen dem Politiker und seiner Frau, fragt das Blatt auf Seite eins. Het Nieuwsblad bemerkt: "Alles spricht gegen Wesphael, aber er leugnet weiter". "Der wallonische Abgeordnete Bernard Wesphael wird verdächtigt, seine Frau getötet zu haben", berichtet das Grenz-Echo.
Der leblose Körper von Véronique Pirotton war am Donnerstagabend in einem Hotelzimmer in Ostende entdeckt worden. Wesphael und seine Frau verbrachten dort die Herbstferien. Am Abend sollen sie ausgegangen sein und sich gestritten haben, wie Zeugen berichten. Die Obduktion hat am Wochenende ergeben, dass Pirotton durch Gewalteinwirkung zu Tode gekommen ist.
Gegenüber seiner Tochter hat Bernard Wesphael die Tat am Sonntag erneut abgestritten. Er spricht vom Selbstmord seiner Frau. "Ich habe sie nicht umgebracht", wird Wesphael in Het Nieuwsblad zitiert. Die Zeitung notiert: Es sieht jedoch schlecht aus für den Politiker. Die Indizien sprechen gegen ihn. Er war der einzige im Hotelzimmer und hat zudem widersprüchliche Aussagen gemacht.
"Es gilt die Unschuldsvermutung"
L'Avenir ruft zur Zurückhaltung auf. "Weder Sie noch wir waren zur Tatzeit anwesend", wendet sich die Zeitung an die Leser. Es steht uns also nicht zu, über die mögliche Schuld des Verdächtigen zu urteilen. Das ist einzig und allein Aufgabe der Justiz. La Libre Belgique findet ebenfalls: Bis zur Verurteilung gilt hierzulande die Unschuldsvermutung, auch für den Politiker Wesphael.
Het Laatste Nieuws schreibt: Es ist das allererste Mal in der Geschichte Belgiens, dass ein Parlamentarier wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzt. Eigentlich gilt für Abgeordnete die parlamentarische Immunität und kann die Staatsanwaltschaft nicht einfach so gegen sie ermitteln. Doch das gilt im vorliegenden Fall nicht, wenn nämlich der verdächtige Politiker am Tatort anwesend ist.
Juristisch könnte das allerdings noch für Probleme sorgen, da Wesphael nicht buchstäblich auf frischer Tat ertappt worden ist, meint Het Laatste Nieuws. Am Dienstag muss die Ratskammer von Brügge entscheiden, ob sie die Untersuchungshaft für Bernard Wesphael verlängert.
"Mit 69 Jahren zu alt fürs politische Geschäft"
Wie Le Soir und De Standaard berichten, zieht sich Brüssels Bürgermeister Freddy Thielemans aus der Politik zurück. Das Gerücht gab es schon länger, jetzt scheint es offiziell: Montagabend wird Thielemans im Stadtrat seinen Rücktritt einreichen. Nachfolger soll Mitte Dezember der PS-Abgeordnete und langjährige Leiter des Brüsseler Sozialamtes, Yvan Mayeur, werden.
Thielemans war seit 2001 Bürgermeister von Brüssel. Der 69-jährige Sozialist gibt im Gespräch mit den Zeitungen an, Platz machen zu wollen für jüngere Kollegen. Im kommenden Jahr stehen wichtige Wahlen an, das sei nichts mehr für jemanden, der am Ende seiner politischen Laufbahn stehe, so Thielemans. Hinter vorgehaltener Hand wird er allerdings als amtsmüde beschrieben.
Seine Gegner werfen ihm jetzt Betrug am Wähler vor, weil er vor einem Jahr bei der Kommunalwahl nichts von einem frühzeitigen Austritt gesagt hatte. Ähnlich sieht es auch Le Soir: Mit 69 Jahren findet der urwüchsige Sozialist, dass er zu alt ist fürs politische Geschäft. Wohl bemerkt mit 69, nicht mit 68 vor einem Jahr. Da sah Thielemans die Sache noch ganz anders.
In Wirklichkeit ist es aber so: Die Brüsseler PS war im Vorfeld der Wahl geteilter Meinung über einen erneuten Einsatz von Thielemans als Spitzenkandidat, ist die Zeitung überzeugt. Die einen wollten seine Beliebtheit noch einmal nutzen, die anderen hatten mehr Ehrlichkeit und Transparenz gefordert.
"Was will die N-VA?"
Het Belang Van Limburg befasst sich mit den widersprüchlichen Aussagen der N-VA-Spitzenpolitiker. Für Bart De Wever können die flämischen Nationalisten einer Regierung beitreten, auch ohne dass die Konföderalismus-Pläne zeitnah umgesetzt werden. Ben Weyts und Jan Jambon sehen das grundlegend anders. Sie wollen zuerst eine Absichtserklärung der anderen Parteien zum Konföderalismus, bevor sie einer Mehrheit beitreten.
Was will die N-VA eigentlich?, fragt sich das Blatt. Auch hier muss die Partei für Klarheit sorgen. De Morgen meint: Selbst wenn die N-VA bei der nächsten Wahl 30 Prozent der Stimmen holt, braucht sie Partner, und zwar auf beiden Seiten der Sprachengrenze. Diese Partner werden die Nationalisten aber nicht finden, denn der Konföderalismus à la N-VA ist kein logischer Schritt nach sechs Staatsreformen, sondern eine radikale Zäsur.
So sieht es auch De Standaard: Die Augen der N-VA bleiben vorrangig auf das Ende Belgiens gerichtet, nicht auf wirtschaftliche und soziale Reformen.
Günstiger Strom und belgischer Oscar?
Gazet Van Antwerpen bemerkt, dass der Vorschlag zur Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom wieder auf dem Regierungstisch liegt. Eine Expertengruppe der Nationalbank hat ausgerechnet, dass die niedrigeren Steuern nicht nur die Preise sinken lassen, sondern auch die Lohnkosten um 500 Millionen Euro entlasten, weil eine automatische Indexanpassung dadurch ausbleiben würde.
Het Laatste Nieuws schreibt: Der belgische Film "The Broken Circle Breakdown" sorgt bei Kritikern in den USA derzeit für Furore. Die New-York Times war gestern voll des Lobes für die flämische Schauspielerin Verlee Baetens. Beobachter glauben, dass der Film und die Schauspielerin für einen Oscar nominiert werden könnten.
ak - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)