"Die N-VA will Belgien bis aufs letzte Hemd ausziehen", titelt De Standaard. Le Soir schreibt: "De Wever will den belgischen Staat zusammenschrumpfen". Het Laatste Nieuws meint: "Wenn es nach der N-VA geht, soll nach der Wahl im kommenden Jahr fast alles gespalten werden". Belgien soll im konföderalen Modell der Partei zwar weiter bestehen bleiben, aber viel wird davon nicht übrig bleiben, fasst es die Zeitung zusammen.
Die flämischen Nationalisten haben am Montag die ersten Punkte ihres Parteiprogramms für 2014 vorgestellt. Im Mittelpunkt standen dabei soziale und wirtschaftliche Themen. Het Nieuwsblad findet: "Die N-VA hat sich für einen rechten, harten und ultraliberalen Kurs entschieden." Das Blatt nennt einige Beispiele: Die Staatsausgaben sollen drastisch gekürzt werden, dafür sollen die Steuern für Bürger und Unternehmer sinken. Die automatische Lohn-Index-Bindung soll wegfallen, Arbeitslose sollen nach zwei Jahren kein Anrecht mehr auf Arbeitslosengeld haben. Für Parteichef Bart De Wever ist das Programm sehr sozial. Für Arbeitssuchende könnten dadurch Jobs geschaffen werden, und wer arbeitet, wird entlastet.
Het Laatste Nieuws findet die Vorschläge gar nicht so revolutionär. Sie könnten auch von den Liberalen stammen. Allerdings gibt es einen Unterschied: Die Einen leben in ihrer Traumwelt, die Anderen in der Realität.
Was bleibt von Belgien übrig?
Wie Belgien nach der Wahl aussehen soll und was mit Brüssel geschieht, darüber wollen die flämischen Nationalisten am Mittwoch mehr Auskunft geben. Allerdings ahnt L'Echo nichts Gutes: Die Armee, der Kassationshof und die Mehrwertsteuer sollen föderal bleiben, alles andere soll an die Teilstaaten gehen. Konkret heißt das: Bis auf die Soldaten, die Roten Teufel, die Nummernschilder und die Personalausweise wird es kein Belgien mehr geben. Wir fragen uns noch immer, ob das ein Witz sein soll, schreibt L'Echo.
Gazet van Antwerpen fragt sich: Wie will die N-VA ihre Projekte eigentlich finanzieren? Und: Mit wem will sie ihr Programm durchsetzen? Alle anderen Parteien haben ja bereits klargemacht, dass sie nicht so weit gehen wollen. Die Nationalisten müssten schon unumgänglich sein, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Diese Zeiten gehören jedoch der Vergangenheit an, meint De Standaard. Die euphorische Phase, in der die N-VA glaubte, ihre Ideen allen anderen aufzwingen zu können, ist vorbei. De Morgen notiert: Noch in einem anderen Punkt muss die N-VA für Klarheit sorgen. Welche Rolle will der Parteivorsitzende und Bürgermeister von Antwerpen, Bart De Wever, künftig spielen?
"N-VA will von internen Querelen ablenken"
Le Soir bemerkt: Die N-VA will alle Probleme lösen, indem sie aus Belgien einen konföderalen Staat macht. Für die Französischsprachigen ist das jedenfalls inakzeptabel. Auch La Libre Belgique stimmt dem zu. Es wäre naiv zu glauben, uns würde es besser gehen, wenn die Teilstaaten deutlich mehr Zuständigkeiten hätten.
L'Avenir findet die Kommunikation der N-VA erstaunlich. Die Nationalisten sprechen zuerst über die Themenbereiche Soziales und Wirtschaft, und erst morgen über ihre Kernforderung, die institutionellen Zukunftspläne. Das zeugt von den Spannungen innerhalb der Partei, ist das Blatt überzeugt. Außerdem will die N-VA während der Allerheiligen-Ferien die Aufmerksamkeit auf ihr Programm lenken, und nicht mehr Schlagzeilen mit ihren Querelen machen.
Herbststurm und Notfallpläne für WM
De Standaard berichtet über Herbststurm Christian, der in den letzten Tagen über Europa hinweggefegt ist. Die traurige Bilanz bisher: zwölf Tote und erheblicher Sachschaden. Hierzulande haben wir eher Glück gehabt. Jedoch berichtet Het Belang van Limburg über zahlreiche umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer. Het Nieuwsblad macht mit beeindruckenden Bildern von der belgischen Küste auf, wo zwei große Zelte weggeweht wurden. Und mit einem umgestürzten 13-stöckigen Gerüst an einem Hochhaus bei Antwerpen.
Wie Gazet van Antwerpen berichtet, geht die Bombendrohung von Montag an der Universität Antwerpen auf das Konto von Islamisten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft tragen Inhalt und Form der Droh-E-Mails eindeutig die Handschrift von radikalen Moslems. Die Uni hatte aus Sicherheitsgründen alle Gebäude räumen lassen. Knapp 18.000 Studierende und Dozenten mussten evakuiert werden.
Het Laatste Nieuws schreibt auf Seite eins, dass die belgische Botschaft in Brasilien bereits an Notfallplänen für die Fußball-WM 2014 arbeitet. Bis zu 4.000 Belgier werden dort erwartet. Das Problem: Kriminelle haben es besonders auf ausländische Touristen abgesehen. Brasilien gehört mit 130 Morden am Tag zur weltweiten Spitzengruppe, was Kriminalität betrifft.
Bild: Eric Lalmand (belga)