"Bleiben Sie drinnen bis nach dem Mittag", mahnt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Hintergrund ist der Sturm, der seit der Nacht über das Land hinwegfegt. Es werden Windböen von bis zu 120 km/h erwartet. "Es wird sicher Schäden geben", orakelt der VRT-Wetterfrosch Frank Deboosere in Het Nieuwsblad. "Die Straßen werden heute gefährlich glitschig", so auch die Schlagzeile von Gazet Van Antwerpen. Neben dem starken Wind sorgen auch Blätter heute für heikle Verkehrsbedingungen.
"Magic und Loss"
Auf fast allen Titelseiten prangt heute aber das Foto von Lou Reed. Der Rockmusiker starb gestern im Alter von 71 Jahren. "Eine Rocklegende ist von uns gegangen", so die Schlagzeile von Le Soir. Lou Reed war erst in den 1960ern, zusammen mit John Cale, das Gesicht von der legendären Band "The Velvet Underground". Danach machte er eine erfolgreiche Solo-Karriere. Lou Reed hat die Rockmusik verändert. "Ohne Lou Reed hätte die Jugend von Millionen Menschen anders geklungen", schreibt De Morgen auf Seite eins. Selbst der seriöse Standaard hat heute ein großes Foto von Lou Reed auf Seite eins. "Magic and Loss", schreibt das Blatt: "Magie und Abschied".
Het Nieuwsblad hebt einen anderen Aspekt des Lebens von Lou Reed hervor: "Dahingerafft durch Drogen und Alkohol", so die Schlagzeile.
100 Tage König Philippe
"Die 100 Tage von Philippe und Mathilde", schreibt Le Soir auf Seite eins. Der neue König ist heute nämlich genau 100 Tage im Amt. Le Soir zieht also eine erste Bilanz in Form von zehn Schlussfolgerungen, die sich schon jetzt herauskristallisiert haben. Quintessenz: Es weht ein neuer Wind durch den Palast.
Doch sollte man auch die Lehren aus dem Thronwechsel ziehen, mahnt Le Soir in seinem Leitartikel. Der Thronverzicht von König Albert dem Zweiten fiel quasi vom Himmel. Die Nachfolge war nicht wirklich vorbereitet. Die Regierung hatte sich immer geweigert, auch nur darüber nachzudenken. Hinzu kommt: Albert hat seinen Sohn nie wirklich an das Amt herangeführt. Philippe hätte längst an den politischen Aspekten seiner künftigen Aufgabe beteiligt werden müssen. Da kann man nur hoffen, dass der nächste Stabwechsel intelligenter geplant wird.
Didier Bellens "geisteskrank"?
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem zwiespältigen Umgang der frankophonen Sozialisten PS mit gut verdienenden Managern, die den PS-Stempel tragen. Gemeint ist damit Belgacom-Chef Didier Bellens aber auch Pascale Peraita, die Geschäftsführerin der Obdachslosenorganisation SamuSocial. Wie unlängst bekannt wurde, verdient Peraita pro Jahr fast 200.000 Euro. Die Information sorgte für einen Sturm der Entrüstung. Die PS hält aber bislang ihre schützende Hand über Pascale Peraita.
Demgegenüber schießt die PS aus allen Rohren auf Didier Bellens. Am Wochenende diagnostizierte PS-Vizepremierministerin Laurette Onkelinx dem Belgacom-Chef eine "Geldabhängigkeit, die fast schon die Ausmaße eines gesundheitlichen Problems angenommen habe".
Hier geht Laurette Onkelinx zu weit schimpft La Libre Belgique. Man kann nicht den Geisteszustand einer Person in Frage stellen. Das ist ein Angriff ad hominem. Onkelinx spielt den Mann. Und außerdem ist das scheinheilig: Die Regierung hat Bellens auf seinen Stuhl gesetzt und hält auch die Mehrheit im Aufsichtsrat von Belgacom. Wenn Bellens zu viel verdient, dann, weil die Politik das Ruder aus der Hand gegeben hat.
Scheinheilige PS
So so! Jetzt hat die PS also bei Didier Bellens einen akuten Fall von Geldabhängigkeit festgestellt, frotzelt Het Nieuwsblad. Dass Pascale Peraita ausgerechnet bei einer Obdachslosenorganisation über 190.000 Euro verdient, ist dagegen kein Problem. Dabei ist diese Geschichte geradezu himmelschreiend. Es kann doch nicht sein, dass eine Organisation, die sich um die Allerschwächsten in der Gesellschaft kümmert, einen ansehnlichen Teil ihres Budgets in das Gehalt ihrer Chefin stecken muss. Das ist ein Schlag ins Gesicht für die vielen Ehrenamtlichen, die in diesem Sektor arbeiten. Wenn man schon von Pathologien spricht: Krank ist allenfalls ein Staatsapparat, der, sobald man nicht hinschaut, gleich zum Selbstbedienungsladen mutiert. Der Staat sägt hier an dem Ast auf dem er sitzt.
De Standaard bescheinigt der PS denn auch Doppelmoral: Die Sozialisten bleiben ihren Schützlingen treu. Und das gilt sogar für Didier Bellens. Onkelinx scheint den Belgacom-Boss für geisteskrank zu halten. Stellt sich nur die Frage: Warum ist er dann noch im Amt?
Handy-gate: naive Europäer
"Obama unter deutschem Beschuss", titelt De Standaard heute. "Merkel ausgehorcht, und Obama ließ es gewähren", so die Schlagzeile von Le Soir. Am Wochenende hieß es ja unter anderem, dass das Telefon von Angela Merkel schon seit 2002 abgehört wurde. Damals war George Bush noch Präsident. Unter Obama blieb es aber bei diesen Praktiken; und Obama soll von der Bespitzelung gewusst haben.
Das Image von Barack Obama hat damit einen fetten Kratzer abbekommen, urteilt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Als Obama nach dem Cowboy George Bush an die Macht kam, haben alle auf Veränderungen gehofft, mehr Respekt für den Rest der Welt. Das war wohl ein Irrglaube. Die Amerikaner halten sich weiterhin für die Weltpolizei und glauben, dass sie sich alles erlauben können;
Mit der Handygate-Affäre ist die schlimmstmögliche Datenschutzverletzung Realität geworden, glaubt De Morgen. Kein europäischer Spitzenpolitiker darf sich noch außerhalb der Reichweite der großen amerikanischen Ohren wähnen. Und doch sind und bleiben die Europäer schrecklich naiv. Wer glaubt denn, dass ein Verhaltenskodex für die Geheimdienste irgendetwas ändern wird? Man wird wohl mit der Spionage leben und sich darauf einstellen müssen.
"Die Scheidung des Jahrhunderts"
Viele Zeitungen berichten heute über die "Scheidung des Jahrhunderts", wie es De Morgen formuliert. Nach 40 Jahren beendet das Fastfood-Unternehmen Mc'Donalds seine Zusammenarbeit mit Heinz Ketchup. Was das für geschmackliche Auswirkungen hat, sei dahingestellt. Für die Mitarbeiter der Heinz-Niederlassung in Turnhout ist das eine schlechte Neuigkeit. Sie fürchten jetzt um ihre Jobs.
Bild: Jose Jordan (afp)